KRITISCH BETRACHTET
von Vivienne – Juni 2003
Ausländerfeindlichkeit????
Wenn Sie Stammleser von mir sind, ist Ihnen sicher schon öfter aufgefallen, dass ich obwohl im Grunde meines Herzens eine deklarierte Rote doch immer wieder und sehr heftige Kritik an den linken Parteien übe. Besonders jene Leute mit dem großen Herzen für die Ausländer nehme ich dabei auf die Schippe. Es ist ja auch grotesk im Land Österreich, wenn z.Bsp. ein russisch-stämmigen Künstler hier kritisiert wird für eines seiner Werke oder eine Aussage, die er getätigt hat, und dieser sich dagegen zur Wehr setzt, indem er diese Äußerung als Ausländerfeindlichkeit herabwürdigt. Obwohl die Kritik selber mit der Abstammung überhaupt nichts zu tun hat. Ist Ihnen derartiges auch schon öfter aufgefallen? In keinem Land der Erde sonst ist das möglich, nur hier in Österreich. Keine Frage, uns wurde durch das Dritte Reich Hitlers, in dem sich leider auch Landsleute durch spezielle Profilierungssucht und Grausamkeit auszeichneten, eine wichtige Verantwortung aufgebürdet. Eine Art Erblast, die uns in besonderer Weise mahnt, dass der Rassenwahn der Nazis sich nie mehr wiederholen möge weder hier noch sonst wo auf der Welt.
Lächerlich wird das Ganze aber dann, wenn Ausländer, sprich, Zuwanderer aus aller Herren Länder, Flüchtlinge, politisch Verfolgte, etc. bei uns teilweise einen fragwürdigen Status genießen, der sie durch ihre fremde Abstammung zu besseren Menschen machen soll als wir es sind. Der Punkt ist, dass wir alle gleich sind, und auch vor dem Gesetz – dementsprechend behandelt werden sollen. Gewisse links-linke Kreise messen da aber mit zweierlei Maß, zu ungunsten der eigenen Landsleute, denn sonst ließe ich sich kaum erklären, dass Vorfälle wie die eingangs Zitierten immer wieder an der Tagesordnung stehen. Meine Überlegungen sollen dabei nicht davon ablenken, dass es genug Übergriffe und Vorurteile gegenüber Ausländern bei uns gibt, spezielle gegen jene, die aus dem ehemaligen Osten kommen. Dass der Möchte-gern-Kanzler aus Kärnten in seinen Bierzeltveranstaltungen nach wie vor angebliche Bevorzugungen von Zuwanderern, etc. ankreidet, die es in der Form nie gegeben hat. Dass immer wieder Geschichten kursieren, dass Ausländern unbürokratisch Gemeindewohnungen zugeschanzt werden, auf die ein Normal-Sterblicher oft vergeblich wartet… ich könnte endlos aufzählen an dieser Stelle.
Worum es mir einfach geht ist, aufzuzeigen, dass Ausländer welcher Couleur, Herkunft, Religion, etc. auch immer Menschen sind, wie du und ich, wie der Nachbar oder die Kollegin. Aber genau so wie es bei uns Halodris und Ungustln gibt, Diebe und Männer, die ihre Frauen und Kinder prügeln, finden sich die in einem ähnlichen Ausmaß auch bei den so genannten Zuagroasten. Alle Menschen sind gleich, im Guten wie im Schlechten. Kleines Beispiel gefällig? Ein Busfahrer der Strecke Linz-Perg, den ich schon länger kenne, nennen wir ihn der Einfachheit halber Sepp, erzählte mir schon vor einiger Zeit, welches Kapitel er zu meinem heutigen Thema schreiben könnte: An einem Sommertag vor ein paar Jahren, war ein junger Farbiger in Mauthausen in den Bus eingestiegen, der kaum deutsch sprach und nach Linz wollte, obwohl er kein Geld mit hatte. In gebrochenem Englisch versprach er Sepp, er werde morgen um dieselbe Zeit dieses Ticket bei ihm im Bus nachträglich bezahlen. Sepp beglich als die gute Haut, die er nun mal ist, das Ticket aus eigener Tasche, wartete aber am nächsten Tag vergeblich drauf, dass sich der junge Mann wieder bei ihm zeigte um die Schuld zu begleichen… ein Schlawiner halt, wie es sie auch bei uns genug gibt. Und sein Schmäh hat genauso gewirkt.
Verstehen Sie was ich meine? Es kann einfach nicht sein, dass sich jemand aus dem Ausland, der für längere Zeit oder für immer bei uns niederlässt, aufgrund der Abstammung einen Sonderstatus holt: ich bin unantastbar, weil ich Ausländer bin. Das sind groteske Blüten der Auswirkungen des unseligen Dritten Reiches, die genausowenig eine Berechtigung haben wie die Verunglimpfung der Juden oder Sinti und Roma damals. Fakt ist, dass keiner besser ist wie der andere, welche Seite das immer glaubt, setzt sich gegenüber der anderen ins Unrecht. Vergangenes Unrecht wird nicht durch umgekehrtes Unrecht wieder gut gemacht. Wir müssen alle lernen, wie wir, diese viele verschiedenen Nationen und Religionen gleichberechtigt und in gegenseitiger Achtung und Respekt an dieser Aufgabe wachsen: der Akzeptanz und Toleranz gegenüber des Anders Seins. Ich möchte Ihnen gern in dem Zusammenhang noch eine sehr persönliche und sehr ernste Geschichte erzählen, welche Auswüchse diese Bevorzugung von Ausländern oder Einwanderern in unserem Leben haben kann.
Eine meiner Schwestern lebt seit vielen Jahren mit Mann und den Kindern in Traun. Im selben Haus, nur im untersten Geschoß, hatte eine vietnamesische Familie eine Wohnung. Der Mann war seit über 30 Jahren in Österreich, ging einer geregelten Arbeit nach und hatte vor einiger Zeit auch schon die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Dieser scheinbar untadelige Bürger asiatischer Abstammung lockte an einem Spätsommerabend meine damals viereinhalbjährige Nichte in die Wohnung um sie dort oral zu missbrauchen. Die geschockte Kleine, die von dem Wüstling im Anschluss daran rausgeworfen wurde, vertraute sich sofort ihren Eltern an. Meine Schwester erlitt fast einen Nervenzusammenbruch, ihr Gatte verständigte die Polizei. Der Mann wurde verhaftet, weil aber der Missbrauch nicht nachweisbar war Gott sei dank war meine Nichte wenigstens nicht vergewaltigt worden wurde der Mann, der die Tat immer bestritt, schließlich nur wegen Drogenbesitzes (Die Polizei hatte im Zuge der Hausdurchsuchung Drogen in der Wohnung sicher gestellt!) verurteilt und musst eine Strafe absitzen durch die er seinen Job verlor. Für die Eltern der Kleinen war die Sache damit aber nicht abgetan. Also startete meine Schwester eine Unterschriftenaktion, um den Kinderschänder zum Verlassen des Hauses zu veranlassen: zum Schutz der eigenen und der anderen Kinder im Haus.
Worauf der Täter mit seiner Familie schließlich ausziehen musste. Späte Einsicht gab es bei ihm aber keine, im Gegenteil. Er wandte sich in einem Schreiben an den Landeshauptmann von Oberösterreich, Josef Pühringer, das an Präpotenz nichts zu wünschen übrig ließ: Er, der sich nie etwas zuschulde kommen habe lassen, sei von einer Gruppe ausländerfeindlicher Leute verleumdet und aus der Wohnung gemobbt worden und brauche jetzt dringend eine neue Bleibe und eine Arbeit… Merke, wenn du einen Ausländer kritisierst oder ihm etwas vorwirfst, mutierst du in manchen Fällen rasch und taxfrei zum Ausländerfeind. Da Pühringer aber auch aus Traun stammt und meine Schwester dessen Frau aus diesem Grund ganz gut kennt, waren die Versuche des Mannes, sich als Opfer darzustellen, letzten Endes doch zwecklos. Auch wenn er seine Tat als Verleumdung zu bemänteln versuchte. Ich denke, Sie wissen, worauf ich hinaus will. Recht soll Recht bleiben, wem es auch immer gebührt und umgekehrt dasselbe: wenn jemand Unrecht begeht, soll er auch den Kopf dafür hinhalten, ungeachtet welcher Nation er angehört. Und darum brauchen wir auch keine Gutmenschen mit einem exorbitant großen Herzen für Ausländer.
Wer ein gesundes Gefühl für Recht und Unrecht hat, wird auch alle Menschen gerecht behandeln, ungeachtet ihrer Herkunft.
Vivienne
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