Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Jänner 2004



Jenseits von Eden

Gerade drei Filme drehte der amerikanische Schauspieler James Dean in seinem kurzen Leben. Seine hoffnungsvolle Karriere wurde durch einen schweren Autounfall am 30. September 1955 jäh beendet. Drei Filme nur, aber sie machten James Dean, geboren am 8. Februar 1931, nicht nur weltberühmt sondern auch unsterblich. Idol der Jugend, einer ganzen Generation. Fast bis zum heutigen Tag hielt sich der Ruhm des begabten jungen Schauspielers, der im Laufe der Jahrzehnte zum Sinnbild für Rebellion gegen alte, überholte Werte und Vorschriften mutierte. Auch im 21. Jahrhundert, fast 50 Jahre nach seinem Tod, hat Dean nichts von seiner Ausstrahlung und Faszination verloren, auch wenn seine Fans, so wie ich, teilweise ein wenig in die Jahre gekommen sind. 

Drei Filme und eine Oscarnominierung für seine erste Rolle in „Jenseits von Eden“, und der Mythos von James Dean lebt also noch immer… Star-Regisseur Eliah Kazan holte sich den jungen Mann ganz gezielt für die Rolle des Caleb, genannt Cal, der sein ganzes Leben um die Liebe seines Vaters kämpft. Adam Trask, ein rechtschaffener, fast ein wenig frömmelnder Farmer, hat zwei Söhne, Cal und Aron, der sein ganzer Stolz ist und dem seine alleinige Zuwendung gehört. Seine beiden ungleichen Zwillingssöhne wissen nicht, dass ihre Mutter nicht tot ist, wie ihnen ihr Vater erzählt hat, sondern ihren Mann mit einem Gewehr niedergeschossen hat, um ihn endlich verlassen zu können, weil sie das Leben mit ihm nicht ertrug.

In der Stadt betreibt sie ein Bordell, und das bringt der einfallsreiche  und findige Cal eines Tages heraus. Er besucht sie schließlich sogar. Sein Vater, Adam Trask, verliert inzwischen fast seine ganzen Ersparnisse bei einem riskanten Geschäft, worauf er sich resignierend in Gottes Willen fügt. Cal, der verzweifelt um die Zuneigung seines Vaters ringt, würde ihm gerne den ganzen finanziellen Verlust wieder ersetzen – um sich dessen Wertschätzung und Anerkennung zu erkaufen. Er zieht ein Geschäft mit Bohnen auf, die er durch den Eintritt der USA in den ersten Weltkrieg gewinnbringend verkaufen kann.

Cal gerät aber auch an seinen „guten“ Bruder, denn er verliebt sich in Abra, die Freundin Arons. Abra wird nach und nach bewusst, dass sie Cals Gefühle erwidert, was zu heftigen Streitigkeiten mit Aron führt. Am Geburtstag des Vaters kulminieren die versteckten und offenen Konflikte der Familie erneut. Cal lässt sich seinen Gewinn auszahlen um dem Vater endlich den großen Verlust zu ersetzen. Doch einmal mehr sticht ihn Aron aus, der sich genau an diesem Tag mit Abra verlobt. Adam Trask weist das Geld seines ungeliebten Sohnes zurück, weil er den blutigen Profit aus dem Krieg nicht annehmen kann. Dabei sitzt Trask selber an jener Stelle, die die Soldaten für den Krieg rekrutiert.

Cal verliert die Nerven, als er erneut von seinem Vater zurückgewiesen wird. Außer sich vor Verzweiflung bringt er Aron in jenes Freudenhaus, das seiner Mutter gehört und stellt ihn ihr vor. Arons Märchenbild, das er von seiner Mutter geschaffen hat, stürzt wie ein Kartenhaus zusammen. Halb verrückt und sinnlos betrunken meldet er sich als Freiwilliger für den Krieg und verlässt noch in dieser Nacht in einem Zug die Stadt. Adam Trask kann nicht einmal mehr Abschied nehmen von seinem Sohn. Er erleidet einen schweren Schlaganfall. In dieser Situation wird Cal erst bewusst, was er getan hat.

Doch dieser Schicksalsschlag wird schließlich für Cal und seinen Vater zu einer neuen Chance. Abra, die Cal liebt, bittet den halbseitig Gelähmten Adam Trask seinem Sohn zu vergeben und ihm seine Liebe nicht mehr zu verwehren. Und Trask, von der schweren Krankheit gezeichnet, springt über seinen Schatten. Cal wirft die arrogante Pflegerin seines Vaters aus dem Haus und übernimmt selbst dessen Pflege, mit Abra…

Natürlich kann dieser bewegende wie packende Film trotz James Dean nicht an die literarische Vorlage, den gleichnamigen Roman von Nobelpreisträger John Steinbeck, heranreichen (Der Roman ist nämlich weit mehr als eine simple Kain-und-Abel-Geschichte.). Trotzdem wirkt er kein bisschen verstaubt und James Dean reißt noch immer mit, wie sich die Fernsehzuseher gestern erst auf 3sat überzeugen konnten. Die Art, wie er den Part des Caleb gleichermaßen rebellisch und aufmüpfig und andererseits empfindsam und verletzbar zeichnet, wenn er vom Vater zurückgestoßen wird, lässt niemanden kalt. Sehr berührend auch, wie Cal, der durchaus andere weibliche Bekanntschaften hat, sich um Abra bemüht und fast unbeholfen und unsicher wirkt, als das Mädchen das erste Mal küsst.

Weniger romantische Kenner der Filmszene führen das aber eher darauf zurück, dass James Dean homosexuell gewesen sein soll und deshalb angeblich Probleme hatte, eine Vertreterin des anderen Geschlechts zu  küssen. Wie weit diese Gerüchte zutreffen, vermag ich nicht zu beurteilen. Was bleibt, ist ein lebendig und mitreißend inszenierter Film und der Eindruck von einem Jungschauspieler mit bemerkenswertem Talent, der viel zu früh gestorben ist – wohl aber auch auf eine Weise, die seinem Naturell entspricht. Offen bleibt, ob James Deans Karriere weiter so rasant verlaufen wäre, hätte es den Unfall nicht gegeben…

Vivienne

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