Teil 13 – Gut, dass man Freunde hat

In den nächsten Tagen wollte Philip niemanden sehen. Stefan war traurig darüber. So schlug ihm Melissa vor, auf Rattenjagd zu gehen. „Lass Philip in Ruhe,“ fuhr sie fort. „Katzen müssen von Zeit zu Zeit allein sein.“ Stefan widersprach zwar nicht, aber er machte sich eher widerwillig auf. Er hätte seinen Freund so gern getröstet.

Philip hatte sich in der Nähe des Teiches verkrochen. Seit dem es einmal kurz geregnet hatte, sah es dort wieder frisch aus. Er beobachtete die kleinen Tiere dort und ließ sich die Sonne auf den Rücken scheinen. Er dachte nach. Ingolf wollte sich rächen; und nur eine List konnte ihn retten.

Irma störte ihn in seinen Gedanken. Sie versuchte ihn ein wenig abzulenken. Doch Philip wollte nicht reden. Die Gans erkannte das, und sie wollte wieder gehen. Da ließ ein herzzerreißendes Muhen die beiden aufhorchen.

„Was ist das?“ fragte Philip überrascht. „Das ist Cäcilie“, antwortete Irma. „Der Bauer hat heute ihr Kalb verkauft. Sie ist traurig und schreit nach ihrem Kind.“

Philip war betroffen. Wie verlassen hatte sich auch Stefan ohne seine Familie gefühlt. Arme Cäcilie! Er konnte sich vorstellen, was sie fühlte. Cäcilie war eine freundliche Kuh. Sie lebte schon sehr lange auf dem Hof. Meist redete sie ja nicht viel; aber sie war sehr gutmütig.

„Der Bauer hat schon viele ihrer Kälbchen verkauft,“ erzählte Irma weiter. „Sie weint ein paar Tage und dann vergißt sie es wieder.“ Philip sah Irma voller Mitgefühl an. „Meine Küken werden auch fast alle verkauft,“ fuhr die Gans fort.

Der rote Kater dachte nach. Irma hatte einmal etwas erzählt vom Preis für die Sicherheit.

„Meinst du“, fragte er Irma, „kann mich der Fuchs von hier holen?“

Irma überlegte. Dann meinte sie: „Du bist auf dem Hof sicherer als sonst wo. Und wir sind auch noch da – wir alle können dir helfen. Ingolf aber hat keine Freunde, mit denen er sich verbünden kann. Allein ist man hilflos. Aber wo viele zusammen sind, wird eine Gefahr klein.“

Irmas Worte trösteten den Kater. Er fasste Mut. Mit einem Mal stand er auf und streckte sich. Er hatte plötzlich Hunger. Auf dem Hof traf er Melissa und Stefan. Sie hatten ein paar Ratten gefangen. Philip musste lachen, als ihm Stefan von der Jagd berichtete.

Stefan war froh, dass sein Freund besser gelaunt war. Während die beiden noch über die Ratten spaßten, lief Melissa zu Rolf. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihren Sohn.

Rolf war ernst. „Ingolf muss gefangen werden. Wenn man ihn verjagt, wird er wieder­kommen.“ „Wir werden auf der Hut sein,“ antwortete Melissa. Ihre Augen blitzten.

Lautes Geschnatter lockte Stefan und Philip zum Misthaufen. Die beiden Enten waren sich nicht einig, welche von ihnen hübscher sei. Zuerst hatten sie August gefragt. Der wollte keine beleidigen. Er sagte, sie seien gleich hübsch. Das genügte den beiden nicht. Aber auch Felix, der Truthahn, den sie als nächsten fragten, mochte keine der beiden Enten vergrämen. Schließlich beschlossen sie Agnes zu fragen.

Agnes scharte auf dem Misthaufen nach Würmern.

Genau wie Camilla, ein junges Huhn.

Agnes hatte eben einen Wurm entdeckt und wollte ihn fressen. Doch leider hatte Camilla das andere Ende vom Wurm im Schnabel. Die beiden Hühner standen sich gegenüber – Auge in Auge.

Agnes sagte zuerst. “Das ist mein Wurm. Gib ihn her!

Camilla widersprach: „Das ist mein Wurm. Ich hab ihn zuerst gesehen!“

Als Antwort begann Agnes am Wurm zu zerren. Die junge Henne hielt dagegen. Einmal war die eine ein paar Schritte vorn, dann wieder die andere. Die Tiere des Hofes beobachteten fasziniert den Kampf. Auch die Enten Susi und Anna vergaßen ihren Streit.

Da trat August hervor. Er wollte den Streit schlichten. „Meine Damen…“ begann er feierlich. „Was sollen denn unsere Küken von Euch denken. Ihr …“

In diesem Moment war Camilla entschlossen mit ihrem Wurmende nach hinten getreten. Agnes war überrascht. Sie verlor ihren Teil des Wurms aus dem Schnabel. Durch den Schwung überschlug sich Camilla und fiel auf August. August stürzte, Camilla kam neben ihm zu liegen. Auch sie hatte den Wurm verloren. als sie sich aufrichtete, sah sie wie sich der Wurm im Misthaufen eingrub.

Agnes war sprachlos. Camilla begann wieder zu scharen, als wäre nichts passiert. Agnes aber lief besorgt zu August. Der arme Hahn lag noch immer verdattert am Boden. „Mein lieber August!“ rief sie ihm zu. „Geht es Dir wieder gut?“ Der Hahn ließ sich gerne aufhelfen. Agnes war und blieb seine Lieblingshenne.

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen)

Schreibe einen Kommentar