Mit einem heftigen Gewitter ging der Sommer zu Ende. Philip hatte sich in der Scheune in einem Winkel verkrochen. Gewitter mochte er noch immer nicht. Nach dem Gewitter wurde es deutlich kühler. Langsam verfärbte sich das Laub auf den Blättern. Der Teich führte wieder viel Wasser.
Nicht nur Philip und Stefan waren diesen Sommer gewachsen. Die meisten Jungtiere am Hof waren während dieses Sommers fast so groß wie ihre Eltern geworden. Die Nächte wurden länger. Manchmal, wenn Philip am frühen Morgen aus der Scheune huschte, war es fast kalt.
Ferdi war krank. Das schöne Pferd des Bauern hatte sich erkältet, als es im Regen auf der Weide gestanden hatte. Ferdi nieste und hustete zum Gotterbarmen.
Philip besuchte ihn oft. Allerdings meistens alleine.
Stefan hatte in der letzten Zeit großen Appetit und war ständig auf der Suche nach Essbarem.
Philip verbrachte einen Nachmittag bei Rolf und Rita. Als er am späteren Abend heim lief, beschloss er, kurz Ferdi zu besuchen.
Ferdi empfing ihn mit lautem Niesen. Er trug eine grün karierte Decke auf dem Rücken.
„Schön, dass du heute noch vorbeischaust!“ freute sich das Pferd. „Wo hast du Stefan gelassen?“
„Ach“, antwortete Philip, „Der möchte nur noch essen.“
Draußen hatte es wieder zu regnen begonnen. Ferdi erzählte Philip wieder ein paar Geschichten.
Philip war nicht ganz bei der Sache. Schließlich fragte ihn Ferdi: “Machst du dir Sorgen? Ich habe dir jetzt dreimal dasselbe erzählst und du hast es nicht gemerkt!“ Der Kater entschuldigte sich verlegen.
„Machst du dir Sorgen wegen Ingolf?“ wollte Ferdi wissen.
„Eigentlich nicht“, antwortete Philip. „Rolf hat mir erzählt, dass ein Jäger im Wald einen großen, alten Fuchs erlegt hat. Wahrscheinlich war es Ingolf.“
„Aber du hast trotzdem ein bisschen Angst“, erriet das Pferd. „Das sieht man dir an!“
„Wenn ich selber wüsste, warum.“ seufzte der Rote.
„Kopf hoch!“ tröstete ihn Ferdi. „Und geh‘ jetzt lieber schlafen.“
Philip streckte sich und schlüpfte durch die schmale Öffnung in der Tür aus dem Stall heraus. Er lief über den Hof. Da erschreckte ihn ein Geräusch. Ingolf war über die Mauer geklettert! Er wollte zum Hühnerstall schleichen. Als er aber den erschrockenen Kater am Hof sah, lief er auf den Kater zu. Philip konnte sich vor Angst zuerst nicht rühren.
Dann lief er geradewegs in Ferdis Stall zurück. „Ferdi!“ keuchte er.
Er konnte nicht mehr sprechen. Aber der Braune konnte Ingolf schon hören. Der Fuchs versuchte mit Gewalt, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Philip und Ferdi sahen, wie das Loch immer größer wurde. In wenigen Minuten würde der Fuchs durchschlüpfen können.
Philip überlegte. Bei Ferdi gab es nichts zum Verstecken. Was konnte er tun? Ferdi war verzweifelt. „Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann. Ich bin festgemacht.“
Ingolf konnte den Kopf schon durch die Öffnung stecken. Er grinste den Kater hämisch an. Da schoss Philip ein Gedanke. Er wurde ganz ruhig, weil er wusste, das war seine Rettung. Er nahm einen gewaltigen Anlauf – und machte einen riesigen Satz auf Ferdis Rücken. Diesmal landete er genau. Ferdi war ganz ruhig dagestanden, um es ihm einfacher zu machen. Philip hatte aber keine Zeit sich darüber zu freuen. Der Fuchs war nämlich eben durch die Öffnung eingedrungen. Aber sein bösartiges Grinsen verschwand sofort, als er den Kater auf dem Pferderücken sah.
„Ich rate dir meiner Box fern zu bleiben!“ drohte ihm Ferdi. „Du weißt sicher, wie hart Pferdehufe sein können.“
Ingolf schäumte vor Wut. Wieder war ihm Philip entwischt. Als ihn Philip so sah, verschwand sein Mitleid wieder. Wer so böse war, konnte ja keine Freunde haben. Da wurde auch schon mit einem Krachen die Tür aufgestoßen. Der Bauer stürmte mit seiner Flinte herein.
Neben ihm liefen Rolf und Rita; sie knurrten den Räuber an. Ingolf erschrak. Er wusste, er konnte nicht mehr entkommen.
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„Woher wusstet ihr, dass der Fuchs hier war?“ fragte Philip später. „Das hast du wieder Stefan zu verdanken!“ antwortete Rolf. „Er wollte dich bei Ferdi abholen; da hat er den Fuchs gesehen.“ Philip lächelte Stefan voller Dankbarkeit an. Vielleicht war sein Freund ein wenig zu dick geworden. Aber man konnte sich auf ihn verlassen. Stefan freute sich auch. Allerdings knurrte sein Magen schon wieder ein wenig.
Melissa fühlte sich sehr erleichtert. Die Tiere auf dem Hof schliefen diese Nacht so ruhig wie schon lange nicht. Auch Ferdi. Sein Schnupfen war durch die Aufregung nämlich völlig verschwunden.