Teil 2 – Die Geburt von Philip

Friedlich lag der Bauernhof im Schein der milden Frühlingssonne da.
Doch im Hühnerstall gackerten die Hühner durcheinander. Der Hahn August konnte sie kaum beruhigen. Aber seit dem vergangenen Spätherbst waren die Hühner nicht mehr so aufgeregt gewesen. Damals hatte der Fuchs Ingolf die Henne Ernestine geholt.
Aber was war nun der Grund für das hektische Gegacker?

Anton, der Hammel, hatte Berta, dem neugierigen Huhn, erzählt, dass Melissa ein Baby bekommen hatte. Melissa, die alte Hauskatze! Wirklich kaum zu glauben. Aber Anton hatte die Geschichte von Rolf, dem Hofhund – und der musste es ja wohl wissen.
August, der Hahn, ärgerte sich, dass die Hühner – so wie meistens – nicht auf ihn horchten. Schließlich meinte er: „Man sollte Melissa doch einfach besuchen!“
Da schwiegen plötzlich alle Hühner.
Dann gackerte Berta, die braune Henne, begeistert: „Aber natürlich! Wieso gehen wir nicht gleich rüber in die Scheune? Wie wird es Melissa wohl gehen?“

Ehe sich der Hahn versah war er allein.
Die Hennen, angeführt von Berta und ihrer besten Freundin Sarah, waren auf dem Weg zu Melissa. Aufgeregt flatterte der Hahn seinen Hennen nach. Bei der Scheune hatte er sich schon an die Spitze der Gruppe gesetzt.

In einem Winkel der Scheune stand ein alter Korb voller Heu.
Dort lag die Katze mit ihrem Baby. Sie wussten noch nicht, dass ihretwegen die ganze Aufregung herrschte. Oder besser gesagt, wegen des kleinen Katers, Philip. Der kleine Kater war vor einer Woche geboren worden. Nur der Hund Rolf und seine Frau Rita, die besten Freunde von Melissa, hatten davon gewusst.

Inzwischen war August, der Hahn, entschlossen in die Scheune getreten. Die Hühner folgten ihm zaghaft nach.

Melissa, die alte Katze, hatte sie gehört. Ohne den Kopf zu heben fragte sie langsam: „Was wollt ihr?“
Keck drängte der Hahn vor sie hin. Er rief: „Wo ist der Kleine? Wir wollen Dein Baby sehen!“

Plötzlich sprang die Katze auf. Mit gesträubtem Fell versetzte sie dem Hahn einen leichten Tatzenhieb. Eine Feder flatterte zu Boden. August flatterte verschreckt auf. Dann flüchtete er zu den Hennen Berta und Sarah, die mit den übrigen bei der Tür gewartet hatten.

„Was wollt Ihr?“ frage Melissa noch einmal. Ihre Augen funkelten.

Der Hahn brachte kein Wort hervor. Schließlich trat Sarah vor. „Wir wollte Dich nicht stören, Melissa. August hat es nicht so gemeint. Wir wollten nur Dich und Dein Baby besuchen.“

Die alte Katze schloss die Augen und meinte ganz ruhig: „Mir geht es schon wieder gut. Und dem kleinen Philip auch.“

Im selben Augenblick begann der kleine Kater zu miauen. Melissa deutete Sarah und den anderen Hühnern näher zu treten. Philip war noch blind, wie alle Katzenbabys. Melissa sprang in den Korb und begann das Fell ihres Babys zu lecken. Der kleine Kater schnurrte selig.

August folgte den Hühnern vorsichtig – er wollte auch einen Blick auf das Katzenbaby werfen. „Aber der ist ja feuerrot!“ war der Hahn völlig überrascht. Berta warf ihm einen strengen Blick zu. Da schwieg August verlegen.

Der kleine Kater trank an den Zitzen seiner Mutter. Sein Fell leuchtete in der schummrigen Scheune und sein kleiner Schwanz zitterte leicht.

„Danke Melissa!“ sagte Sarah nun hastig. Sie hatte bemerkt, wie die Schwanzspitze der alten Katze zuckte. Das hieß, dass sie wieder ihre Ruhe haben wollte. Eilig verließen die Hühner und August die Scheune.

Berta machte sich gleich auf den Weg zu Irma, der Gans. Sie musste ihr unbedingt alles über diesen kleinen feuerroten Kater erzählen. Die übrigen Hühner brüteten indes schon längst wieder im Hühnerstall.

Melissa gähnte, als wieder Ruhe eingekehrt war. Sie war froh, dass die neugierigen Hennen weg waren; Sarah hatte sich nicht getäuscht. Schließlich war sie nicht mehr die Jüngste. Aber nun war es Zeit für ein Mittagessen. Ein Blick zeigte ihr, dass ihr Sohn friedlich schlief. Melissa sprang aus dem Nest und ging auf Mäusejagd.

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