Teil 9 – Der Eierdieb, 2

Es regnete am nächsten Tag noch; und auch noch am übernächsten Morgen.

Stefan und Philip befragten alle Tiere auf dem Hof, ob sie etwas beobachtet hätten.

Aus den Hühnern brachten sie kein vernünftiges Wort heraus.

Und August ergriff sofort die Flucht, als er die beiden sah.

Auch die beiden Enten Susi und Anna konnten nichts sagen.

Felix gab außer lauten Kaugeräuschen keinen Ton von sich, da er gerade zu Mittag aß.

Rolf riet den beiden, ihre Suche aufzugeben. „Der Bauer ist nicht dumm. Und ihr seid zu unerfahren, um einen listigen Räuber zu fangen.“

Philip war enttäuscht von Rolfs Worten.

Gerade von ihm hatte er ein wenig mehr Hilfe erwartet.

Da der Regen nicht nachließ, saßen sie am Nachmittag in der Scheune. Stefan war ein wenig traurig. Philip bemühte sich in aufzumuntern. „Mit einem Plan könnten wir den Eierdieb fangen…“ schlug er vor.

„Wie denn?“ erwiderte Stefan. „Was nutzt ein Plan, wenn wir nicht wissen, wie der Strolch aussieht?“

Plötzlich stürzte Rolf in die Scheune. „Wo wart ihr beide jetzt?“ fragte er atemlos.

„Die beiden waren hier!“ antwortete Melissa. „Sie haben seit Stunden nichts besseres zu tun, als von diesem Eierdieb zu reden.“

Rolf grinste. „Während die meisten Hühner im Kuhstall Cäcilies Kalb bewundert haben, war der Räuber wieder im Hühnerstall. August hat ein Schläfchen gehalten; er hörte nur noch wie er verschwand.“

„Das beweist, ich bin es nicht gewesen!“ rief Stefan.

Er war nun sehr erleichtert. Philip stupste ihn vor Freude an. „Ich wusste es.“

„Aber,“ hielt er inne, „wer ist nun der Räuber?“

„Zerbrich‘ dir darüber nicht den Kopf!“ war Rolf nicht sehr gesprächig.

Er ging auch gleich wieder.

Die beiden Freunde liefen ihm nach. Sie hatten noch so viele Fragen. Aber der Hund verschwand im Bauernhaus.

„Weißt du, was wir jetzt tun?“ überlegte Philip laut. „Wir werden jetzt den Hühnerstall bewachen – immer, vor allem nachts!“

„Und wenn wir den Dieb erwischen, wie fangen wir ihn dann?“ widersprach Stefan. „Wir können ihn höchstens verjagen. Aber dann kommt er wieder!“

„Wenn wir ihn gestellt haben, fällt uns sicher etwas ein!“ war der Kater zuversichtlich.

Trotz Stefans Zweifel begannen die beiden mit der Bewachung des Hühnerstalls.

Die beiden waren oft sehr müde. Melissa lachte sehr, wenn die beiden frühmorgens verschlafen in die Scheune tapsten. Der Räuber ließ sich die nächsten Nächte nicht blicken. Stefan wollte den Plan bald wieder aufgeben; aber sein Freund gab nicht nach. „Du weißt: der Bauer hält dich nicht für den Dieb. aber die Hühner und die Enten glauben einmal dies und einmal jenes. Heute sagen sie ja und morgen nein.“

Stefan musste ihm Recht geben. Aber nach einer Woche war Philip so müde, dass er während der gemeinsamen Wache einschlief. Stefan weckte ihn mit einem freundlichen Klaps auf und meinte: „Komm‘, wir gehen jetzt schlafen.“

Da war hinter dem Hühnerstall ein Geräusch zu hören. Die beiden waren sofort hellwach. Philip schlich in den Hühnerstall. Stefan wartete vorn, damit er rechtzeitig den Bauern holen zu können. Im Stall war es völlig ruhig. Die Hühner schliefen und gackerten manchmal leise im Schlaf.

Philip dachte kurz nach, da hörte er ein leises Schmatzen. Unhörbar bewegte er sich nach vorne. Mit einem Mal spürte er einen Schlag am Kopf. Rasch blickte er sich um und blickte in zwei funkelnde Augen.

„So, du willst auch hier naschen!“ fauchte ihn eine tiefe, heisere Stimme an.

Eine Katze, nein ein Wildkater! erkannte Philip vor Schreck!

„Verschwinde!“ drohte das große, schwarze Tier leise. „Du gemeiner Dieb!“ rief Philip ganz laut. Die Hühner schreckten aus dem Schlaf und gackerten verschlafen durcheinander. „Euer Eierdieb – ich habe ihn hier erwischt!“ schrie Philip weiter. „Seht euch den großen, schwarzen Kater an!“
Der verwilderte Kater miaute wütend. Die Hühner flatterten aus ihren Nestern. Rasch bildeten sie einen Halbkreis um die beiden Kater – den feuerroten Philip und den Pechschwarzen aus dem Wald.

Der Räuber wusste, er war in Gefahr. Er fauchte heiser. Dann versuchte er einen großen Satz über Philip und die Hühner zu machen. Philip blickte ihn zornig an. Seine Augen funkelten grün. „Du wirst hier warten, bis der Bauer kommt!“

Nun waren auch schon Schritte und Lärm auf dem Hof zu hören. Beim ersten Lärm im Hühnerhaus war Stefan zu Rolf gelaufen. Und der hatte den Bauern geweckt. Gleich war der Bauer in der Mitte des Stalles. Die Hühner wichen zurück. Der Bauer packte das schwarze Tier. Der Kater biss und kratzte, wie er nur konnte. Aber der Bauer steckte ihn in einen großen, festen Sack. Die Hühner gähnten und gingen wieder in ihre Nester.

Philip folgte dem Bauern nach draußen. Stefan wartete schon auf; seine Augen blinzelten, weil er so müde war. „Ich will nur noch schlafen!“ stammelte der Feuerrote. Stefan lachte. Gemeinsam wankten sie zur Scheune.

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