Geboren vor über 42 Jahren.
In eine Großfamilie.
Patchwork.
So sagt man heute.
Stets bemüht ein braves Kind zu sein.
Zu gehorchen.
Zur Zufriedenheit der Eltern.
Zur Zufriedenheit der Lehrer…
Lilly war ein braves Kind.
Das für seine Freunde da war.
Das sich um seine Geschwister sorgte.
Und am wenigsten um sich selbst.
Das sich einen Panzer anfraß.
Nach einem traumatischen Erlebnis.
Mit einem Perversen.
Im Alter von 7 Jahren.
Ausgestattet mit einem gewaltigen Schuldkomplex.
Lilly meinte, sie könne nur geliebt werden.
Wenn sie in allem gut und perfekt wäre.
Und ein Vorbild.
Und…
Lilly wollte immer ein braves Kind sein.
Auch als Frau.
Ihr größtes Manko.
Ihre schwerste Last.
Zeit ihres Lebens.
Fast nichts geriet wie es sollte.
Oder wie es sein hätte können.
Sie schlug sich immer unter ihrem Wert.
Aus Angst zu versagen.
Und versagte so noch öfter…
Dabei wollte sie doch nur geliebt werden!
Aber wie das?
Niemand liebte sie.
Weil sie selbst sich nicht liebte.
Der Perverse…
Er hatte ganze Arbeit geleistet.
Vor vielen Jahren.
Aber auch die Eltern…
Sie hatten nur das Beste für ihr Kind gewollt.
Und hatten es damit geschädigt.
Ahnungslos.
Für Jahre…
Lilly war einsam.
Mit den Männern lief es nicht besonders.
Sie sehnte sich nach Liebe.
Die sie selbst sich nicht geben konnte.
Und das wäre das Wichtigste gewesen.
Das Allerwichtigste…
Gute Freunde.
Sie meinten es so gut mit Lilly!
Sie begannen ihr Männer zuzuführen.
Immer wieder in all den Jahren.
In verdeckten Aktionen.
Obwohl Lilly meist etwas ahnte…
Denn Lilly ist nicht dumm.
Sie wollte aber weiter das gute Kind sein.
Und ließ sich auf diese Männer ein.
Wider der warnenden Gefühle.
Weil sie dachte sie müsse…
…Erwartungshaltungen erfüllen.
Wie immer.
Wie schon ihr ganzes Leben!
Dabei musste sie gar nichts.
Das hatte sie aber erst zu lernen.
In schmerzhaften Erfahrungen.
Nach desaströsen Affären.
Die nichts mit Liebe zu tun hatten.
Sondern nur mit ausnutzen.
Wie so oft in ihrem Leben.
Lilly wollte nicht mehr.
Sie hatte genug.
Von der Liebe und von den Männern.
Aber es kamen neue Freunde.
Und die hatten wieder keine anderen Pläne.
Irgendwann einmal.
Lilly braucht einen Mann.
Und davon profitieren wir alle!
Lilly begann sich zu wehren.
Sie ließ sich nicht mehr umgarnen.
Im Namen der vermeintlichen Liebe.
Sie zog sich zurück.
Die Freunde setzten nach.
Sie wollten Lillys Entscheidung nicht akzeptieren.
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Lilly gab aber nicht mehr nach.
Allen Anstrengungen zum Trotz.
Und das Band der Freundschaft zerriss.
Schließlich.
Oder besser gesagt.
Es löste sich nur auf.
Was auf Sand gebaut war.
Von Anfang an.
Was abfallen muss, fällt ab…
Lilly wehrte sich also.
Vehement.
Wer konnte schon wissen, wer für sie gut war?
Als Mann und als Gefährte?
Niemand.
Absolut niemand.
Nur sie selbst.
Mit ihren Gefühlen…
Wieder stand sie vor Scherben.
Und sie konnte nicht davon laufen.
Diesmal nicht.
Aber die ungewollte Beziehung hatte sie abgewehrt.
Wenigstens das…
Ich bin Lilly.
Und ich bin kein braves Kind mehr.
Nein.
Und ich tue nur noch was ich will.
Was mein Leben betrifft.
Mein persönliches und privates Leben.
Niemand drängt mich mehr.
Niemand!
Ich lasse es nämlich nicht zu.
Ich lasse mir nichts einreden.
Nichts und niemanden.
Weil ich weiß.
Ich werde die Liebe schon finden.
Selber.
Und auf eigenen Beinen.
Wenn ich gelernt habe mich zu lieben.
Mich anzunehmen wie ich bin.
Mit Fehlern und Schwächen.
Das bin ich.
Lilly.
Liebenswert und menschlich.
Bereit für die Liebe.
Und nicht dazu genötigt!
Vivienne/Lilly