Anbiederung an Erfolgssportler?

Die 20. Olympischen Spiele von Turin gehören auch nur mehr der Vergangenheit an, die letzten Sportler sind gestern heimgekehrt und den meisten wurde in der Heimat bereits ein triumphaler Empfang bereitet – wie von jeher. Immerhin waren diese Olympischen Spiele so erfolgreich wie nie zuvor und das muss noch lange gefeiert und ausgekostet werden! Im Falle von Alexandra Meissnitzer etwa wird sicher die Meissi-Musi wieder in Aktion getreten sein und auch sonst dürfte es an (alkoholischen) Stimmungsmachern nicht gefehlt haben. Dopingaffäre hin oder her – wir sind stolz auf unsere Burschen und Mädels, oder?

Genau dasselbe denken sich auch unsere Regierungspolitiker im Wahljahr 2006 und nutzen die Gelegenheit, um sich durchaus mediengeil mit den erfolgreichen Olympiarecken ablichten zu lassen. Nichts wirkt mehr, als offiziell mit der Elite unserer Olympioniken in Erscheinung zu treten – am besten auf Wahlplakaten oder in Werbefilmen. Diesem ungehörigen Tun, ja, man muss wohl schon sagen, diesem Schaffen von ungerechtfertigten Vorteilen, kann und darf unsere wache Opposition, die Sozialdemokraten wie die Grünen, nicht untätig zusehen. Energisch wirft man diese „ungehörigen Zustände“ Schüssel und Co vor. Ist ja auch wirklich ungeheuerlich, was sich die Regierung da leistet, oder?

Mitnichten, möchte ich da widersprechen. Denn was da Gusenbauers Gemüt so über Gebühr strapaziert, hatten seine Partei und ihre Kanzler selber jahrzehntelang gepflegt und sich zu ihrem guten Recht auserkoren. Mit anderen Worten: aus Roten wie den Grünen spricht nur der blanke Neid, sonst gar nichts. Die Sozialdemokraten sehen sich logischerweise Leid, dass sie sich nicht wieder in der Position befinden, sich im Glanze der Sieger und Medaillengewinner zu sonnen. Und die Grünen würden halt auch zu gerne selber einmal die Möglichkeit nutzen, Sportlerempfänge dieser Art für eigene Promotion einzusetzen. Im Grunde kann man nur schmunzeln darüber, wenn die beiden Parteien derart aufbegehren, weil die Ursache dafür doch offensichtlich ist – und gewissermaßen natürlich auch zutiefst menschlich…

Aber mit Sicherheit auch nicht uneigennützig. Das was Gusi und Co da betreiben, wird in der Fabel vom Fuchs mit den sauren Weintrauben recht unterhaltsam und einprägsam beschrieben. Schüssel wird sich – salopp formuliert – eines grinsen angesichts dieser Aufpuddelei der Opposition, die einmal mehr ihre Felle davonschwimmen sieht. Man mag Schüssel mögen oder nicht, aber blöd ist er ganz sicher nicht, und imagewirksame Auftritte mit erfolgreichen Persönlichkeiten, seien es nun Sportler oder Prominente aus Kunst und Kultur sind sicher hilfreiche Bausteine auf dem Weg zum nächsten Wahlerfolg, der Schüssel durchaus gelingen könnte. Davon gehe ich ehrlich gesagt sogar aus, denn der kluge Taktiker Schüssel weiß genau, dass nicht Umfrageergebnisse zwischen den Jahren zählen, sondern einzig und allein das Ergebnis bei den Wahlen – auch wenn es ebenfalls nur eine Momentaufnahme darstellt.

Statt zu lamentieren müsste man den Oppositionsparteien vor allem einmal zu einer Imagekorrektur raten und zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den eignen Fehlern und Schwächen. Heulbojen gewinnen keine Wahlen. Und weil wir gerade beim Thema sind: Gusenbauer wird sicher nie Kanzler werden, weil er so gegen Schüssel nicht stechen kann. Die Auslese einiger kluger, charismatischer Köpfe aus den Reihen der SPÖ würde mehr bringen als sich über vermeintliches Fehlverhalten der Regierung, sprich der Schwarzen (FPÖ und BZÖ sind tot) auf lächerliche Art und Weise zu echauffieren. Aber da liegt wohl der Hase im Pfeffer begraben – die Roten haben es noch immer nicht überwunden, dass sie in der Opposition sitzen, wie es so mancher Ehemann nicht verwindet, dass ihn seine Frau stehen gelassen hat.

Aber mit der Taktik eines verlassenen, selbstmitleidigen Ehemannes gewinnt man die Wählergunst nicht zurück, ganz im Gegenteil. Sollte die SPÖ nicht aus ihrem Jammern aufwachen, sehe ich Schüssel bzw. seine Nachfolger in den nächsten Jahren noch viele Wahlsiege einfahren… Mit oder ohne den Glanz sportlicher Höchstleistungen bei internationalen Bewerben. Schüssel ist ein gewiefter Fuchs, nicht immer ganz koscher, aber strategisch zweifellos brillant. Und er hat ein gutes Team um sich aufgebaut. Gut, dass das Sonnenkönig Kreisky nicht mehr miterleben muss, er würde wohl im Grabe rotieren…

© Vivienne

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