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17.06.2005, © Vivienne
Alles, nur keine Aktien!
Aktien, Fonds, etc. sind angesagt. Jedes größere Unternehmen strebt an die Börse. Und in vielen Werbespots und entgeltlichen Einschaltungen sollen wir beredt überzeugt werden, dass wir unser sauer verdientes Geld sofern wir überhaupt finanzielle Reserven zurücklegen konnten unbedingt in Wertpapiere investieren sollen. Nicht wenige erliegen diesen Verlockungen und meinen zunächst, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Aber Aktien sind so unberechenbar wie das Wetter im April, das ist mein Eindruck, und mir selber würde es nicht im Traum einfallen, meine Rücklagen in etwas derart Unsicheres zu investieren. Was aber nicht nur daran liegt, dass ein guter Freund mir einmal gestand, dass er vor einiger Zeit eine nicht zu verachtende Summe verloren hat, als er dem Lockruf der Aktie gefolgt ist.
Noch heute sitzt er auf dem einen oder anderen Aktienbündel, das praktisch unverkäuflich ist, weiß ich von ihm. Noch viel schlechter ging es beim Wertpapiergeschäft dem Onkel meines Schwagers. Er hatte bei seiner Bank das Firmenvermögen in ausländischen Aktien und Fonds investiert. Ein Crash in Südostasien schluckte nicht nur innerhalb kürzester Zeit das ganze Vermögen, auch die Firma ging pleite und der Onkel stand vor den Scherben seines Betriebs. Ein Prozess gegen die renommierte Bank brachte nichts, die hatte sich im Vertrag rechtlich abgesichert, was ich im Grunde auch nachvollziehen kann bei einer derart unsicheren Materie!
Ein Kunde von mir, den ich in anderer Angelegenheit in einer anderen Firma vor Jahren einmal telefonisch kontaktierte, versuchte mir einzureden, dass man Aktien nur längerfristig betrachten darf. Mag durchaus sein, wenn diese dann noch was Wert sind. Für mich als Laiin ergibt sich nur ein recht grober Eindruck von diesem Geschäft. Man erwirtschaftet mit Aktien mitunter einen Gewinn, der nur auf dem Papier besteht, der sehr schön aussieht, sich aber finanziell nicht reell zeigt. Im Grunde muss man seine Aktien also ständig im Auge behalten, denn wenn sie unverhältnismäßig fallen, muss ich wieder danach trachten, sie rechtzeitig los zu werden, um keinen Verlust einzufahren
Wenn ich mir das vor Augen halte: im Grunde nur Stress für eine völlig unsicher Sache. Die Gefahr von Betrug ist immer gegeben, vor allem wenn man Privatpersonen bei einem todsicheren Geschäft traut. Aber auch Banken selber können keine hundertprozentige Gewähr anbieten, dass man dereinst mit Aktien und Fonds ein großes Vermögen anhäufen könnte denn der Markt ist ständig in Bewegung und genau genommen unkontrollierbar. Wenn Sie mich fragen: wahrscheinlich verfügen lediglich ein paar alt eingesessene Brooker wirklich über einen gewissen Durchblick, der ihnen ermöglicht, mit geschickten Manipulationen das Geschäft einigermaßen zu kontrollieren und im Hintergrund das große Geld zu machen.
Aber diese Theorie glauben mir die Wenigsten. Ganz im Gegenteil, ich hatte nicht wenig mit Leuten zu tun, die sich als Amateure tatsächlich ernsthaft einbildeten, sie wären die großen Börseexperten. Etwa weil sie sich im Börsespiel der Oberösterreichischen Nachrichten einmal bewähren konnten und kurzfristig einmal einen Gewinn von 18.000 Schilling (damals noch) herauswirtschaften konnten. Selten so gelacht! Aber noch schlimmer verblendet war jene verkrachte Existenz, ein heruntergekommener Akademiker, den ich vor Jahren kurz kannte. Er lancierte ein paar kleine Aktienpakete an der Börse, recht geschickt, wie er meinte, hin und her und glaubte, mit diesem fundamentalen Wissen in der Börseszene oder in einer Bank Fuß fassen zu können.
Ich muss gestehen, am unheimlichsten sind mir bei Aktien diese fiktiven Gewinne, die man erzielt hat, aber doch nur scheinbar, denn man müsste die Wertpapiere verkaufen um ihn wirklich ausnutzen zu können. Man mag mich für bieder halten oder auch für dumm, aber ich stehe auf Bausparer und Prämiensparer. Mit kleiner aber um so sicherer Verzinsung. Geld, auf dass ich immer Zugriff habe, und dass normalerweise nicht von weltpolitischen Schlagzeilen oder einem Wirtschaftscrash abhängig ist. Da weiß ich, was ich habe, und das Risiko ist gleich Null. Und deshalb lege ich keinen Wert auf Aktien und Fonds, weil das auf Dauer nur ein Verlustgeschäft sein kann, das mir von zu vielen Eventualitäten abhängt. Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann. Nicht weil ich konservativ bin sondern gierig mein Geld möchte ich sicher haben.
Das Wertpapiergeschäft scheint mir eher für Spielernaturen geartet zu sein, die den Roulettetisch nicht mehr verlassen, bis sie alles zurück gewonnen haben oder keine Jetons mehr einsetzen können. Letzteres dürfte wohl im Falle von Wertpapieren der Normalfall sein. Nicht dass ich jemandem jetzt seine Depots gezielt ausreden möchte: Jeder wie er will! war schon immer meine Devise. Aber meine Meinung steht, ich verlasse mich nur auf die herkömmlichen, wie verzopften Anlageformen denn ich habe mein Geld viel zu lieb!
Vivienne
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