Der Dampfplauderer – Aus dem Hinterhof der Seele

Reinhard Kunze verließ.
Das Lokal.
Er torkelte leicht…
Wenn er so nachdachte.
Betrunken.
War er.
Noch nie richtig gewesen.
Aber heute…
Er erinnerte sich.
Sarah Schwinger.
An der Bushaltestelle.
An der Seite.
Einer Frau.
Eine Freundin.
Offenbar.
Sarah sah glücklich aus..
Kurz hatten sich.
Ihre Blicke getroffen.
Kein Wiedererkennen.
Keine Freude.
Oder Überraschung…
Das hatte ihn getroffen.
Ganz tief.
All die Hoffnungen.
Der vergangenen Monate.
Das Klammern.
An den letzten Strohhalm.
Vergeblich.
Christian Gründlingers Worte.
Klangen noch.
In seinem Ohr.
Sie wird gekrochen kommen.
Jammern.
Betteln um dich.
Und dann…
Machst du sie klein!
Du wirst sehen!
Jetzt hörten sich.
Die Worte.
Spöttisch an.
Als würde ihn Gründlinger.
Auslachen…

Reinhard Kunze wurde wach.
Gegen Mittag.
Irgendwie fehlte ihm.
Die Erinnerung.
Wie er ins Bett.
Gekommen war.
Seine Kleider lagen.
Neben dem Bett.
Sein Kopf tat weh.
Höllisch.
Hatte er irgendwo Aspirin?
Reinhard suchte.
Fieberhaft.
Schluckte zwei Tabletten.
Ein Schluck Wasser…
Fast ein Jahr.
War es her.
Da war er beisammen gesessen.
Mit Christian Gründlinger.
Bei der Weihnachtsfeier.
Der Firma.
Gründlinger war Marketingchef.
So nannte er sich.
In Wirklichkeit.
War er.
Ein Dampfplauderer.
Selbstverliebt.
Hatte die halbe Damenbelegschaft.
Durchgefickt.
Was schließlich.
Zu seiner Scheidung.
Geführt hatte.
Beruflich war er.
Nicht so erfolgreich.
Schelte vom Vorstand.
Regelmäßig.
Seine hochtrabenden Strategien.
Führten nicht.
Zum gewünschten Erfolg.
Zumindest nur selten…

Reinhard wusste nicht mehr.
Wie es sich.
Ergeben hatte.
Dass er mit Gründlinger.
Ins Gespräch gekommen war.
Er hatte ihn.
Nicht leiden können…
Gründlinger sah gut aus.
Hatte Erfolg.
Bei den Frauen.
Zumindest behauptete er das.
Er, Reinhard, selber.
Sah unscheinbar aus.
Um nicht zu sagen.
Hässlich…
Mit dem hellrötlichen Haar.
Und dem seltsamen Gesicht…
Aber er war gut.
Im Job.
Erfolgreiches Studium.
Magister.
Er verdiente auch gut.
Aber die Frauen.
Wollten nichts.
Von ihm wissen…
Lag es an seinem Aussehen?
Oder weil er…
Ein Langweiler war?

Gründlinger hatte gelacht.
Laut.
Ich verschaffe dir eine Frau.
Ganz einfach.
Sie wird dich fressen.
Vor Begeisterung.
Und gar nicht merken.
Dass das Ganze inszeniert ist.
Ich kenne mich aus.
Mit Frauen!
Wieder dieses Lachen!
Es hatte geschmerzt.
In Reinhards Ohren.
Aber was Gründlinger sagte.
Gefiel ihm.
Mehr…
Als er zugeben wollte.
Selbst als Gründlinger.
Seinen Preis nannte.
Einen Kleinkredit.
Für sein neues Auto.
Eine ordentliche Anzahlung.
Dann ein Betrag.
Wenn es geklappt hatte.
Und sie ein Paar waren.
Und der finale Betrag.
Bei Heirat.
Oder Schwangerschaft.
Innerhalb eines Jahres!

Das erste Mal.
Seit langer Zeit.
Hatte Reinhard.
Sich gut gefühlt.
Vielleicht lag es auch.
An den.
Drei Achterl Wein.
Die er getrunken hatte.
An jenem Abend.
Gründlinger in blendender Laune.
Und präsentierte ihm.
Die Auserwählte.
Sarah Schwinger.
Eine kleine Angestellte.
Mitte dreißig.
Ödes Privatleben.
Dem Anschein nach.
So wie Reinhard…
Sie ist vollschlank.
Na und?
Hatte Gründlinger gemeint.
Sie wird abnehmen.
Für dich.
Und sie wird dich verwöhnen.
Devot und ergeben.
Ich weiß.
Wie man Frauen manipuliert!
In der Folge war Reinhard.
Oft unterwegs gewesen.
Mit Gründlinger.
Hatte seine Garderobe geändert.
Schließlich hatte Reinhard begonnen.
Sarah zu umgarnen.
Ganz langsam.
Der Coup sollte folgen.
Mit dieser Schifffahrt.
Am Wolfgangsee.
Reinhard sollte sie einladen…

So eine Blamage!
Sarah hatte ihn angeblickt.
Mit großen Augen.
Schifffahrt?
Nein danke.
Da weiß ich mir.
Was Besseres!
Dabei hatte er Reinhard.
Alles.
Genauso gemacht.
Wie ihm Gründlinger .
Aufgetragen hatte.
Kein Problem.
Hatte Gründlinger ihn beruhigt.
Das wird bestimmt.
Aber die Sache.
Kam nicht und nicht.
In Schuss.
Zwar redete Sarah mit ihm.
Wenn er sie.
In ein Gespräch verwickelte.
Aber auch nicht mehr.
Wenn er sich.
In der Kantine.
Zu ihr gesetzt hatte.
Des Öfteren.
Schien es ihm immer.
Als würde sie sich.
Schnell.
Aus dem Staub machen.
Was zum Teufel?
Wollte die Frau.
Eigentlich?
Hörte sie nicht.
Ihre biologische Uhr.
Ticken?
Keine Sorge.
Gründlinger zeigte sich siegessicher.
Sie war lange alleine.
Schlechte Erfahrungen mit Beziehungen.
Aber…
Sie wird anbeißen.
Verlass dich.
Auf mich!

Sarah hat gekündigt!
Die Nachricht hatte ihn getroffen.
Wie ein Faustschlag.
Gründlinger hatte gelacht.
Schallend.
Die dumme Gans!
Jetzt haben wir sie.
Die hatte doch nur Glück.
Dass sie bei uns.
Untergekommen ist.
Sie kann nichts.
Und bringt es nicht.
Ich wette mit dir.
In einem Monat.
Ist sie zurück.
Und ersucht.
Um ihren alten Job!
Das war.
Vor einem halben Jahr gewesen.
Sarah hatte sich.
Nicht gemeldet.
Anfangs hatte ihn, Reinhard.
Das nicht beunruhigt.
Oft hatte er sich.
Ausgemalt.
Wie das sein würde.
Sarah.
Ein Häufchen Elend.
Demütig.
Bittend.
Gründlingers Kopfwäsche.
Hatte Wirkung gezeigt.
Aber nur bei ihm, Reinhard.
Selber.
Sarah ging es gut.
Wie er gesehen hatte.
Und sie vermisste weder.
Ihren alten Job.
Noch ihn…!

Also gestern.
War sie ihm.
Über den Weg gelaufen…
Als erstes.
Hatte er Gründlinger angerufen.
Verzweifelt.
Aber der.
Hatte ihn abgewimmelt.
Reinhard dachte an das Geld.
Dass er Gründlinger.
Gegeben hatte.
Immer wieder.
Reinhard trank schwarzen Kaffee.
Sein Kopf tobte.
Im Grunde war Gründlinger.
Ein Dampfplauderer.
Seine Strategien klangen toll.
Gingen aber nicht auf.
Genau wie in der Firma.
Er, Reinhard, hatte Gründlinger.
Ein Auto finanziert.
Mit seinen Ersparnissen.
Ohne Erfolg.
Nicht einmal ein Mauerblümchen.
Wie Sarah.
War interessiert an ihm.
Das Geld konnte er abschreiben.
Und er war so einsam…

Vivienne/Aus dem Hinterhof der Seele

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