Der Streber

Carina blickte Steff abschätzend an.
Sie saßen im Auto ihres Schuldirektors.
Adolph Keil.
Der kam eben aus dem Bahnhof heraus.
Sein Blick drückte Missbilligung aus.
Carina seufzte.
Wunderbar!
Der alte Peugeot von Herrn Keil war eingegangen.
Und Zug nach Hause ging natürlich auch keiner mehr.
Das stand deutlich in Keils Miene zu lesen.
Wunderbar!
Sie liebte solche Überraschungen!
Und das ausgerechnet an der Seite dieses Strebers aus der Parallelklasse.
Steff Haberkorn.
Sie ließ ein ironisches Lachen los.
Laut.
Steff zuckte zusammen.
Er schien gedöst zu haben.
Blind wie ein Maulwurf.
Wenn er nicht seine Kontaktlinsen trug…
Freu dich!
Carinas Stimme klang zynisch.
Wir werden hier irgendwo in der Provinz nächtigen.
Müssen.
Und keine Ahnung, wie ich meinen Freund erreichen soll…
Steff grinste verstohlen.
Starrte Carina unverhohlen an.
Freund?
Carina und der waren doch schon länger auseinander…
Oder?

Carina hielt das karierte Nachthemd hoch.
Fast, als wäre es giftig.
Unglaublich.
Herr Keil hatte diesen Fetzen für sie organisiert.
Zum Schlafen.
Na wenigstens war er sauber…
Trotzdem hatte sie Skrupel das gute Stück überzuziehen.
Nachdem sie geduscht hatte.
Dann betrachtete sie sich im Spiegel.
Und prustete los.
Sie sah unmöglich aus.
Gott sei Dank sah sie hier niemand.
Niemand außer Steff.
Und der zählte nicht…
Seufzend ging sie aus dem Bad.
Steff grinste sie an.
Er trug dunkle Shorts.
Seine Hühnerbrust war unbehaart.
Das überraschte sie nicht.
Kalt ging sie an ihm vorbei.
Legte sich in das einzige Bett im Raum.
Deckte sich zu.
Bis zum Hals.
Und starrte an die Decke…
Sie hörte das Wasser im Bad plätschern…
Steff duschte also auch.
Lang und ausgiebig.
Sie schloss die Augen als er näher kam.
Sich auf die andere Seite legte.
Und hörte ihn atmen…

Schläfst du?
Steffs Stimme klang zaghaft.
Carina setzte sich auf.
Abrupt.
Verschon mich mit deinem Gewäsch.
Ich will meine Ruhe.
Und erwarte dir nichts, ja?
Gar nichts!
Ich bin nicht scharf auf dich.
Ich habe es mir nicht ausgesucht hier zu sein.
Das war nur die verdammte Schulaufführung.
Bei der uns der Direx dabei haben wollte.
Vergiss alles, was du vorhattest, ja
?
Steff grinste.
Aus seinen Augen sprach leichte Boshaftigkeit.
Ich hatte nichts vor.
Außer zu schlafen…
Carina legte sich wieder hin.
So notwendig war ihr Ausbruch nicht gewesen.
Das war schon richtig.
Aber sie war einfach aus dem Häuschen.
Christian hatte sie verlassen.
Und Gott allein wusste, was er so treiben würde.
Heute Abend.
Und sie konnte nichts dagegen tun…
Ein paar Tränen liefen ihr über das Gesicht.
Es tat so weh ihn zu verlieren.
Sie hatte ihn doch so gern …

Warum weinst du denn seinetwegen?
Steffs Stimme klang unerwartet sanft.
Carina drehte sich unwirsch um zu ihm.
Ein paar bittere Worte auf den Lippen.
Aber sie schwieg.
Als sie in Steffs Gesicht sah.
Der sie ansah.
Unverwandt.
Als ihr bewusst wurde.
Er hatte sicher seine Kontaktlinsen längst herausgegeben.
Er konnte doch wahrscheinlich gar nichts von ihr erkennen.
Zumindest nur ihre Konturen.
Ganz unscharf.
Sie schloss die Augen.
Wieder kamen Tränen.
Warum weinte sie wegen Christian?
Sie wusste es nicht.
Aber es tat gut.
Als Steff sie zu streicheln begann.
Zärtlich.
Und seine Hände waren ganz warm.
Und so weich…
Carina öffnete ihre Augen wieder.
Steff hatte sich an sie gekuschelt.
Ganz vorsichtig.
Legte den knochigen Arm um sie.
Und flüsterte etwas.
Ganz leise.
Carina verstand ihn nicht.
Aber sie lehnte sich an ihn.
Fast wie im Reflex.
An diese Hühnerbrust…
Sie hatte es oft und oft selber so formuliert.
Wenn sie mit den anderen über ihn spottete!
Mr. Vorzug nannten ihn alle.
Aber er hatte kaum Freunde.
Und wenige nahmen ihn ernst…
Steff beugte sich zu ihr.
Öffnete seinen Mund leicht um sie zu küssen.
Carina wich zurück.
Nein.
Nein.
Vergiss es.
Ich… könnte doch schwanger werden!
Wie lächerlich!
Zu Christian hatte sie das nie gesagt.
Kein einziges Mal!
Das fiel ihr im selben Augenblick wieder ein…

Steff lachte sie an.
Dann nahm er ihre Hand.
Und drückte etwas hinein.
Carina öffnete die Hand.
Und starrte auf ein Kondom…
Originalverpackt.
Später erzählte ihr Steff einmal von seinem Freund.
Der am Motor von Direktor Keils Auto herumgepfuscht hatte.
Heimlich.
Weil Steff ihn darum gebeten hatte.
Damit er endlich einmal allein sein konnte.
Ein einziges Mal.
Mit dem Mädchen, das er heimlich liebte…
Später…
In dieser Nacht küsste er Carina.
Zärtlich und lange.
Ohne jedes weitere Wort.
Schob ihr das Nachthemd über den Kopf.
Und barg seinen Kopf an ihren Brüsten.
Saugte sich fest an ihnen.
Fast wie ein Säugling.
Vor Erregung zitternd.
Während seine Hände ihren Po umklammerten.
Streichelte ihren Körper.
Bedeckte ihn mit Küssen.
Drang mit der Zunge ein.
In ihren Schoß.
Dass Carina laut aufstöhnte.
Ihr Unterleib begann zu zucken.
Und sie öffnete ihre Beine.
Carina fasste nach seinen Händen.
Umklammerte sie fest.
Reckte ihm ihre Brüste entgegen.
Keuchte laut.
Aber sie lächelte ihm zu.
Mit leuchtenden Augen.
Ihr Schoß glänzte feucht
Steff drang in sie ein.
Immer schneller.
Bis sie beide aufschrieen.
Sich weinend in die Arme fielen.
Mit zuckenden Körpern.
Schweißnass.
Und mit rasendem Puls.
Sie küssten sich.
Immer wieder.
Konnten nicht voneinander lassen.
Rieben ihre Körper aneinander.
Von denen sie jeden Zentimeter mit der Zunge erforschten.
Und mit den Fingern.
Es war spät, als die beiden einschliefen.
Fast wie miteinander verwachsen.

Auf der Nachtkonsole lag noch immer das Kondom…

Vivienne

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