Zwischendurch schneit es immer wieder ein wenig, während ich am Nachmittag am PC sitze. Hochnebel führt bei eisigen Temperaturen zu Schneegrieseln und so sieht es leicht winterlich aus beim Blick aus dem Fenster. Wie jedes Jahr in diesen Tagen bringe ich meinen ganz persönlichen Jahresrückblick zu Papier – ein Annus horribilis, wie man fast schon sagen muss. Aber alles der Reihe nach…
Meine Schwester ist im August ihrem schweren Krebsleiden erlegen. Letztlich war es eine Erlösung, als sie Anfang August von uns ging. In den letzten Monaten hatte sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Nach dem Scheitern einer Gentherapie konnte sie nur mehr palliativ behandelt werden. Ein schwerer Verlust für uns alle, der heftigste überhaupt in meinem bisherigen Leben. Auch wenn das Endgültige vorhersehbar war, konnten wir uns lange ein Leben ohne sie nicht vorstellen.
Im Grunde kämpfen wir alle noch damit, all das zu verarbeiten… Der Schwager, die Kinder, mein Bruder und ich und die restlichen Geschwister. Peter, der sie natürlich auch gekannt hat, hat mich auf ihrem letzten Weg begleitet und hat mir die Kraft geschenkt, die ich brauchte… Peter selbst war in jener Zeit in tiefer Sorge um einen guten Freund, dessen Genesung lange Zeit benötigte…
Es würde wohl zu weit führen, wenn ich zu tief in das Familienleben eintauche bezüglich der vielen Herausforderungen, die wir zusätzlich zu meistern hatten. Nur kurz sei gesagt, dass auch bei meinem Bruder ein Melanom entfernt werden musste. Der letzte Beweis, dass Hautkrebs in der Familie erblich ist. Trotzdem hat mein Bruder weitaus bessere Karten, sein Krebs hat nicht gestreut. Engmaschige Kontrollen sind nun die Folge.
Bei mir selber hat sich der Gesundheitszustand stabilisiert, auch wenn mich verschiedene Wehwehchen begleiten. Man darf sich nicht beklagen, wenn es so viel Schlimmeres gibt…
Beruflich allerdings dürfte mir ab dem kommenden Jahr (und nicht nur mir) kalter Wind entgegen blasen. Strategische Änderungen ganz oben lassen das befürchten. Dabei genieße ich seit April eine Viertages-Woche, die mir manches leichter macht. Aber die Zeiten sind fordernd: nachdem im November Pluto endgültig vom Steinbock in den Wassermann wanderte, stehen in diesem Jahr noch weitere Zeichenwechsel an: Neptun geht in den Widder, Uranus betritt die Zwillinge. Es dürfte wohl kein Stein auf dem anderen bleiben…
Dazu passt hervorragend, dass Kickl und seine FPÖ bei den Nationalratswahlen Ende September die relative Mehrheit errungen haben. Der kleinwüchsige Parteichef versteht es hervorragend, mit der Ausländerkarte und daraus resultierenden Neiddebatten seine Anhänger um sich zu scharen. Die ihm wie die Lemminge folgen, in den sicheren Untergang. Davon kann man leider ausgehen: denn die Mitglieder der FPÖ sind treue Gefolgsleute von Putin, der auch in diesem Jahr seinen Eroberungsfeldzug gegen die Ukraine fortgesetzt hat: mit dem Ziel der „Endlösung“ – mehr muss ich wohl nicht sagen. Ich ziehe den Hut vor Bundespräsident Alexander van der Bellen wegen seiner Entscheidung, nicht Kickl mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Aber mal sehen, ob Türkis, Rot und Pink eine tragfähige Regierung zusammenbringen.
Trumps Wiederwahl – wenn man so sagen darf – war trotz Bidens Rückzug nicht verwunderlich. Erneut stehen wir vor dem 3. Weltkrieg, denn dieser Mensch, der den starken Mann markiert (bitte unbedingt den Film: The Apprentice anschauen) bringt wie Godzilla die Welt zum Beben: rückschrittlich, frauenfeindlich, sexistisch, machthungrig und verlogen – um nur wenige der Attribute zu nennen, die man Mr. Fake News auf den Kopf zusagen kann. Dem ersten verurteilten Straftäter, der die Krone der USA tragen darf…
Elon Musk, Teil seines Teams, hat sich nicht entblödet, in einer Kolumne eine Wahlempfehlung für die AFD in Deutschland abzugeben. Es ist leicht vorhersehbar, welche unselige Zeiten da wieder aufleben sollen… Schlechte Voraussetzungen für Demokratie und eine menschliche, offene Gesellschaft…
Vergleichsweise beschaulich brachte die Bohnenzeitung dieses Jahr hinter sich. Der 10.000ste Beitrag ging online und es bleibt abwechslungsreich auf dieser Plattform.
Neue, engagierte Redakteure wären durchaus wünschenswert, aber keine Leute, die die Bohne politisch für Putin und Co instrumentalisieren wollen. Diese werden wir weiterhin auf Distanz halten…
Liebe Leser und Freunde, ich hoffe, Ihr persönlicher Jahresrückblick ist erfreulicher.
Bleiben/werden Sie gesund und starten Sie gut in das Neue Jahr.
Vivienne/Herausgeberin