Jeder Mensch ist anders… – In eigener Sache

Wenn Sie regelmäßig meine Beiträge lesen, liebe Leser, ist Ihnen wohl schon aufgefallen, dass ich oft ungewöhnliche Gedanken niederschreibe. Ungewöhnlich für eine Frau nämlich… Ein Hausfrauendasein schwebt mir so gar nicht vor, das betone ich immer wieder. Mutterschaft war mir aus bestimmten Gründen nie in die Wiege gelegt und eine Familie zu erheiraten – oh, nein, danke!! Das ist nichts für mich. Dazu bin ich zu sehr Freigeist, dazu bin ich zu eigenwillig – und zu bequem. Wie meine Katze, mein bevorzugtes Haustier, an der ich sehr hänge… Am liebsten räume ich immer noch meinen eigenen Dreck weg und genieße mein freies, unabhängiges Leben. Und niemand redet mir drein! Keine Frage, ich muss bei Billigstorfer einkaufen, sei es Kleidung oder auch Lebensmittel, aber ich bin recht genügsam. Und es gibt Schlimmeres als No-Name-Jeans um € 20!

Allerdings eckt man auf diese Art und Weise an – vor allem bei anderen Frauen. Das ist mir speziell in den letzten fünfzehn Jahren immer wieder aufgefallen. Vor ein paar Jahren, als ich noch in der Provinz lebte, geriet meine Figur wieder einmal außer Fugen. Klar, ich hatte damals Wechseldienst und alle zwei Wochen kam ich erst gegen 20:30 Uhr heim. Da ich danach noch zu abend aß, war es nicht verwunderlich, dass ich zunahm. Dem musste ich ein Ende setzen und schließlich hatte ich auch eine Idee, wie. Ich wollte in Hinkunft in der Arbeit essen und mir damit das Nachtmahl daheim sparen. Also kaufte ich vor Dienstbeginn im Supermarkt Fertiggerichte und bereitete sie mir in der Microwelle in der Arbeit zu. Um es kurz zu machen, es war als hätte ich in ein Wespennest gestochen. Fertiggerichte! Welch ein Sakrileg! Die Kolleginnen bekamen jedesmal lange Hälse wenn ich zur Microwelle schritt und zerrissen sich das Maul über mich.

Schließlich bekam ich sogar den Tipp, keine Fertiggerichte mehr zu kaufen sondern „am Abend“ vorzukochen und diese Mahlzeit am nächsten Tag in die Arbeit mitzunehmen. Lachhaft! Wer würde schon ernsthaft nach einem langen Arbeitstag noch zu kochen beginnen! dachte ich mir noch. Aber die Kolleginnen meinten es tatsächlich ernst. Sie nahmen mich ziemlich in die Zange und ich gab schließlich nach, zumindest in einem Bereich. Ich wärmte keine Fertiggerichte mehr auf, aber abends noch großartig aufzukochen – dem verweigerte ich mich weiter. Diese Zeit war nämlich schon damals für die Beiträge der Bohne reserviert. Für mich ist das Kochen am Abend nach wie vor unvorstellbar, denn um diese Zeit möchte ich mich ausruhen, vorzugsweise mit der Fernbedienung in der Hand. Oder eben Beiträge für die Bohne verfassen…

Fertiggerichte haben nach meiner Übersiedlung keinen Eingang mehr in meine Welt gefunden. Aber nicht, weil es Fertiggerichte sind, sondern weil sie zu teuer sind. Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich verbringe übrigens weiter nicht viel Zeit mit Kochen, am liebsten esse ich Nudelgerichte oder Kleinigkeiten. Dass ich nicht besonders gesund lebe, ist mir schon klar. Die Kritik meiner Kolleginnen bezog sich ohnedies weniger auf die fehlenden Mineralstoffe in den Fertiggerichten (auch ein Schweinsbraten ist nicht gesund!), als viel mehr weil ich mich meiner „hausfraulichen“ Pflicht verweigerte… So weit so gut, eigentlich sollte es jedem Menschen frei stehen, so zu leben, wie er möchte, so lange er dadurch nicht anderen schadet. Aber mir als Frau wird dieses Recht nicht zugestanden, gerade auch durch die eigenen Geschlechtsgenossinnen. So wird man zum Einzelgänger, quasi ungewollt, denn ich habe keine Lust, mich so einem merkwürdigen Diktat zu unterwerfen. Ich lebe, wie ich will. Auch wenn es nicht immer einfach ist…

Müßig darauf hinzuweisen, dass manche Frau überzeugt ist, als Mutter ein besserer, wertvollerer Mensch zu sein. Als Beispiel fällt mir u.a. eine andere Kollegin vor zehn Jahren ein, die sich jeden Muttertag von Mann und Töchtern mit Geschenken auf fragwürdige Weise huldigen ließ … Mutterschaft ist bestimmt eine ganz besondere Aufgabe im Leben, keine Frage. Aber jeder Mensch hat eine andere Bestimmung in seinem Leben. Ich selber, kinderlos und unverheiratet, leiste auch meinen Beitrag für diese Gesellschaft, etwa auch durch ehrenamtliche Arbeiten. Ich bin sicher nicht weniger wertvoll als Mensch, nur weil ich keine Kinder habe und keinen Mann versorge. Eigene Kinder sollte ich schließlich nie haben, dagegen war ich ohnedies machtlos. Aber abgesehen davon: warum sollte ich auf Teufel komm raus ein Leben anstreben, das mich einfach nicht interessiert? Warum sollte ich versuchen jemand zu sein, der ich einfach nicht bin? Warum sollte ich eine Hausfrau und (Stief-)Mutter sein wollen?

Jeder Mensch ist anders. Ein Häuschen mit eigenem Garten übte nie eine besondere Anziehungsakraft auf mich aus. Und bei meinem „glücklichen“ Händchen für Männer bin ich froh, dass ich nicht fest an jemanden gebunden bin – und womöglich auch noch von ihm abhängig. Unvorstellbar die Situation, dass es in einer Ehe nicht mehr passt und ich könnte nicht weggehen, weil ich finanziell so eingeschränkt bin, dass ich nicht selbständig leben kann. Ja, ich bin anders, und eine Menge Leute können mit Sicherheit nicht verstehen, dass man als Frau so revolutionär denken und „bewährte“ Werte in Frage stellen kann. Aber so bin ich eben, gezeichnet vom Leben und bemüht so glücklich zu werden, wie ich es mir vorstelle und wünsche. Meinetwegen auch mit Fertiggerichten, wenn ich sie mir wieder leisten kann…

Vivienne

Schreibe einen Kommentar