von Vivienne – Jänner 2005
Der Opernball und kein Ende
Der (kurze) Fasching steuert auch heuer wieder auf seinen Höhepunkt zu. Und alle Jahre wieder ist am Donnerstag vor dem Faschingwochenende Wien Zentrum von Prominenz, Schönheit, Glitzer und Glamour: der Wiener Opernball findet (fast) alljährlich in den Räumlichkeiten der Oper statt und wer nicht dabei sein kann, harrt ganz nervös wie ein Debütant oder eine Debütantin vor dem Patschenkino aus bis es endlich heißt Alles Walzer!. Aber halt, wirklich alle? Mitnichten! Wer sich gewissen linkslinken Kreisen zurechnet, fühlt sich ob der Ideologie immer wieder verpflichtet, sich künstlich aufzuregen: über die Dekadenz, über die Verlogenheit, über Mörtel Lugner und seine unsäglichen Gäste
Wenn man halt keine anderen Sorgen hat. Jedes Jahr aufs Neue gibts eine größere oder kleinere Demonstration (je nach dem Eifer jener Kreise) und wenn man Glück hat, taucht wieder ein Schauspieler als Hitler-Double auf, wie schon vor ein paar Jahren, und sorgt für ein kurzes Rauschen im Blätterwald Ich gebe zu, das Ganze hat wie der Ball schon fast Tradition und mittlerweile auch einen gewissen Unterhaltungswert. Die Hochwohlgeborenen schütteln sich ob derartiger Dreistigkeit ohnedies nur ab und genießen die Stimmung, das Umfeld, die Standesgenossen, die Exklusivität und das alles zu Preisen, die das gemeine Volk mit Kopfschütteln goutiert. Oder auch mit Neid.
Ich gebe zu: das Geld, dass da Mörtel und Co in jener Nacht ausgeben, würde ich gerne auf mein Sparbuch legen. Als solide Altersvorsorge Aber mich aufregen über Dekadenz, Abgehobenheit, Arroganz und was weiß ich? Ganz bestimmt nicht, ich habe mit mir selbst genug zu tun. Der Opernball ist mir so was von Wurst, dass ich es kaum in Worte fassen kann! Aufregen? Aber warum? Gibt doch keinen Grund dafür! Ganz im Gegenteil! Bringt der Ball der Bälle doch Geld in die leeren Staatskassen, im Grunde wären Bälle an der Burg oder im Parlament sogar zusätzlich zu empfehlen! Was für ein Renommee! Welch illustre Gäste! Und welch tolle Einnahmen !
Aber ich selber? Nein, danke! Nicht einmal Mäuserl in der Garderobe möchte ich sein oder gar als Gast mit einem VIP (ich meine damit nicht den Mörtel ) dort antreten. Weil es mich nicht interessiert und weil es nicht meine Welt ist. In feiner Ballrobe mit schwerem Geschmeide (das ich gar nicht habe ) behängt fühl ich mich nicht wohl. Ja, wenn es vielleicht mal einen Ball gibt, bei dem ich mit Jeans antreten kann aber das wird nie sein, und darum zerbreche ich mir auch normalerweise den Kopf nicht viel über dieses gesellschaftliche Ereignis. Prominenz unter sich, das tut mir so wenig weh, als wenn sich die Massen in Kitzbühl zu den Hahnenkammrennen einfinden. Das sind dann eben Schifans unter sich! Und wem einfallen würde, Sinn und Unsinn dieses (im Übrigen ebenso Geld bringenden) Events in Frage zu stellen, der bekäme von den Fans wohl eine Tracht Prügel verpasst!
Also verstehe ich diese Linken Revoluzzer wirklich nicht! Im Grunde machen sie nur unfreiwillig und teilweise sehr lächerliche Werbung für den Opernball. Wer auf den Opernball gehen will, wird sich dadurch nicht abhallten lassen, ganz im Gegenteil: sehen und gesehen werden heißt die Devise! Nach Jahren eher lokaler Prominenz jetzt wieder vermehrt. Und warum auch nicht? Es ist nichts Schlechtes daran. Ich bin auch niemandem etwas neidig, da ich mich für diesen Höhepunkt der Faschingssaison wohl auch noch in Schulden stürzen müsste, um nicht unangenehm aufzufallen: Robe, Konsumation, Friseur, Damit mir dann jeder Zweite auf die Zehen steigt.
Genau wie ich den Hahnenkamm um den 20. Jänner (und auch sonst) meide: ich stehe doch nicht bei der Kälte im Zielraum und sorge mich bei Jagertee um meine gefrorenen Zehen. Jedem das Seine! Den VIPs ihre elitären Bälle, den Schifahrern ihr Kitzbühel und den Volksmusikfans etwa ihr Hansi Hinterseer! Wo liegt da das Problem? Warum Energie aufwenden um etwas zu verbieten und in Misskredit zu bringen was im Grunde ein harmloses Vergnügen ist? Und gleichzeitig nämlich auch dem Fremdenverkehr gut tut! Ich habe einfach andere Interessen, und Sie sicher ebenso. Wenn Sie nicht ohnedies als Fan das Ereignisses des Jahres im Fernsehen mitverfolgen. Und jene demonstrierenden Linken mit Verlaub sollten ihre Energien auch anders zu nutzen wissen
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