von Vivienne – Mai 2004
Die Kunst, nein zu sagen…
Ich konnte es nicht oft.
Nicht immer.
Nicht immer, wenn ich wollte.
Und vor allem nicht bei Menschen, an denen mir etwas liegt.
Harmoniesucht.
Ein Schuldkomplex.
Das Bedürfnis, den Erwartungshaltungen meiner Mitmenschen zu entsprechen.
Ohne, dass es einen Grund dafür gab.
Hat mich viel Kraft gekostet.
Und bittere Erfahrungen beschert.
Menschen, die das ausnutzten.
Und mich damit benutzten.
Weil ich zu gut bin.
Manchmal zumindest.
Ich musste reagieren.
Selbstsüchtiger werden.
Und lernen.
Gefühle aus dem Spiel zu lassen.
Wenn es darum geht, meine Talente einzusetzen.
So schreibe ich.
In erster Linie und vor allem.
Nur für mich.
Und nicht, um jemandem einen Gefallen zu tun.
Seit ich bei der Bohne bin.
Schreiben ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.
Ich schreibe zur Selbsttherapie.
Um meine Gedanken zu Papier zu bringen.
Und weiterzugeben.
Vielleicht kann ich jemand damit helfen.
Oder inspirieren.
Möglicherweise sogar begeistern.
Zum Nachdenken bringen.
Oder einfach zum Lesen
Aber der Hauptgrund bin ich selber.
Weil es mir Spaß macht.
Weil es mich glücklich macht.
Und Freude bereitet.
Ich möchte es nicht mehr missen
Nicht Nein sagen zu können.
Ist speziell ein Frauenproblem.
Vor allem in Beziehungen.
Frau ordnet sich unter, um den geliebten Mann nicht zu verlieren.
Frau gibt sich selbst auf, um zu gefallen.
Ohne zu begreifen, dass der Mann sie nicht lieben kann.
Wenn er sie nicht nimmt, wie sie ist.
Wenn er sie nicht akzeptiert, wie sie ist.
Wer kennt die Situation nicht?
Mann möchte Sex.
Frau fühlt sich nicht danach.
Er besteht darauf.
Wenn du mich liebst, tust du es trotzdem.
Die meisten resignieren darauf hin.
Geben nach.
Welche Frau stellt schon die logische Anti-These auf:
Wenn du mich liebst, dann verlangst du es nicht, wenn mir nicht danach ist.
So viele Frauen haben Angst.
Angst, ihren Liebsten zu verlieren.
Dass er zu einer anderen geht.
Wenn sie bei ihrem Nein bleibt.
Aber was ist Sex, wenn ihn nicht beide genießen?
Eine leere Frucht.
Hohl.
Die nur aus ihrer Schale besteht.
Eine Hülse.
Der Mann, der auf sein Recht besteht.
Auf sein vermeintliches Recht.
Der wird durch ein Nein nicht aus dem Haus getrieben.
Der ist längst verloren.
In einer guten Beziehung gibt es keinen Zwang.
Nur Kompromisse.
Bei denen nicht immer derselbe nachgibt.
Beziehung heißt gegenseitige Achtung.
Nicht Herr und Magd.
Oh, ich weiß.
Auch Männer sind verletzbar.
Männer sind sehr sensibel.
Auch ein Mann kann nicht immer nein sagen.
Wenn seine Traumfrau von ihm fordert.
Und nur fordert.
Und nicht gibt.
Auch ein Mann kann Angst haben.
Die Liebste zu verlieren.
Wenn er sich verweigert.
In dieser oder jener Form.
Liebe macht uns verletzbar.
Beide Geschlechter.
Gleichermaßen.
Aber immer nur ja sagen, führt irgendwann zu einer Entscheidung.
Die gefällt werden muss.
Die nicht leicht ist.
Mein Selbstwert oder meine Beziehung.
Wer hier nicht sich selbst wählt, geht in dieser vermeintlichen Liebe verloren.
Irgendwann ist der Mensch nämlich weg.
Von dem man so abhängig ist.
Hat das Interesse verloren.
Trotz unzähliger Jas.
Die man sich so hart abrang.
Nein sagen kann man schon lernen.
Nicht von einem Tag auf den anderen.
Aber langsam.
Jeden Tag ein Stückchen mehr.
Auf seine Bedürfnisse achten.
In sich horchen.
Seinen Wünschen Raum geben.
Nein sagen.
Nicht immer.
Aber immer öfter.
Dinge tun.
Die man immer schon tun wollte.
Für sich selbst.
Auch dafür ist Platz.
In einer Beziehung.
Wenn sie gut ist.
Wer sich selbst achtet, wird auch geachtet.
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