von Vivienne – August 2004
Zu nah am Wasser…
Man sieht es mir nicht an.
Oft wirke ich gleichmütig.
Stur.
Oder einfach sehr unbeeindruckt.
Ungerührt.
Und dann auch wieder sehr lustig.
Fröhlich und lebensbejahend.
Vielleicht auch glücklich.
Aber sicher nicht todtraurig und hoffnungslos.
Antriebslos.
Verbittert.
Und destruktiv.
Ja manchmal auch voller Hass.
Und doch.
Diese Seite in mir ist stark.
Das Leben.
Das Schicksal.
Die Erfahrungen.
All das prägte mich.
Gottes Wille?
Möglicherweise.
Viel mehr aber auch meine Unnachgiebigkeit.
Nicht immer bereit Dinge zu akzeptieren.
Die nun mal so sind.
Nicht zu ändern.
Und gleichzeitig die Sehnsucht.
Nach Geborgenheit.
Nach Liebe und Freundschaft.
Nach Ehrlichkeit und Offenheit.
In manchen Phasen meines Lebens wehte der Wind rau.
Kaum ein Freund aus diesen Zeiten blieb in meinem Leben zurück.
Wenig hatte Bestand.
Oft gar nichts.
Viel von dem Kummer machte mich stark und hart.
Unerbittlich gegen die, die mich betrogen.
Nach außen die Alte.
In meinem Inneren tobt eine Wunde.
Der Schmerz betäubt mich oft.
Macht mich halb wahnsinnig.
Empfindsam wie eine zarte Blüte.
Aber diese Seite kennt niemand.
Kaum jemand.
Meine Seele weint oft.
Ich zeige das nicht.
Jeder meint nur ich wäre mürrisch.
Oder einfach schlecht gelaunt.
In Wirklichkeit weint es in mir.
Bittere Tränen.
Tränen, die ich verstecke.
Nicht offen.
Ich verkrieche mich lieber ins stille Kämmerlein.
Dort öffnet meine Seele ihre Schleusen.
Ungehemmt.
Zu nah am Wasser gebaut.
Verletzbar und doch unnahbar.
Wer weiß schon was in mir vorgeht?
Manchmal.
Hinter verschlossenen Türen.
Wenn die Wucht meines Schmerzes Dämme einreißen könnte!
Wenn ich meine Ohnmacht hinausbrüllen möchte!
So, dass jeder mich hört.
Jeder mich versteht.
Und das sich nicht einmal die schlimmsten Zeiten.
Am schlechtesten geht es mir, wenn die Tränen versiegt sind.
Wenn die Seele am Boden liegt.
Wenn ich sterben möchte.
Aber ich einfach nicht mehr weinen kann.
Wenn gerade einmal meine Augen feucht werden.
Doch zu mehr reicht es nicht.
Ein leises Aufbäumen der Seele.
Tränen befreien die Seele.
Man fühlt sich besser.
Erleichtert.
Fast erlöst.
Ist die Quelle der Tränen aber vertrocknet, gewinnt das Leid.
Die Resignation ist zu stark.
Unüberwindbar.
Manchmal sehne ich mich danach weinen zu können.
Ich wünsche es mir so.
Ein Ventil, durch das das Leid abfließt.
Von den Tränen weggespült wird.
Zumindest vorübergehend.
Aber ich kann nicht mehr.
Schon lange nicht.
Ich spüre, wie mein Inneres immer härter wird .
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