Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr – Ansichtssache

In meinem letzten Beitrag hatte ich das schlechte Abschneiden Österreichs bei der PISA Studie thematisiert und beklagt, daß die Politik aus meiner Sicht sehr unzureichend darauf reagiert. Wenige Tage später sollte der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer einen unerwarteten Vorstoß wagen indem er in der Nachrichtensendung „Zeit im Bild“ eine Ausweitung der allgemeinen Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr zur Diskussion stellte. „Mit 15 mit dem Lernen aufhören, das kann es im 21. Jahrhundert nicht geben“, so die Botschaft des ÖVP-Politikers.

So interessant ich diesen Vorstoß auch finde so sehr fehlen mir doch zahlreiche Details für eine praktische Umsetzung. Schüler die eine höhere Schule besuchen und diese mit der Maturaprüfung abschließen wären von der Neuregelung praktisch nicht betroffen. Es bleibt aber auch hier die Frage im Raum stehen wie mit einem Schulabbrecher verfahren wird, da bekanntlich ein nicht unerheblicher Teil jener die eine höhere Schule beginnen ihre Ausbildung abbrechen.

Die Forderung nach einer Ausweitung der Schulpflicht ist aber wohl auch auf jene jungen Menschen gerichtet, die eine Lehre absolvieren möchten. Da eine Lehrausbildung mit der Berufsschule verknüpft ist würde auch hier die Anforderung erfüllt werden. Doch bleibt hier die Frage offen, wieweit der Staat in der Lage sein kann einen Ausbildungsplatz, sprich eine Lehrstelle, zu garantieren. Daß es auch Jugendliche gibt, die nach Absolvierung der 9. Schulstufe ohne Lehre in den Arbeitsprozeß starten, ist derzeit gesetzlich zulässig und leider traurige Gewißheit. Hier sehe ich persönlich den größten notwendigen Handlungsbedarf bei einer Neuregelung der Ausbildungspflicht.

Derzeit besteht in Österreich eine 9jährige Schulpflicht. Diese Anforderung wird in der Regel durch die 8jährige Volks- und Hauptschule bzw. Mittelschule und einem weiteren Schuljahr erfüllt. Das 9. Schuljahr kann in einem polytechnischen Lehrgang aber auch einer mittleren oder höheren Schule absolviert werden. Die Aussage Pühringers zu einer Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr ist mir auch noch etwas zu unkonkret – hier wäre klarzustellen wie viele Schuljahre ein Schüler verpflichtend zu absolvieren hätte und wie man sich dies in der Praxis vorstellt.

Es kann aber auch gut sein, daß Pühringer hier nur eine Anregung zu einem Diskussionsprozeß geben wollte – aber gerade auch hier sind Details ein wesentlicher Faktor. Bisher haben lediglich die Grünen positiv auf den Vorstoß reagiert, ansonsten ist das Thema in unserer derzeit nicht gerade sehr umsetzungsfreudigen Innenpolitik rasch wieder verblaßt, auch wenn es in der SPÖ in den vergangenen Jahren schon vereinzelt Bestrebungen in Richtung einer längeren Schulpflicht gegeben hat. In der öffentlichen Diskussion gab es vereinzelt Kritik an einer gesetzlichen Pflicht zu einer längeren Ausbildungszeit, die ich aber nicht allzu ernst nehmen möchte wenn dafür das Bildungsniveau gehoben werden kann.

In Zusammenhang mit der PISA Studie sei erwähnt, daß hier festgestellt wurde, daß bei den 15jährigen Schülern entsprechende Schwächen bestehen würden. Dieses Defizit wird durch eine Verlängerung der Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr nicht behoben werden können. Trotz aller bestehenden Unschärfen in der Forderung von Josef Pühringer sage ich vorerst mal ein vorsichtiges „Danke, Herr Landeshauptmann“ , daß zumindest versucht wurde einen Nachdenkprozeß zur Verbesserung des Ausbildungssystems zu starten.

Pedro

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