Sprung ins Ungewisse – Teil 28

Alexa saß in ihrer Wohnung.
Qualmte eine Zigarette nach der anderen.
Hastig.
Sie hatte Angst.
Große Angst.
Ihr blutrot geschminkter Mund sah aus wie eine offene Wunde.
Ihr Kopf hämmerte.
Migräne.
Seit Tagen.
Seit Meiers Email…
Sie hatte es geahnt.
Aber durch den Aufruf erst war es ihr bewusst geworden.
Hannes war nie etwas an ihr gelegen.
Er war scharf auf die Steyrer gewesen.
Die ihn nicht wollte.
Worauf Hannes sie zu seinem Werkzeug gemacht hatte.
Besser gesagt degradiert.
Sie war dumm genug gewesen.
Zuerst hatte er sie auf ihrem Schreibtisch gevögelt.
Dann hatte er seine Bedingungen gestellt…
Sie verstand sich selber nicht.
Nicht mehr.
Sie befand sich jetzt deswegen in einer sehr prekären Situation.
Nur sie!
Und nicht Hannes…

Alexa lehnte sich zurück.
Die Augen geschlossen.
Ein paar Locken fielen ihr ins Gesicht.
Sie begann zu weinen.
Was, wenn sie jemand beobachtet hatte?
An dem Tag?
Wenn es jemandem aufgefallen war?
Dass sie sich am PC der Steyrer zu schaffen gemacht hatte?
Alexa schluchzte.
Wer würde ihr schon glauben?
Jeder würde sagen, sie hätte aus Rache gehandelt.
Eifersucht.
Hannes würde lachen.
Sich abputzen an ihr.
Die Frau lügt doch…!
Hannes war eiskalt.
Und auf so einen war sie scharf gewesen!
Auf so was!!
Die Steyrer hatte ihn schon richtig abgefertigt.
Die kannte sich mit Männern gut aus.
Sehr gut sogar.
Was sie, Alexa, nicht wahr haben hatte wollen.
Hatte die attraktive Kollegin schnell begriffen.
Hannes taugte nichts.

Alexa richtet sich wieder auf.
Schnäuzte sich.
Was konnte sie nur tun?
Und wie konnte sie beweisen, wie es wirklich gewesen war?
Diese Geschichte war wie eine Zeitbombe.
Die tickte.
Und sie selber wusste nicht, wann die Bombe hochgehen würde.
Morgen.
Nächste Woche.
Vielleicht nie.
Aber wenn, dann unerwartet.
Lähmendes Warten.
Alexa fröstelte.
Ihr war elend zumute.
Ihr Job stand auf dem Spiel.
Die Abfertigung.
Aber mehr noch.
Ihre ganze Zukunft.
Wer würde sie noch anstellen?
Als fristlos Entlassene?
Alexa bohrte die Fingernägel ins Fleisch.

Und ein Vorstoß?
Statt abzuwarten?
Mit der Steyrer reden?
Ihr die Geschichte erzählen?
Immerhin war ihr Hannes ziemlich lästig gewesen.
Mehr als lästig.
Die Steyrer müsste es sich noch am ehesten vorstellen können…
Wer, wenn nicht Hannes?
Nur er hatte wirklich einen handfesten Grund.
Sie selber war nur dumm gewesen.
Hatte sich ausnutzen lassen.
Aus einem Irrglauben heraus.
Hannes könnte ein Verhältnis mit ihr beginnen.
Mit ihr!
Sie war doch gar nicht gut genug für diesen Chauvi gewesen.
Seiner Meinung nach.
Alles andere als das.
Hannes hatte eine Vorliebe für besondere Frauen.
Alexa stand auf.
Begann im Telefonbuch zu blättern.
Ihren Job würde sie verlieren.
Daran war nicht zu rütteln.
Aber ihre Offenheit konnte die Konsequenzen abfedern.
Vielleicht.
Wenn sich die Steyrer für sie bemühte…
Die jetzt gut angeschrieben war in der Firma.
Vielleicht doch eine einvernehmliche Trennung…

Manfred nahm Geli zärtlich in den Arm.
Küsste sie.
Denk nicht so viel an die Sache, ja?
Entspanne dich.
Und lass den Kopf nicht hängen.
Wir machen uns einen romantischen Abend!
Geli lehnte den Kopf an seine Schulter.
Sie war müde.
Sehr müde sogar.
Aber würde sie schlafen können?
Seit Tagen kam sie nicht richtig zur Ruhe.
Ihre Träume waren schmerzhaft.
Verwirrend.
Sie hatte kaum noch Kraft.
Das Telefon ließ sie aufhorchen.
Manfred ging zum Telefon.
Ja?
Schweigen.
Schließlich drehte sich Manfred um zu ihr.
Geli.
Da ist jemand dran für dich.
Ich glaube, es ist eine Kollegin von dir…

© Vivienne

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