Wegschauen – Reflexion

Der Nachbarsjunge ist verwahrlost.
Das sieht man doch auf den ersten Blick.
Die Eltern kümmern sich nicht um ihm.
Er ist verschlossen und gehemmt.
Irgendwie hat man schon Mitleid mit ihm.
Er wird es schwer haben im Leben.
Aber was soll man da tun?
Die Nachbarn anschwärzen …
Sie sind doch keine Verbrecher.
Und das würde auch nichts bringen.

Der Kollege wird schikaniert.
Nicht nur von seinen Vorgesetzten.
Er ist eine beliebte Zielscheibe geworden.
An der man sich die Füße abputzen kann.
Weil er es sich gefallen läßt.
Weil er sich nicht widersetzen traut.
Manche sehen das auch anders.
Würden ihm gerne aus der Misere helfen.
Aber was soll man da tun?
Die Angreifer zur Rede stellen …
Um selbst angegriffen zu werden.

Die betagte Mutter lebt alleine daheim.
Schon seit einigen Jahren verwitwet.
Der Sohn schaut regelmäßig vorbei.
Wollte eine Heimhilfe organisieren.
Was die Mutter kategorisch ablehnt.
Den Haushalt hätte sie immer geführt.
Was auch zweifellos stimmt.
Aber sie wird zunehmende pflegebedürftig.
Und widersetzt sich Hilfe von Dritten.
Obwohl sie eigentlich nicht mehr kann.
Aber was soll man da tun?
Der Mutter den Willen aufzwingen.
Das kann es doch auch nicht sein.

Drei Situationen aus dem Alltag.
Wie sie viele von uns kennen werden.
Im ersten Moment sehr verschieden.
Doch in Wahrheit dann nicht so sehr.
Es findet sich ein gemeinsamer Nenner.
Über den ich nachdenken möchte.

Ein friedliebendes Verhalten.
Ist mir selbst bestimmt nicht fern.
Konflikten aus dem Weg zu gehen.
Konnte ich an mir schon oft beobachten.
Doch welcher Preis ist gerechtfertigt?
Es wird über Unrecht hinweggesehen.
Um die eigenen Nerven zu schonen.
Die Übervorteilung der Anderen.
Wird damit noch begünstigt.

In Beispiel mit dem Nachbarsjungen.
Widerfährt das Unrecht einem Anderen.
Was geht mich das an?
Könnte insgeheim gedacht werden.
Im Beispiel mit dem Kollegen.
Haben wir Angst selbst gemobbt zu werden.
Wäre es das wirklich wert?
Und im Beispiel mit der Mutter.
Wird Selbstbestimmungsrecht gewahrt.
Aber Versäumnis zugelassen.
Schwierig …

Pedro

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1 Gedanke zu „Wegschauen – Reflexion“

  1. Derjenige der wegsieht ist mitschuldig! Zivilcourage ist immer mit der Gefahr verbunden, es sich mit „Allen“ zu verscherzen! Nur, wohin kommen wir, ganz ohne Zivilcourage?

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