„Schischule, doch bestimmt?“
J. schaute auf, während er seine Bindung befummelte die er nun seit Minuten samt der daran geschraubten, nagelneuen Hochleistungs-Schier sein eigen nannte.
„Glaube nicht, fühle mich auch so noch ganz in Form.“
beeilte ich mich zu antworten, während ich das alte Gerät mit dem ich zuletzt etwa acht Jahre zuvor das Kitzsteinhorn bei Kaprun und die dort Übenden verunsicherte, einer ernsten Prüfung unterzog.
Sollte ich mich tatsächlich…,oder doch besser so wie J., in ein paar neue Bretter zu investieren, in absolute Lebensgefahr begeben beim todesmutigen Schwingen die frisch geglätteten Wiesen im frischen Schnee hinab gestürzt?
Ich glaube, der verstohlene Blick in meine Urlaubskasse und der Gedanke an die dann noch auflaufenden Kosten in den nächsten beiden Wochen, hatten die unwiderrufliche Antwort ergeben.
„Denk daran, man verlernt sehr schnell.“
„Na klar, J. ich weiss, doch lass es uns erst einmal ganz ohne versuchen!“
Selten nur hatte ich mich diesem uralten Freund aus Kindertagen so überlegen gefühlt.
Wie sehr doch Erinnerungen und vor allem eigene Vorstellungen einem den Blick vernebeln können, musste ich dann über die nächsten fünf Wochen mit Bettruhe zur Genüge erfahren.
***
„G. habe ich doch nur durch dich kennen gelernt!“
„Du meinst…?“
„Ja doch, du bist im Grunde schuld an meiner Misere. Nicht, dass ich dir zürne, nur musste das mal in aller Offenheit gesagt werden.“
***
Wie hatte das eigentlich angefangen?
Ja, Erinnerungen können täuschen und Schrödingers Katze hat am wenigsten daran auch nur eine ganz geringe Mitschuld. Und doch ist es wirklich so, dass, so sehr man auch bemüht ist sich zu erinnern, die Erinnerung einen um so mehr täuscht!
Schrödingers Katze ist nur so tot oder am Leben, solange wir uns über ihren Zustand nicht wirklich klar sein können, die Kiste mit der Katze und der Bombe drinnen noch nicht geöffnet ist.
***
Mutter hatte unser Heim, die direkt am See gelegene Hütte in einen Haufen qualmender beinahe total verkohlter Bretter zerlegt, in dem ich noch Tage später versucht hatte, meine kindlichen Habseligkeiten zusammen zu suchen. Mit nur sehr geringem Erfolg.
Dann, nach ermüdenden Befragungen durch die Polizei in Lindau, wurden ich und meine Mutter von einer befreundeten Familie in Ulm in den Zug nach Essen gesetzt.
Daubs hatten der völlig Mittellosen, also meiner Mutter auch noch die Fahrkarten spendiert. Ich, als damals Achtjähriger konnte zur Finanzierung des Umzugs gar nichts beitragen. Und das sommerliche Domizil im Oberstock der „Fortuna“ genannten Sommerhütte, während unten die zahlenden Fremden hausten, war ja nun auch nicht mehr.
Ja Mutter wusste bis zum Feuer genau, wie sie sich und ihre beiden Jungs über die Jahre brachte.
Vom Vorwurf der Brandstiftung noch lange nicht entlastet, hatte Mutter mithilfe des Wasserburger Bürgermeisters doch noch die Erlaubnis bekommen, entgegen der Verfügungen der Staatsanwaltschaft den Landkreis zu verlassen. Also entschloss sie sich, doch lieber in ihrer Heimat, dem Pott, das Ende des Verfahrens abzuwarten.
Der Bruder, elf Jahre älter als ich, meist als Zimmermann auf der Walz, hatte schon alles vorbereitet, für Mutter sogar schon eine Arbeit bei einer reichen Industriellenfamilie gefunden.
Na gut, und was blieb mir?
Ein Jahresaufenthalt in der Funkestiftung, einem Kinderheim für Kriegswaisen und Kindern wie ich da ja eines war.
An den Vater, diesen Major der französischen Siegerarmee, an den ich überhaupt keine Erinnerung hatte, verlor ich keinerlei Gedanken. Dass meine Mutter, nachdem sie mich bei den bemühten Schwestern abgeliefert hatte, schließlich in Richtung Waldrand verschwand, nicht wie von ihr versprochen am nächsten Tag zurück war, eine Riesenenttäuschung.
Einige Enttäuschungen später, Mutter hatte da endlich im immer noch ziemlich zerbombten Essen eine kleine Wohnung gefunden die dazu auch noch bezahlbar war, fand ich ein paar Häuser weiter diesen J.
J. war zwar eineinhalb Jahre jünger als ich, der verschieden Einschulungsprozedere wegen in Baden und nun NRW, drückten wir dennoch alsbald nebeneinder in der Klasse des Torhüters des Kick-Vereins vom Weltmeister Helmut Rahn, in Essen die Schulbank.
Minki, nein nicht Schrödingers Katze, hatte wohl das Feuer verursacht, so die abschließende Beurteilung des Staatsanwaltes. Es war wohl doch so wie von Mutter geschildert, die Katze hatte den leichten Vorhang beim Passieren des damit verhangenen Türrahmens mit ihrem dichten, langen Winterpelz vor den Heizkörper verbracht. Minki war ja schließlich eine wunderhübsche Perserdame.
Dass Mutter, ich und Minki aus der total verrauchten, schließlich schon in vollen Flammen stehenden „Fortuna“ noch lebend rausgekommen waren, musste wohl doch noch mehr als nur Glück gewesen sein!
Ja, und genauso hatten sowohl die Kripo als der Staatsanwalt gemutmaßt. Und hatte nicht Mutter, bei ihren sparsamen Mitteln an Barem, noch kurz zuvor die Versicherung von dreitatausen auf fünftausend Mark erhöht? Musste da nicht geringer Zweifel an Unglück und dennoch Glück veranschlagt werden?
Bei Licht betrachtet ja, ganz ohne Zweifel!
***
Bei Licht betrachtet hatten sowohl J. als auch ich etwas Verbindendes.
Beide konnten wir nebeneinander schweigend, in der reichlichen Auswahl an Ruinen nach Verwertbarem suchen, was dann beim Schrotthändler Erang auf der Oberdorfstraße in Bares zu wandeln war. Überaus praktisch ausserdem war, dass Erang neben Alteisen auch noch mit Kohlen handelte. Somit konnten J. und ich mit unserem Schrott auch noch für wohlige Wärme in den vier Wänden unserer Familien sorgen.
J. war schon immer der mutigere von uns Beiden!
Das zeigte sich dann erst so richtig, weil er es war, der aus diesem Garten neben der Rheinbahntrasse den reckordverdächtigen Riesenkürbis klaute, den ich ich ihm zuvor gezeigt selber aber mangels Mut nicht requiert hatte. Dass das Scheißding dann auch noch scheiße schmeckte, drauf sei geschissen!
Ja, zum Anführer wohl nicht, doch zum Aufrührer eignete ich mich sehr gut!
Darauf wohl auch, auf dieser Erkenntnis beruhte wohl nach Jahren ohne Verbisse vonseiten J.s seine nun vorgebrachten Beschimpfungen, ich hätte…, oder auch ich hätte… nicht!
Aber davon später mehr.
In völlig anderen Belangen waren J. und ich völlig verschieden. Einmal hatten wir es zusammen mit der Pfadfindertruppe der wir uns angeschlossen hatten, per Pedes nach Haltern am See geschafft. Bei der nächsten Tour war J. jedoch anderweitig unterwegs.
Ja, im Grunde trennten uns doch in solcher Beziehung Welten.
J.s Familie war nicht etwa reich, da gab es ganz andere Kaliber in der Deutschen Nachkriegsrealität, aber auch nicht ganz unvermögend, was an der absoluten Geschäftstüchtigkeit der Eltern J.s wohl zu liegen schien.
J. musste, so noch Jahre später immer von ihm zum Besten gegeben, regelmäßig in das neue Auto kotzen. Und J.s Vater hatte viele davon, neue Autos! Und J. hatte genügend davon, zähe Kotze!
So vergingen einige Jahre und J. im Gegensatz zu mir, wechselte die Schule und auch unserer beider Familienhintergründe wechselten.
J.s Vater hatte die Famile mit einer Angestellten verlassen, während meine Mutter nach einer Kurzehe nun endlich den wohl richtigen Partner gefunden hatte und dazu noch ein kleiner Bruder auf dem Weg war.
Nun gut, J.s Mutter räumte die Scherben zur Seite, die der Vater hinterlassen hatte, während Mutter und der Neue in Sachen Imbissbetriebe dem familären Wirtschaftswunder auf die Beine halfen.
J. und ich trennten ein wenig unsere Wege. Ich fand ein paar ebenso RocknRoll-Begeisterte, während J. lieber dem kulturellen Leben der da noch, mit Zadek recht illustren Kultur auf der Spur war.
Beatles oder James Bond? Na gut, „Dr. No“ schauten wir beide noch zusammen. Die Band-Proben am Mittwoch im Ruhetag-Imbiss, wollte er sich dagegen partu nicht antun.
Mit achtzehn war ich derjenige, der zwar nicht Achselhaare oder Stahl wachsen ließ, auch die Natur in ihren ganz eigenen Gesetzen überhaupt nicht verstanden hatte, noch nicht einmal Gott in seiner Wohltat für meine Einfalt anzunehmen bereit war, aber den Führerschein nebst einem für 500 Märker erstandenen Fiat 600 mein Eigen nannte!
Dass das Scheißding dann kurz vor Frankfurt den Löffel abgab, uns, J. und mir damit die gemeinsame Urlaubsttour zum Bodensee vermasselte, auch darauf sei geschissen.
Was wirklich zählte,war die bis dahin wohl noch unverbrüchliche Freundschaft, was womöglich süßlich klingen mag, jedoch hier genauso zu stehen hat!
Und dann, das Dingens mit G.! G., J.s erster großer Liebe! Zumindest war ich mir bis heute oder besser bis zu der vermaledeiten Tour zur Lesung in Köln beim WDR, einer Meinung die scheinbar nicht wirklich auf Wissen beruhte. Eher auf Verdacht?
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„J. und G., beide eng umschlungen, minutenlanges Küssen auf der Ketwiger vorm Deiter, musst du wissen. Mutti und ich haben uns beinahe nicht mehr eingekriegt!“
B., meine bessere Hälfte seit einiger Zeit, war sichtlich erheitert als sie mir davon erzählte.
Konnte so etwas sein? J., der eher nüchtern Denkende und die religiös nicht uninteressierte G. mitten in Essens Flaniermeile am heiligen Montagnachmittag, als Ausdruck sexueller Freizügigkeit und damit unabhängig von kirchlicher Verklemmtheiten, eng umschlungen, lippfischweise verklebt?
Aber an B.s wahrhaftiger Neutralität konnte wirklich nicht gezweifelt sein.
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„Du hattest geschwindelt! Ich wäre bei G. niemals so weit gegangen, hätte sie nie zu küssen gewagt, wenn du nicht gelogen hättest. Du, als mein Freund, hättest nicht diese falsche Färte legen sollen um mir damit G. als leicht zu erlegendes Wildbret zu schildern!“
J. hatte G. also im Sinne einer Jagdtrophäe gesehen, die ausser Reichweite seiner Flinte zu sein hatte? Und ich, der ich mir noch heute keinerlei Schuld bewusst bin, hatte die verräterische Blutspur in den frischen Schnee geträufelt? Und J. hatte dann seine doch wohl noch sehr ausgeprägte Verklemmtheit meinetwegen abgelegt? Wollte mir J. so etwas wirklich vorwerfen?
Konnten Küssorgien im nachmittäglichen Gewühl einer Einkaufsgasse nicht eher den Eindruck großer Liebe und Dankbarkeit zwischenmenschlicher Verbundenheit wegen vermitteln?
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B. traf sich regelmäßig mit der Mutter beim montäglichen Bummel mit abschließender Teezeremonie im Postcafe am Bahnhof. Und dort waren J. und G. tatsächlich zum Mittelpunkt nicht uninteressiert Scheinender geworden, bzw. derer Bewunderung. Ja, Deutschland befand sich im Umbruch!
Die Zeiten hatten sich, mussten sich gewandelt haben. Abtreibungen, freie Liebe und unverklemmte Sexualität wurden öffentlich diskutiert nachdem eine ganze Anzahl von bedeutenden Frauen, darunter Filmstars und Politikerinnen, sehr zum Ärger der Kirchen sich selber darum bezichtigt hatten.
Und G., so ist heute wohl klar, fühlte sich ebenfalls dazu berufen, hier der Kirche nicht ihre Zukunft zu opfern.
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„Nun gut…, fragte ich J. dann, „ worin besteht meine Schuld, die deine Mallaise zu verantworten hat? Lüge, klar, war mächtig auf den Putz gekloppt! Ich hatte G. auf ner Fete kennen gelernt, fand sie ganz süß und wenn ich geflunkert hatte, dann höchstens weil mir die süße Maus ganz ausnehmend gut gefiel. Wenn das ein Verbrechen sein sollte, dann richte mich. Ich werde ganz bestimmt nicht um Gnade winseln.“
Wir hatten das Kölner Funkhaus schon fast erreicht und J.s Audi suchte sich seinen Parkplatz nun beinahe von ganz selber, während J. mir sein Leid klagte, dass er beim Kauf des Sechszylinders die rückwärtige Kamera zu bestellen, doch glatt vergessen hatte.
„ Nicht, dass du mir vorschwindeltest, du hättest G. geküsst! Nein, dass du mir G. als ziemlich leicht zu nehmendes Mädchen geschildert hattest obwohl dir klar sein musste, dass ich, als dein bester Freund da auf ganz böse Gedanken kommen musste, macht mich heute noch so zornig. Du hättest viel mehr auf meine Psyche achten müssen, als mir den Verführer vorzuspielen, der nur mit den Fingern schnippt um die Mädels reihenweise umzulegen.“
Bumms, das hatte gesessen!
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G. und J. machten direkt nach den Abschlüssen ihrer Ausbildungen im Groß- und Einzelhandel beide beinahe zwangsläufig ihre Hochschulreifen auf der Abendschule und stiegen auch zugleich in ihre akademischen Laufbahnen ein, die ihnen in Zukunft ein wenn auch zunächst kinderloses, gutes Leben zu versprechen schienen.
Und doch, meist, der „Teufel ist ein Eichhörnchen“ wie J. immer zu sagen pflegt, kommt alles ganz anders als man möchte.
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B. hatte mir einen Sohn geboren. Geldverdienen war zwingend angesagt. B. Hatte mir, ganz Glucke, ein schön trautes Heim gestaltet. Nestbau war das ihre, muss gesagt werden. Meins dagegen, die eher Unbeständigkeit. Job wurde gegen Job getauscht. Handeln, obwohl darin absolut sehr erfolgreich, war wohl doch nicht meins wenn für Andere!
Ergo musste ein eigenes Business her. Da kam dann der längst verschollen geglaubte RocknRoller in mir wieder zum Vorschein.
Die Beatles waren nicht mehr, Connery nicht mehr Bond und Sohnemann brauchte erzieherisch erfahrenes Elternpaar damit er nicht etwa unter die Räder geriet!
Musik in langen, schwarzen Rillen und das Ganze in bunten Tüten verpackt, an die zahlenden Kunden gebracht, ließen dann sogar noch einen fast neuen Mercedes herausspringen. Na gut, einen Gutgebrauchten halt auch nur.
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„Du bist einfach nur ein verdammter Arsch, mich so reinzulegen! Warum nur?“
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Schrödingers Katze, das arme Vieh, musste doch nicht wirklich für meine vertdammte Großkotzigkeit herhalten. War der Flohzirkus nun tot oder träumte die Samtpfote in ihrer Kiste von einem Mäuschen als Hauptgericht und warum denn dann der totale Absturz für zwei innig verliebte Pärchen in den späten Siebzigern. Ließe sich wohl, ohne diese vermaledeite Kiste zu öffnen, der Zustand dieses schnurrigen Wesens beurteilen? Und warum, oh verdammte Scheisse, mussten G. und B. so leiden?
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Ich hatte es so mit ach und krach zum Gefreiten der Reserve gebracht. Panzer und alles mit aufgepumpten Reifen hatten es mir angetan. Bei einer Reisegruppe rund um Hannover konnte ich das, was ich zuvor als ausgemachter Fachmann im Gewerbe Nikolaus Ottos, der Herren Daimler und Benz und sogar Rudolf Diesels mir in Theorie und Praxis so draufgeschafft hatte, zur Freude der Bundeswehr in Natura anwenden.
J., ganz der verbissen Disziplinierte mit dem Hang zur Perfektion, hatte als Oberleutnant der Reserve seinen Abschied vom Bund und seiner Vaterlandverteidigungspflicht genommen. Na gut,J. hatte ja zum Pflichtteil schnell noch einen Nachschlag geholt.
„Neigt zum Wiederspruch“, hatte mir der Oberstleutnant, unser Gruppenchef noch ins Abschluss-Brevier gepflanzt. Wohl zu Recht, wie ich noch dachte. Meine Person war da noch nicht so ganz ausgereift, sonst, so meine heutige Überzeugung, hätte dort hinein gemusst: „ Ist ein selbstgerechter Arsch !“ Natürlich nur, wenn J. mit dieser nun für sich gewonnenen Überzeugung über mich, letztendlich doch noch Recht hätte!
Oberstleutnant Thiele war von dieser Überzeugung jedoch noch sehr weit entfernt, was mein echtes Naturell anging.
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B.s Diagnose lag schon vor ihrer Schwangerschaft vor, G.s nahm sich noch ein wenig Zeit. Die G.s Diagnose nachfolgende Operation hatte dann zwei in sich nicht unerwünschte Folgen. Der Hirntumor war gutartig, konnte gut bekämpft werden und infolge dessen kam die längstens schon überfällige Schwangerschaft hinzu, während B.s Zustand sich in Schüben ihrer Person und schließlich auch noch ihrer Persönlichkeit bemächtigte. Ja, doch, der Teufel ist ein Eichhörnchen.
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Kind gut, das Leben plätschert, zu ganz normalen Verhältnissen kommen dann, man ist versucht es als Belohnung anzusehen, auch noch unnormale weil aussereheliche hinzu. Natürlich nur bei J. Ich möchte da lieber nicht zum Kristallisationspunkt und Objekt der äußeren Betrachtung werden.
Dem Auszug folgte Einzug! Ehepartnerin wurde nun durch Lebensabschnitt-Gefährtin ersetzt, zweites Kind gezeugt und auch dieses in die familiäre Planung einbezogen, nicht bei mir, aber bei J.
Ich war da wohl eher der totale Arsch, wenn J. gefragt würde, wohl der „… mit Ohren!“ War mir nun nicht so klar, aber wie gesagt, man lernt ja schließlich immer noch dazu.
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„Archimedes entgleitet mir immer mehr! Der Bengel ist sowas von undankbar. G. hetzt ohne Unterlass gegen mich. Ich verliere beinahe die Gedult, dabei tue ich doch alles für die Beiden.“
Ja, verdammt,was hast du denn gedacht? Nein, ich sagte es J. nicht, was ich dachte.
Anstelle meiner echten Überzeugung, übte ich mich im Bedauern.
„Tut mir leid, aber das gibt sich sicherlich schon bald.“
Nicht, dass ich selber davon überzeugt sein konnte, hoffte ich inständig, J. wohl zu tun.
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Audi kam nach Audi. Leasing tut der Kasse gut, wenn selbständiges Handeln zum Lebensinhalt wird.
Oft genug stellte sich mir die Frage, ob J.s Kotzatacken sich auch auf die vielen Audis auswirkten. Er hatte doch einmal erklärt, dass von nagelneuen Karossen dieser Kotze anregende Geruch ausging, und er nur zu folgen hätte.
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Die Lesung war erfolgreich hinter uns. Kleines Abendbrot, J. ließ sich nicht lumpen. Die Rückfahrt, diesmal per Bahn brachte mir dann wieder Erinnerliches. J. hatte Probleme, in der Tat. Lebensabschnitt-Partnerinnen wollen nicht immer nur Abschnitt-Partnerinennen bleiben und lange in Ruhestellung verfangene Ehefrauen fordern den ihren Anteil an den Renten der Rentner. Besonders wenn aus gesundheitlichen Gründen für sie nicht viel Gelegenheit war, selber Ansprüche aufzubauen. Und sowohl bei G., als auch bei B. war es genauso. Nun gut, im Langrillen-RocknRoll-Business hatte B. ein wenig aufgebaut. Bei G. war nach dem Refrendarium schon Schluss.
Der Teufel ist halt ein Eichhörnchen!
Doch,verflixt, warum sollte mir daraus ein Verschulden nachgewiesen werden, wenn mein Verbrechen darin bestand, einem Freund die Scheu vor der Weiblichkeit genommen zu haben?
Wie kann ein gesunder Mensch sich dermaßen über alle Maßen, nach mehr als 50 Jahren darauf kaprizieren, dem, den er immer Freund nannte, nun Pickel an den Arsch zu wünschen, nur weil besagter Freund mal besonders zu glänzen wünschte?
Ja, Freunde können manchmal sehr anstrengend sein. Und Freundschaft bedeutet, auch mal Unrecht einfach Recht sein zu lassen. Nur,wenn ein Freund einen anderen Freund für seine eigenes Unvermögen, sich in der realen Welt zurecht zu finden, mit bösen Verwünschungen verunglimpft, hört Freundschaft auch schonmal nach 64 Jahren auf! Was aber in diesem Falle, der mehr als nur literarisch gehört gehört, überhaupt keinerlei Rolle zu spielen hat.
Ach ja, 5 Wochen Sanität wegen einem Paar Schier mit ner Scheißbindung haben auch verdammt viel Zeit zur Nachdenklichkeit gebracht, was aber der Freundschaft nicht wirklich Schaden konnte.
Die Ärzte allerdings, rieten Leuten wie uns stets dringend davon ab, im Schiezirkuss den Helden zu spielen.
Na ja, als Held hatte ich mich wahrhaftig nie gesehen. Und J. ein echter Perry Rhodan-Fan, hatte mit dem Erben des Universums auch nur das Talent gemeinsam, gut erben zu können!
***
(Wer will, kann lebende Personen in dieser erfundenen Biografie finden, obwohl das meiste davon reine Fantasie ist, isch schwör)
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„Auch wenn man einen Menschen nicht versteht, muss man ihn dennoch respektieren!“ (Sophie Rois)