Zum Beispiel Wirtschaftsförderung

Gesetzt der Fall, sie hätten Geld! Nun gut, man soll seine eigene Mittellosigkeit nicht verallgemeinern.
Aber, wie schon gesagt so rein hypothetisch gesehen, nehmen wir mal an, sie hätten Geld. Und zwar soviel Geld, dass es ihnen möglich wäre, dieses Geld einem Bedürftigen zu leihen. Würden sie es tun?

Möglicherweise könnte der Bedürftige ihnen sogar Sicherheiten anbieten. Er würde ihnen sein soeben erst erworbenes, zu hohen Kursen erworbenes Aktienpaket als Sicherheit anbieten.
Möglicherweise VW-Aktien oder die von Continental.

Sie würden es sich überlegen, inwieweit diese Beteiligungen einem maroden Unternehmen, wie zum Beispiel Porsche oder Schaeffler, in Zukunft das Überleben sichern könnten.

Die Beteiligung Porsches bei VW liegt bei über fünfzig Prozent, die von Schaeffler an Continental bei zur Zeit 49,9.

Weiterhin sind Beteiligungen des Landes Niedersachsen an VW und Beteiligungen der Bankhäuser Sal. Oppenheim jr. & Cie, sowie Bankhaus Metzler seel. Sohn &Co an Continental in nennenswerter Höhe von Bedeutung.

Als Porsche unter Leitung W. Wiedekings bei VW einstieg, schnellte der Kurs der ehemaligen „Volksaktie“ in der Spitze auf über 1.000EUR, während der Wert von Conti nach dem Angebot der Schaeffler-Gruppe unter Leitung der Scheffler-Witwe und ihrem Sohn, nach der Lehman-Brothers-Pleite, auf unter 20 EUR absackte.

Wiedeking triumphierte als sein Deal unter Dach und Fach gebracht war und die Krise, in Amerika schon voll „im Rollen“, hier noch nicht einmal als Schatten an der Wand drohte, während Frau Schaeffler samt Filius sicherlich einige schlaflose Nächte hatte.
Die beiden Deals unterschieden sich also grundlegend!

Während Porsche bereits ca 11 Milliarden EUR Schulden angehäuft hatte, jedoch die Aktien schon im Depot liegen hatte, versuchte Frau Schaeffler noch krampfhaft die Kaufsumme bei den Banken einzusammeln, die für 90 % der Aktien auf einem Kurs von 75 EUR pro Aktie aufbaute.

Nun stehen beide Aufkäufer in Berlin vor dem Schreibtisch des Adelssprosses von und zu Guttenberg, dem Wirtschaftsminister und bitten nicht nur um schönes Wetter, sondern in erster Linie um Großgeld!

Für mich als Wähler, Politikinteressiertem und vor allem auch als Steuerzahler stellt sich nun die Frage: Wann muss ein Staat einschreiten, um seine Wirtschaft zu fördern? Wann dürfen, nein müssen Steuern von den Verantwortlichen dazu eingesetzt werden, um der eigenen Wirtschaft auf die Sprünge helfen?

Darf der Staat einem Luxuskarossenbauer den Einstieg bei einem Billigautobauer finanzieren, nur weil dessen Ehrgeiz den Aktienkurs des Übernahmekandidaten in schwindelig machende Höhen trieb und somit das Übernahmekonzept ad absurdum führte?

Muss der Einstieg eines Mittelständlers in die erste Liga der Weltindustrie vom Steuerzahler finanziert werden, nur um eine Mittelstandserbin zu retten, die vermutlich die Zeichen der Zeit zu spät erkannte?

Um auch selber die Antwort zu geben: Ich sage nein!

Ich finde, Porsche sollte sich eher von seinem zu überhöhten Kursen erworbenen Aktienbesitz trennen, da die weitere Entwicklung des Firmenerfolges nicht zu kontrollieren ist, weil sich Porsche in der Vergangenheit stets weigerte, Quartalszahlen zu veröffentlichen.

Die Schaeffler`s dagegen hatten in der Vergangenheit so ziemlich alles aufgekauft, was sich mit der Produktion von Kugellagern und Zulieferung für die Autobauer beschäftigte.
Und dieses stets mit Hilfe von Banken, wie Commerzbank, einigen Landesbanken sowie der UBS.
Beim Conti-Deal, im Geschäftsbericht als Fusion deklariert, wurden alle über 49,9 % hinausgehenden Beteiligungen direkt an die finanzierenden Finanzinstitute weitergereicht.

Hier wird mal wieder mal die Weitsicht unserer Banker auf eindrucksvolle Weise erkennbar.

Continental und Schaeffler sitzen auf zusammen mehr als 23 Milliarden EUR Schulden, während sich die an dem Deal beteiligten Banken auf die Rückzahlung der gewährten Kredite, ohne Hilfsmaßnahme durch das Ministerium, wohl die nächsten Jahre zu sorgen haben.

Nach Wirtschaftswissenschaftlichen Theorien sollte der Staat immer nur dann in die Wirtschaft eingreifen, wenn es um Konjunkturelle Maßnahmen geht. Wenn zum Beispiel Nachfragelöcher durch verbilligte Zinsen zu füllen sind. Oder wenn eine sich überhitzende Konjunktur durch steigende Zinsen der Nationalbanken zu bremsen sind.

Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, hier Fusionen abzusichern. Schon gar nicht, wenn sich einzelne Wirtschaftslenker verheben, die sich bisher beständig gegen mäßigende Einflüsse von außen gewehrt haben.

Die Opel-Frage stellt in diesem Zusammenhang übrigens ein ganz anderes Problem dar. Hier wird möglicherweise durch eine vergleichsweise geringe Bürgschaft, einem von seiner Mutter gelösten Filius, das Überleben gesichert und, wenn es denn gut geht, Tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland gerettet.

Karstadt/Arcandor dürfte man zurufen: Wer seine letzten Bilanzen durch den Verkauf von firmeneigenen Immobilien aufgemöbelt hatte, nur um diese, die Immobilien, dann zu hohen Mietpreisen zurück zu mieten, hat möglicherweise letztendlich in den vergangenen Jahren ordentlich Steuern gespart, sollte nun aber nicht hingehen, den hierdurch bisher geprellten Steuerzahler um ein Darlehn anzubetteln.

Also würden sie oder würden sie nicht? Ihr überzähliges Geld in solche Unternehmen stecken? Verdammt schwere Frage, die noch viel schwerer zu beantworten ist. Denn eines ist ganz klar. Wenn sie mit ihrem Geld einsteigen in diese Firmen hätten sie ein Problem. Sie wären dann unmittelbar mit verantwortlich für deren weiteren Geschäftserfolg, da sie ja in jedem Falle Einfluss nehmen würden über ihre Beteiligung.
Und sie müssten sich auch möglicherweise Vorwürfe gefallen lassen. Denn eines dürfte ganz klar sein, Porsche, Schaeffler/Conti als auch Opel hängen in der weiteren Zukunft ganz feste von der Entwicklung auf den Automobilmärkten des Planeten ab.

Und wie diese aussehen könnte, lässt sich möglicherweise an den letzten Jahren des vormaligen Quelle/Karstadt-Konzerns ablesen. Hier wurde systematisch eine bislang sehr erfolgreiche Geschäftsidee, durch absolutes Missmanagement vor die Wand gefahren.

Ach ja, ich hatte etwas zuviel Geld in der letzten Woche! Habe ich aber nicht in Aktien angelegt, auch nicht in ein marodes Unternehmen gesteckt, obwohl…!

Nein, ich habe mir einen neuen, für mich perfekten Monitor gekauft. Bei Karstadt gekauft. Der Mitarbeiter hatte mir ein Super-Angebot gemacht. Möglicherweise in der Befürchtung seiner drohenden Arbeitslosigkeit!
Also, wie sieht es aus? Ein paar EUR übrig?

Gehen sie ruhig mal wieder shoppen! Es muss ja kein Porsche sein. Möglicherweise könnten sie einen neuen Opel oder VW gebrauchen oder nur einen neuen Monitor vom Karstadt.

Alles besser als das Geld zur Bank zu bringen. Denn wie sagte schon immer meine Großmutter, die allen Banken misstraute? Sie sagte, die können doch auch nicht mit Geld umgehen!
Womit sie zweifellos Recht hatte, letztendlich. Siehe Contiaktien, die nun auch zu Höchstpreisen gekauft, dort nutzlos herumliegen.

Ach ja, ich frage mich doch tatsächlich, warum Kredite zurzeit nicht billiger werden. Sind doch viele Banken mittels Staatsgarantien aus der Kreditklemme gerettet worden.
Doch beim Verbraucher kommen diese Hilfen nicht an. Erinnert mich verdammt an die Spritpreise, die trotz beinahe gedrittelter Einstandspreise für Rohöl, schon wieder am Höchststand vergangener Jahre kratzen!

Nun gut, machen sie was sie wollen, mit ihrem Geld! Aber geben sie`s um des Himmels Willen bloß aus. Wie, sie haben nichts übrig?
Dann geht’s ihnen ja genauso wie mir.
Bloss, ich habe jetzt wenigstens einen funkelnagelneuen Monitor.

Und ich habe einem Fachverkäufer bei Karstadt so etwas wie ein kleines Lichtlein am Ende des Tunnels gezeigt.

Und so was macht einen so empfindsamen Menschen wie mich, schon ein wenig glücklich.

A.S. 7. Juni 2009

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