Zum Beispiel Witwen

Man fragt sich schon so dann und wann, was geschieht eigentlich, wenn einen irgendwann das „Zeitliche segnet“?
Man also abtritt von der Weltbühne. Man selber an den Endpunkt eines Lebens gelangt ist, welches doch seinerzeit noch so hoffnungsvoll begonnen hatte.

Ich für meinen Teil hatte mir schon recht frühzeitig so meine Gedanken gemacht. Nicht um den Verbleib meiner dann leblosen Hülle, die sicherlich in kulturell angemessener Weise entsorgt werden wird.
Hier werden sich dann meine Hinterbliebenen so ihre Gedanken machen müssen. Einäschern, im Sarg beerdigen?
Optionen, die überdenkenswert sein könnten, wenn sie denn wirklich wichtig und einiger Überlegungen wert wären.
Doch für mich, wenn ich ganz ehrlich sein müsste, gar nichts bedeuten.

Doch was ist, wenn ich nicht mehr bin, mit meiner Witwe? Ist sie ausreichend versorgt? Kann sie den Verlust meiner freundlichen Erscheinung verschmerzen, weil sie durch mein Ableben, in zumindest finanzieller Hinsicht „abgesichert“ ist?

Ich habe mich seinerzeit schon mit solchen Überlegungen herumgeplagt, ohne eigentlich wirklich hierzu eine Veranlassung zu haben.
Doch, ich fühlte mich schon sehr früh für meine Angetraute verantwortlich.
Wobei ich schon beim eigentlichen Thema meiner kleinen Kolumne bin.

Was geschieht eigentlich mit der Witwe oder dem Witwer eines unserer Heimkehrer aus den nun schon so zahlreichen Auslandseinsätzen?
Eines unserer Heimkehrer, in einem vom Bundesadler gezierten Eichensarg?

Was haben die Männer und Frauen, die zum Beispiel in das Land am Hindukusch abkommandiert, dort ihren offiziell nicht erklärten „Krieg gegen den Terror“ führen, für Vorsorgen für ihre Lieben getroffen?

Einen Krieg, den unsere beiden Verteidigungsminister, der alte und der neue, gegen alle Vernunft die Menschen zu Eigen sein sollte, eben als „Nichtkrieg“ bezeichnen.
Das Un-Wort für einen Vorgang, der beinahe täglich seine Opfer fordert.
Der bereits tausende Soldaten und Soldatinnen das Leben kostete und der, wenn man die Zahl ziviler Opfer dazuzählt, mittlerweile zehntausende Tote zählt.

Da wird ein junger Bundespolizist zur Sicherung der Botschaft in Kabul abkommandiert, wie in der „ZEIT“ dieser Woche zu lesen ist und kommt dort mit zwei weiteren Kameraden um, als ihr nur leicht gepanzerter Mercedes G durch eine fern gezündete Mine zerrissen wird.

Mit den 92EUR Auslandszulage pro Tag, wollte sich das Paar nach der Rückkehr des 39jährigen in den Stand der Ehe begeben.
Nach dem Auslandseinsatz wohlgemerkt!

Dann, wenn er womöglich wieder Dienst in einem Land machen würde, wo das Risiko als wesentlich geringer einzuschätzen ist, als in einem Land mit 80% Analphabetenanteil bei Männern und beinahe 100% bei Frauen. In einem Land, in dem sich schon einige andere Mächte blutige Nasen holten. In einem Land, in dem es nur auf Stammeszugehörigkeit ankommt und in dem jeder, der nicht zur „Familie“ gehört, als Feind und Eindringling gilt, den es zu liquidieren gilt. Und sei es, dass er nur gekommen ist um Brunnen zu bohren, Schulen zu bauen oder einfach nur Straßen zu teeren.

Man fragt sich unwillkürlich nicht nur, wenn man selber zu einer Spezies gehört, die selber mal „den Dienst an der Waffe“ für Volk und Vaterland ausübte, was diesen drei nun Toten, wohl zu Beginn ihrer Mission eigentlich beigebracht wurde.

Waren sich und sind sich die nun immer noch dort vor Ort, dort Tätigen, eigentlich wirklich bewusst, was sie erwartet?
Kaum zu glauben angesichts des in der ZEIT Berichteten.

Da gab es mal einen Bundespolizisten, dessen Partnerin nun als Hinterbliebene weder versorgt ist, noch in irgendeiner angemessenen Weise betreut wurde.
Zu vermuten bleibt, dass die Verantwortlichen beim Ministerium in Berlin und beim BKA in Wiesbaden, die eigentliche Brisanz in der Einsatzumgebung überhaupt nicht kritisch betrachtet, möglicherweise noch nicht mal kritisch hinterfragt haben.

Die gleichen Leute, die immer noch gegen jede Vernunft, dieses Himmelfahrtskommando weder als das, was es ist, nämlich Krieg, bezeichnen noch die Lage überblicken und die dann trotzdem einen Befehl, zwei von Gangstern geklaute Tankwagen im Morast bombardieren zu lassen, als total gerechtfertigt ansehen.

Die vermutlich gleichen Leute, die in gut geheizten Büros, fernab jeder Gefahr für Leib und Leben, jetzt diesem, möglicherweise nur falsch informierten Oberst, versuchen etwas am Zeug zu flicken, sollten endlich damit anfangen diese Situation ernst zu nehmen.

Leute, das ist Krieg. Leute gezielt zu töten ist Mord, wenn es sich nicht um Krieg handelt!
Und Mitarbeiter von Polizeibehörden in den Krieg zu schicken gehört sich einfach nicht!
Und schon gar nicht, wenn sich diese Beamten überhaupt nicht darüber im Klaren sein können, dass da Krieg ist, wohin man sie schickt!

Also Herr von und zu Gutemberg, Sie als oberster Kriegsherr in der Bundesregierung, tun Sie gefälligst ihre selbst gewählte Pflicht. Beenden Sie gefälligst diesen Krieg!

Ich weiß ja, für Sie ist das alles keine kriegsähnliche Situation, nur ein Friedenseinsatz!
Nur erstaunlich, dass George W.Bush diese Entwicklungshilfe schon sofort als das erkannte, was es nun unleugbar auch ist: Der Krieg gegen den Terror!

Wenn Sie es nun weiterhin als Friedenseinsatz sehen sollten, müsste dieser Oberst für den Rest seines hinter schwedischen Gardinen verschwinden.
Denn Mord, sei es an 13 oder wie berichtet an 130 Menschen bleibt Mord und ist demzufolge zu ahnden.

Hier herum zu eiern und immer nur dann wenn’s passt, vom Krieg zu sprechen, ist ebenso verbrecherisch, wie selber zu morden.

Und was glauben Sie, Herr Bundesminister, hätte dieser junge Bundespolizist wohl gemacht, wenn man ihm gesagt hätte, dass es in ein Kriegsgebiet geht?
Sich trotzdem freiwillig gemeldet?
Möglicherweise sogar.
Aber es ist anzunehmen, dass er dann zumindest seine Angelegenheiten entsprechend vorsorglicher geregelt hätte und seine Lebenspartnerin nicht unversorgt zurück gelassen hätte.

A.S. 8.November 09 chefschlumpf

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