Arbeitslose aller Länder vereinigt euch!

Als Arbeitsloser stehst du nach wie vor am Rande der Gesellschaft. Nur ein richtiger Gauner wird vielleicht noch tiefer abgewertet, denn nach der gängigen Meinung „findet jeder eine Arbeit, der auch eine Arbeit will.“ Eine grobe Fehleinschätzung, denn bei der Jobsuche geht es nicht nur allein um die aktive und engagierte Suche nach Jobs. Weit gefehlt! Zweifellos, das will ich nicht in Abrede stellen, gab es speziell bis vor knapp etwa fünfzehn Jahren schon so manchen, der auf Kosten des Staates und offen arbeitsunwillig sehr probat gelebt hat um dann schließlich nach zwanzig Jahren (!) Bezug auch noch eine Pension dafür zu kassieren. Das weiß ich selber aus der Zeit, als ich kurzfristig am Linzer Arbeitsamt gearbeitet habe, offiziell eingestuft allerdings als Schulung. Die Geschichten, die ich damals zu hören bekam, haben mich geprägt und mir gezeigt wie „ungleich“ unsere Gesellschaft eigentlich agiert. Als aggressiver, tatkräftiger Sozialschmarotzer kannst du ein vergleichsweise angenehmes Leben im Rahmen des sozialen Netzes führen (weil sich keiner mit dir anlegen will), wenn du aber nicht unbedingt in das gängige „Berufsschema“ dieser Gesellschaft passt (und dazu rechne ich mich selber auch), wirst du klein gemacht, durchaus auch erniedrigt und wie ein Bittsteller behandelt…

Zurück zu den Arbeitslosen, die trotz aktiver Arbeitssuche nicht mehr so leicht in der Arbeitswelt Fuß fassen können. Ich weiß ein Lied davon zu singen, wie man zwangsweise in völlig sinnlose Schulungen gesteckt wird, die doch so oft nichts anderes sind als Arbeitsbeschaffung für Besserstehende (sprich, die die richtigen Leute kennen) aus diversen Vereinen mit wohlklingenden Namen, und wie man den Tag dort sinnlos unter Aufsicht versitzen muss. Ablehnen darf man diese quasi Kontrolle auf Arbeitswilligkeit durch das System nicht, man riskiert sonst seinen Arbeitslosenbezug und damit seine Existenz. Übergriffe wie bei mir, als etwa eine Kursleiterin meine geheime Handynummer einfach weitergab ohne mich zu fragen, dürften meiner Einschätzung nach durchaus gang und gäbe sein. Neben Einzelgesprächen, in denen die Kursleiterin psychologische Spielchen ausprobierte, gab es auch Gruppentage die zumeist mit sinnlosen Dartturnieren vergeudet wurden. Alles auf Staatskosten… aber dafür gibt es ja Geld!

Ich wagte damals trotz des üblen Klimas nicht wirklich, mich gegen schlimme Vorfälle wie eine Morddrohung (!) durch einen betrunkenen Kursteilnehmer oder auch aktive Einmischung in mein Privatleben zu wehren. Meinen jetzigen Job, das möchte ich aber entschieden festhalten, habe ich viel Glück und Eigeninitiative zu verdanken, aber ganz sicher nicht den Möglichkeiten und der Unterstützung des AMS oder gar des unsäglichen Kurses und der Betreuerin mit dem exorbitant großen Herz für die Ausländer (wie sie ständig betonte)… Warum ich, liebe Leser, das, was ich in einigen länger zurückliegenden Beiträgen schon erzählt habe, jetzt alles wieder aufrolle? Dieser Tage (07.04.07) las ich auf orf.at von einer interessanten Vereinigung in der Steiermark, die von Arbeitslosen initiiert wurde. AMSEL nennt sich die Gruppe und man kämpft um mehr Anerkennung, um eine eigene Lobby und um mehr Rechte! Ehrlich gesagt, ich bin begeistert, dass sich auf dem Gebiet jetzt endlich auch etwas tut und dass die betroffenen Arbeitslosen, die im Grunde in die völlig rechtlose Ecke gedrängt werden, jetzt offen aufstehen und sich solidarisieren. Es ist an der Zeit, dass unsere Gesellschaft begreift, dass Arbeitslosigkeit nicht notwendigerweise mit Arbeitsunwilligkeit gleichzusetzen ist, sondern jeden treffen kann: jeden Mann, jede Frau, jede Alters- und Berufsgruppe…

Die meisten Arbeitslosen schämen sich für ihre Situation, richtige „Runterzahrer“ gibt es wenige und so mancher ist nicht zwangsläufig ein Schmarotzer, nur weil er ab und zu ein wenig „pfuscht“, denn reich geworden ist von der Arbeitslosenunterstützung noch keiner. Ganz im Gegenteil. Ich habe über eineinhalb Jahre von gut 5.500,– Arbeitslosengeld im Monat leben müssen (ein dreiviertel Jahr davon in dem sinnlosen Kurs), weil eine rachsüchtige Ex-Chefin sich große Mühe gab mir jeden neuen Job zu vereiteln. Bei Nachfragen ließ sie sich in einer Weise über mich aus, dass jede der Firmen gerne auf meine Dienste verzichtete. Im Kurs wusste man genau darüber Bescheid (die Ex-Chefin wurde „interviewt“ von meiner Betreuerin und nutzte natürlich hoch erfreut die Gelegenheit Unrat über mich auszuschütten), aufgeklärt wurde ich aber nie, ich kam erst durch Zufall selber dahinter. Eigentlich müsste man besagte Ex-Chefin (wie auch die Kursbetreuerin selber) vom AMS aus klagen, weil sie durch die Vereitelung meiner Anstellung den Staat viel Geld gekostet hat. Davon nahm man aber damals Abstand – vielmehr wird aber jeder auch nur scheinbar kontraproduktiv agierende Arbeitslose stigmatisiert und um sechs Wochen Arbeitslosengeld gebracht – eine Doppelmoral, die zum Kotzen ist!

Zurück zu dem Verein AMSEL: Ich wünsche den beherzten Herrschaften ehrlich viel Glück und hoffe sehr, dass ein Ruck durch die Arbeitslosen in ganz Österreich geht: dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen müssen, dass sie aktiv auf Rechte pochen können und dass sie nicht mehr zwangsweise sinnlose Kurse wie ich den meinen vor fünf Jahren besuchen müssen. Und dass man in der Folge auch einmal die Möglichkeit hat, rechtlich gegen die üble Nachrede eines früheren Dienstgebers vorzugehen. Arbeitslose aller Länder vereinigt euch! Gegen Willkür und Kälte der Ämter, für eine sinnvolle Jobvermittlung und für mehr Achtung und Anerkennung! Als Arbeitsloser ist man nicht zwangsläufig immer selber Schuld… Das denen ins Stammbuch geschrieben, die immer alles besser wissen!

© Vivienne

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