Die Unvollendete – Gedanken zum 77. Jahrestag

Die Unvollendete

Gedanken zum 77. Jahrestag

Gedanken zum 77. Jahrestag
„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und
Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und
Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit, in der Türkei,
die Völker aufeinander schlagen. Man steht am
Fenster, trinkt sein Gläschen aus und sieht den
Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten; dann kehrt
man abends froh nach Haus und segnet Fried
und Friedenszeiten.“

Johann Wolfgang von Goethe
guetezitate.com

Ein Ehepaar, nicht mehr das jüngste, spaziert durch einen stillen und
wunderschönen Park. Sogar ein Bach plätschert. Und viel nette Leute sind unterwegs.
Man nickt sich auch mal zu. Und man lächelt. Beide halten sich an Händen. Wie
stets, wenn sie unterwegs sind. Seit über 60 Jahren ist das so. Sie schauen, genießen,
reden mit Bekannten.
Es ist der 1. Mai 2022. Ein ganz ungewöhnlicher, seitdem Mitte April der Teufel
los ist in der Ukraine.
Manchmal sind die Gedanken des Mannes, er nennt sich Buchnarr, weit weg, was
für seine Frau nichts Außergewöhnliches ist. Doch ihren Scharfsinn in allen Fragen
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des Lebens ist für ihn ein Lebenselixier. Und so fragt er sie, ob Goethes so gut
klingende Worte in diesem Gedicht heute noch ihre Gültigkeit haben?
Sie nickt: Natürlich. Wer verabscheue nicht jeglichen Krieg. Haben sie beide ihn
doch als Kinder am eigenen Leibe erleben müssen. Aber man schaue nicht mehr weg.
Man leidet mit. Man beweint innerlich die Menschen. Es schmerzen die vielen Toten
und Trümmer. Und man helfe nach Möglichkeit mit Brot und Kleidung und neuer
Unterkunft. In Deutschland und anderswo. Daran messe man Menschlichkeit.
Da ist doch wohl die Frage erlaubt, denkt der Mann und nicht nur er, ob alleine das
viele Leid, Tränen, Tote, Trümmern in Städten und in den Köpfen Kriege verhindern
können? Reicht das aus, die Kriegsursachen zu finden und ein für allemal zu
liquidieren?
Wer sind also die Schuldigen? Darauf gibt es wie aus einem Schnellfeuergewehr
der westlichen Politiker und ihrer willfährigen Medien phrasenhafte und schnelle
Antworten, die wie Bomben an die Köpfe prallen: Seht doch, der Russe! Man könnte
glauben, die „geistvollen“ Knallerbsen seien einer Schule entsprungen, die sich wohl
„Bar aller Vernunft“ nennt.
Der bald 86-jährige Buchnarr glaubt, ihn laust der Affe. Heißt es nicht stets bei
Kriminalfällen, man wolle alles gründlich untersuchen und die Täter bald finden?
Auch unter Mithilfe des Publikums? Wie z.B bei „Täter – Opfer – Polizei“?
Innerlich gesteht er sich ein, ein Träumer zu sein. So, wie Fjodor Dostojewski
(1821-1881) seinen Helden in seinem Roman „Der Traum eines lächerlichen
Menschen“ beschreibt? Dem russischen Autor ging es um die unermüdliche Suche
nach „Erneuerung des untergegangenen Menschen“.
Nun aber stürzen die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg ins Hirn. Soll das
nach der Befreiung vom Faschismus eine Erneuerung des Menschen sein? Es ist
zweifelsohne ein Rückfall in die kriegerische Barbarei, diese Tragödie in der Ukraine.
Im Klappentext des Buches von Dostojewski heißt es: Es sei die Enttäuschung
„über die Ergebnisse der bürgerlichen Revolutionen Westeuropas und über das
Scheitern der utopischen sozialistischen Versuche, die Widersprüche der bürgerlichen
Gesellschaft zu überwinden…“
Ergibt sich die Frage: Kann der „lächerliche Mensch“ auch nach diesem Rückfall
wieder zum Propheten eines humanistischen Menschheitsideals werden, gänzlich
ohne Kriege?
Plötzlich hält die Frau des Träumers, den sie als solchen bereits beim ersten
Kennenlernen mit ihrem Scharfsinn ganz und gar durchschaut hatte, am Arm fest, er
wäre bei seiner gedanklichen Abwesenheit sonst über einen vom Sturm
herabgefallenen Ast gestürzt.
Der Buchnarr dachte wohl an die drei Mails, die er vor dem Spaziergang noch
gelesen hatte. Es waren neue Einträge von seinen Literaturfreunden. Nichts kann gute
kameradschaftliche Gespräche zwischen Gleichgesinnten ersetzen. Das gibt Mut und
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Kraft zum Weiterdenken.
Die erste Mail stammt von ALEX, einem Berliner. Der weit über 80-jährige ALEX
schreibt von Hoffnung, dass Kriegsstrategen das Handwerk gelegt werden möge. Erst
recht denen in Berlin, hier würden die Mitschuldigen sitzen.
Die Zweite kommt von Lotti aus dem Erzgebirge, einer Userin, die bereits
mehrmals wertvolle Buchtipps zu Büchern geschrieben hat. Sie richtet ebenfalls den
Scharfblick auf die USA: „Wir müssen für die Amis in den Krieg ziehen, ich soll in
der kalten Stube sitzen, dass `Amerika first` seine dicken Dividenten bekommt und
damit seine weltweite Unterdrückung letztlich aller Völker, in der einen oder anderen
Form, weiter ausbaut. (…) Die Frage nach den Ursachen ist`s, die gestellt und
beantwortet werden muss. Keiner will die Ursachen sehen, kaum einer gibt der
Wahrheit Raum….“
In einer weiteren Mail von Userin Judith liest er: „Ich bekomme das erste Mal
Angst, mein Herz schmerzt, ich kann nicht schlafen. Werden die verdammten
Kriegstreiber wieder die Oberhand bekommen? Deutschland beteiligt sich nun mit
schweren Waffen. Meine politische Heimat habe ich verloren und nun muss ich in
einem Land leben, welches vielleicht einen 3. Weltkrieg mit verursacht. Wie soll man
das alles noch ertragen?“
Zurück zum Spaziergang in einem stillen Park am Rande Berlins am 1. Mai.
Früher war das ein Gang zur Demo: Für die Stärkung der DDR. Für Frieden und
Sozialismus. Heute klingt das anders: Für das Ende einer kriegerischen Aktion in der
Ukraine. Ist das alles?
Vierzig Jahre nach der Annexion der DDR durch das westdeutsche Kapital? Kalter
Krieg. Verunglimpfungen der DDR. Entlassungen. Verlorene sichere Perspektiven.
Demütigungen. Ein mentaler Krieg gegen menschliche Vernunft. Das Kapital, dieser
stete Verursacher von Kriegen, hat wieder das Sagen.
Aber man lebt noch.
Man spaziert halt, verflucht die Rückläufigkeit der Zeit, hofft auf einen baldigen
Abgang, sich gegenseitig festhaltend. Mit Sorgen im Bauch. Mit Wut auf Schüsse
und Bomben. Weil die Kriegskinder von 1945 große Hoffnungen auf den endlichen
Frieden hatten.
Dem „Tagesschau“ glotzenden Volk wird permanent eingebläut, wer da der
Angreifer ist. Es ist ein räuberisches Ding-Fest-Machen jener Großmacht, die seit
ihrer Geburt in der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution gierigen westlichen
Machtleuten nicht nur ein Dorn im Auge ist. Die Sowjetmenschen haben in der
Antihitlerkoalition die deutschen angreifenden Faschisten erfolgreich und unter
unsäglichen menschlichen Verlusten aus ihrem Lande vertrieben und das deutsche
Volk von diesen Kriegsmächten befreit. Im Osten Deutschlands.
Und heute, 77 Jahre danach, sollen diese einstigen Befreier gemaßregelt werden?
Für mentale Bombardierungen, die seit 1945 auf sie losgelassen wurden, um dem
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Bolschewismus ein für allemal den Garaus zu machen? Nicht nur das: Denkmäler,
die an die Befreier erinnern, liegen im Zielfeuer der Reaktion. Ja, sogar das
Thälmann-Denkmal. Er, der vor einem Krieg gegen die Sowjetunion gewarnt hatte,
soll – so hieß es in den Medien – eingeschmolzen werden, um Metall für schwere
Waffen gegen die damaligen Befreier zu gewinnen.
Welch eine bösartige Kulturschande? Welch ein Verbrechen in Planung? Wer stellt
hier endlich mal Fragen? Wer verweist auf jene, die mit Hilfe und unter Führung des
überseeischen „Partners“ die alten Machthaber im kapitalen Gewand gewähren ließen
und sich dabei noch ökonomisch und militärisch goldene Nasen holten?
Der „lächerliche Mensch“, der Buchnarr, versteht jene, die brav und treu auf dem
Parkett der Vorbereitung auf einen neuen Weltkrieg mitspielen. Zu groß ist der
propagandistische Wortschwall der Macht, die sich westliche Wertegemeinschaft
nennt. Von Anfang an der Aktion in der Ukraine zeigt sie nicht nur mit dem Finger
auf das östliche Land, dass sich nach dem Ende der Sowjetunion Russland nennt.
Nein, sie schreit nach schweren Waffen, statt auf friedliche Lösungen und auf
Neutralität der Ukraine zu drängen.
Wieder sind wir beim Spaziergang im schönen Park. Da trifft das ältere Paar auf
einen leutseligen Menschen. Es kennt ihn vom täglichen Einkaufen. Dieser lächelt.
Man kommt ins Gespräch. Natürlich kennt er deren Familiennamen, der aus dem
Russischen stammt. Er kann es nicht lassen und fragt, ob beide oder nur einer von
beiden wann aus Russland gekommen sei. Beide antworten, dass dies nicht der Fall
sei, die Mutter des Mannes sei als Russin bereits in den dreißiger Jahren nach
Deutschland gekommen. Der Gesprächspartner, er nennt sich Michel, ist es zufrieden
und schaut sich nicht einmal um und beäugt das Paar auch keineswegs, um eventuell
eine versteckte Kalaschnikow zu entdecken.
Der „Lächerliche“ verweist allerdings, er kann es nicht lassen, auf diese russische
Mutter, die sogar in der Krypta des sowjetischen Ehrenmals in Berlin-Treptow
verewigt sei. Dieses Denkmal sei kürzlich geschändet worden, und das kurz vor dem
Tag der Befreiung am 8. Mai.
Freund Michel fragt erstaunt, warum man „Tag der Befreiung“ sagt? Etwas
mitleidig schaut das Ehepaar ihn an. Er entschuldigt sich, denn er sei vor Jahren
wegen verwandtschaftlicher Beziehungen in die „Ostzone“ umgezogen.
Den zwei einstigen DDR-Bürgern klingt dessen Frage verständlich: Was kann
dieser gute Mann denn dafür, eine ganz andere Sicht auf die Geschichte zu haben?
Was glotzen wir wie dumm, wenn es doch glasklar ist, dass die Reden der Politiker
und die propagandistischen Beiträge in den bürgerlichen Medien nichts Gehaltvolles
bieten, ganz im Gegenteil.
Michel ist mittleren Alters und hört seit seiner Kindheit immerfort von den armen
und „bösen“ Russen, die doch nun endlich den Ostdeutschen erlaubt haben, endlich
Freiheit zu genießen. Und er erwarte – ohne mit der Wimper zu zucken – auf den
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baldigen Einberufungsbefehl, um gegen die Angreifer mit schweren Waffen vorgehen
zu können.
Des Buchnarrs kleine provokatorische Frage an den Gesprächspartner während des
1. Mai – Spazierganges, der mit seiner gewaltigen Kniebeuge vor dem Machtgefüge
westlicher Bauart die Lust am Streiten befördert: Da müsse er wohl froh sein, dass
der ewige Bündnispartner aus Übersee es ganz anders gemeint habe mit der
BEFREIUNG des deutschen Volkes vom Faschismus.
Wieder stutzt der Michel. Dann seine aufblitzende Antwort: Natürlich freue er sich,
dass seine leidgeprüften Eltern endlich Brot und Freiheit erhielten und vor dem
Zugriff der Russen auf westdeutsches Gebiet bewahrt wurden.
Der Buchnarr verweist auf ein Bekenntnis von Wolfgang Bittner, seinem
Schriftstellerfreund, der gerade heute am 1. Mai – kein Zufall – ebenfalls eine Mail an
ihn schickte. Er stammt aus Göttingen. Der „Lächerliche“ hatte bereits viele seiner
politisch-gesellschaftskritischen Bücher rezensiert. Und nun überrascht der Autor
seinen Rezensenten mit einigen Gedanken, die auch er seit langem in sich trägt:
Deutschland sei gegenüber den USA ein Feindstaat. Es gäbe keinen
Friedensvertrag zwischen beiden Ländern. Deutschland sei eingebunden in die USAund
NATO-Aggression. Es gäbe Vorgaben aus Washington. Warum beuge man sich
dem, fragt der Autor.
Deutschland sei seit 1945 ein besetztes Land. „Wir leben also im Status eines
Waffenstillstands mit den USA, Großbritannien und Frankreich, aber auch mit
Russland, das eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten ermöglicht hat und
einen Friedensvertrag befürwortet hatte (seinerzeit noch die Sowjetunion).
Offensichtlich ist das vielen der Politikerinnen und Politikern, die eifrig gegen
Russland und dessen Präsidenten Wladimir Putin in beispielloser Weise hetzen, nicht
bekannt.“
Wörtlich, die USA betreffend: „Es sind völkerrechtswidrige Anschläge und
Sanktionskriege, die von den USA ausgehen, und die ständigen Einmischungen in die
innerpolitischen Angelegenheiten anderer Staaten sowie die initiierten Regime
Changes verstoßen in gravierender Weise gegen die Charta der Vereinten Nationen,
die für die USA offensichtlich keine Bedeutung hat, wenn es um die Durchsetzung
eigener, egoistischer Interessen geht. Kaum ein Land auf der Welt kann sich heute
eigenständig entwickeln, wenn es den USA nicht passt. Es ist wohl nicht übertrieben
festzustellen, dass die CIA und andere `befreundete` Dienste Einfluss auf alles
nehmen, was global geschieht.“
Weiter heißt es u.a.: „Ebenso unbekannt ist wohl auch, dass Deutschland nach
Artikeln 53 und 107 der Charta der Vereinten Nationen de jure immer noch ein
Feindstaat im Verhältnis zu den Gegnern im Zweiten Weltkrieg ist. Angeblich hat das
keine Bewandtnis mehr, aber wenn dem so wäre, hätte dieser Passus schon lange
gestrichen werden können. Die sogenannte Feindstaatenklausel besagt, dass
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Zwangsmaßnahmen ohne besondere Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat
verhängt werden könnten, falls Deutschland erneut eine aggressive Politik verfolgen
würde, was gegebenenfalls militärische Interventionen einschließt.“
Ergänzend rät der Buchnarr dem Michel, hin und wieder die Linke Zeitung zu
lesen und verweist auf jene Zeilen, die er kürzlich las:
„Die Kriege, die im letzten Vierteljahrhundert von den USA angezettelt wurden,
müssen als Kette zusammenhängender Ereignisse aufgefasst werden. Die
strategische Logik des Weltmachtstrebens der USA geht über neokoloniale
Operationen im Nahen Osten und Afrika hinaus. Die laufenden regionalen Kriege
sind zusammengehörige Elemente einer rasch eskalierenden Konfrontation der USA
mit Russland und China.
Die Ereignisse (Ukraine H.P.) … machen eines überdeutlich. Die Pläne der USA
für einen „Großmachtkonflikt“ mit Russland und China haben das Planungsstadium
verlassen und werden nun in die Praxis umgesetzt. Nachdem die Vereinigten Staaten
die russische Invasion in der Ukraine angezettelt haben, nutzen sie diese zur
Umsetzung ihrer jahrzehntelangen Pläne, die US-amerikanische Hegemonie mit
militärischen Mitteln gegen atomar bewaffnete Gegner durchzusetzen.
Der einzige Ausweg aus der Katastrophe, die der Menschheit droht, ist der Aufbau
einer Antikriegsbewegung der Arbeiterklasse, die darauf abzielt, die Arbeiterklasse
in Russland, der Ukraine, in ganz Europa und Amerika gegen das kapitalistische
System zu vereinen, das die eigentliche Ursache des Krieges ist.“
(https://linkezeitung.de/2022/03/29/bidens-neuer-endloser-krieg/)
Interessant auch folgende Zeilen von Arnold Schölzel in der Zeitschrift RotFuchs:
„Kurz nach dem 8. Mai 1945 bestimmte die britische Regierung unter Winston
Churchill das Datum für einen Angriff der Westalliierten auf die Sowjetunion. Der
Premier folgte dem ihm zugeschriebenen Satz `Wir haben das falsche Schwein
geschlachtet`. Der geplante Krieg gegen den bisherigen Verbündeten kam aus
verschiedenen Gründen nicht zustande, seine Vorbereitung bestimmte aber für
Jahrzehnte die Politik des Westens gegen die Sowjetunion.“
Der Buchnarr kann es nicht lassen, sich auch folgende Zeilen ins Gedächtnis zu
rufen: „Der amerikanische und europäische militärisch-industrielle Komplex jubelt,
weil er dank der Krise in der Ukraine mit Aufträgen überhäuft wird. Es ist nicht
verwunderlich, dass der Westen im Gegensatz zu Russland, das an einem raschen
Abschluss einer speziellen Militäroperation und der Minimierung von Verlusten auf
allen Seiten interessiert ist, entschlossen ist, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen.
* Der militärisch-industrielle Komplex des Westens unter Führung der USA hat
ein Interesse daran, den Stellvertreterkrieg gegen Russland durch die Ukraine auf
unbestimmte Zeit fortzusetzen. Für das ukrainische Volk, das als Stellvertreter für die
RAF in der Ost- und Südukraine missbraucht wird, ist das natürlich eine
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Katastrophe. Das MIC wird dennoch alles tun, um den Konflikt so lange wie möglich
aufrechtzuerhalten, da er sehr profitabel ist.
Der gegenwärtige Konflikt kann als eine Fortsetzung des Zweiten Weltkriegs
betrachtet werden, da der von den USA geführte Westen faschistische Kräfte als seine
wichtigsten antirussischen Stellvertreter unterstützt. Diese Rolle wurde damals von
Adolf Hitlers Nazi-Deutschland gespielt, während sie heute von der neonazistischen
Ukraine nach dem Putsch gespielt wird. (…)
Amerika hat lange Zeit die ganze Welt in Vasallen und Feinde unterteilt. In den
Vereinigten Staaten wird den Menschen von Kindesbeinen an beigebracht, dass
Amerika eine strahlende Stadt auf einem Hügel ist und der Rest der Menschheit nur
ein Versuchsfeld für Experimente und ein Anhängsel von Ressourcen.“
(Siehe https://oneworld.press/?module=articles&action=view&id=2810)
Der Herr Michel aber schüttelt den Kopf. Solche Gedanke hege er nicht. Er sei mit
dem Leben in Westdeutschland zufrieden gewesen, nicht nur wegen des
Warenangebots und der Reisemöglichkeiten, sondern wegen der stets „harten“
Haltung gegenüber dem Osten.
Das dies Kriegshetze sei, bedenkt der Michel nicht. Wie auch, wenn ihm das
politische Denken abhanden gekommen ist und er sich als zufriedener Bürger
zunächst ganz wohl fühlt. Und so seien auch die Medien in das Spinnennetz der
Verdrehungen und Lügen eingebunden. Es sei wohl nicht zu leugnen, dass der
amerikanische Imperialismus seit 1945 gegenüber Russland eine feindliche Haltung
eingenommen hatte. Nicht im Traum wurde daran gedacht, die Verantwortlichen für
die Verbrechen des II. Weltkrieges ein für allemal zu entmachten, so, wie es in der
DDR geschah. Im Gegenteil, sie setzten alles daran, Westdeutschland als Stoßkeil
gegenüber Russland militärisch auszubauen, vor allem mit dem Beitritt zur USgeführten
NATO.
Nunmehr habe der militärisch-industrieller-Komplex in den USA mit der
Faschisierung der Ukraine – ohne auch nur auf die Sicherheitsinteressen der
Gegenseite einzugehen – Russland sozusagen in die Falle gelockt, um dieses große
Land und dessen Bodenschätze für immer für sich einzuverleiben. Das ist
Markteroberung mit Krieg.
Michel wehrt ab. Das glaube er nicht. Das sei „rote Propaganda“. Außerdem sei es
die wichtigste Aufgabe des Westens, den armen und kriegsgeschädigten Ukrainern zu
helfen.
Der Buchnarr und seine Frau schauen dem armen Sünder in die Augen. Die vom
Westen unternommene „Befreiung vom Faschismus“ hat offenbar dazu geführt, sich
von jeglichen politischen Zusammenhängen und tieferen Einsichten zu „befreien“.
So, wie das auch die Politiker, die Bundesregierung sowie die bürgerlichen Medien
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straflos tun und das Volk nach Strich und Faden belügen – immer unter der
Vormundschaft der USA und ihrer NATO.
Erneute Frage an den deutschen Michel: Habe er seit dem Konflikt in der Ukraine
schon jemals jemanden gehört, wer, vor allem in den berauschenden
Fernsehsendungen, Fragen stellt zu den Ursachen? So, wie das in der bekannten
Sendung „Täter – Opfer – Polizei“ geschieht?
Ziemlich gleichgültig zuckt dieser mit den Schultern. Angesichts der Tränen und
des Leids der Ukrainer sei diese Frage doch nicht relevant und lenke von
notwendigen Hilfs-Operationen ab, beispielsweise, endlich schwere Waffen zu
liefern.
Zum letzten Mal schaut das ältere Ehepaar den Michel an und verabschiedet sich,
nicht ohne ihm alles Gute für den „Tag der Befreiung am 8. Mai“ zu wünschen.
Früher der später wird er erkennen, dass die Befreiung von 1945 eine vollkommen
UNVOLLKOMMEN einseitige gewesen sei. Und vollendet werden müsse, was das
weltweite Ende von Angriffskriegen bedeuten würde.
Der Buchnarr und seine Frau setzen sich auf Einladung ihrer jüngsten Tochter in
ihren wunderschönen und mit viel Liebe dekorierten Garten in der Nähe des stillen
Parks. Sie genießen Kuchen und Kaffee. Das habe zur Zeit mehr Sinn als jede
Demonstration ohne glasklare Absagen an jene, die seit der Französischen Revolution
den Völkern immer wieder in die Suppe spucken, denkt der „Lächerliche“.
Das Lächeln, die Liebe der Kinder gegenüber den Eltern, das lässt hoffen. Die
„Lächerlichen“ sterben nicht aus. Ihnen bleibt die Hoffnung, selbst Michels aus der
Reserve zu locken. Sie schöpfen Kraft im Krieg gegen den Krieg.
Tage später hört man, der Michel sei in Gewahrsam genommen worden. Es habe
sich erwiesen, dass er doch ein Roter sei. Wie das? Keine Auskunft. Aber der
Buschfunk zitiert mit Freude seine sich schnell verbreitende Botschaft. Darin heißt
es:
„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn – und
Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und
Kriegsgeschrei“, wenn wieder Völker
aufeinander schlagen. Man hilft gar
menschlich den Todgeweihten so gut es geht
und ahnt jene Finanz- und Staatenlenker aus
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Übersee und dem nahen Abendland, die am
Fenster stehen und ihr Glas erheben auf
Krieg und Kriegsgeschrei…

Autor: Harry Popow

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1 Gedanke zu „Die Unvollendete – Gedanken zum 77. Jahrestag“

  1. Dwight D. Eisenhower war der erste und zugleich drittletzte Präsident der USA, der seine Bürger vor den Gefahren durch den Militärisch-Industriellen Komplex gewarnt hatte, jenem Moloch aus Geheimdiensten, der Militärführung, Rüstungsindustrie und hohen Beamten. Nachdem er selbst den – leicht vermeidbaren – Ausbruch des Vietnamkrieges (1955-1975) mitverschuldet hatte, war das eine kleine Wiedergutmachung, auch wenn der Mut nur ausgereicht hatte, diese
    Warnung bei seiner Abschiedsrede 1961 auszusprechen. Sein Amtsnachfolger J. F. Kennedey ist durch seine Ermordung daran gehindert worden, sich den Militaristen nachhaltig zu widersetzen. – Nach ihm hat es keiner wieder konsequent gewagt.
    Zwar hat Trump ebenfalls vor dem Molloch gewarnt, war aber in vielen Entscheidungen (Syrien, Venezuela) doch dessen Druck unterlegen.
    Angesichts der inzwischen drohenden Weltkriegsgefahr zeigen die 60 aus Couragemangel sinnlos bis kontraproduktiv vertanen Jahre seit der Ermordung Kennedys 1963, dass die Uhr auf 2 Minuten vor 12 steht.

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