Ein Eintrag ins Tagebuch – Teil 12

Ich fühle mich nicht gut.
Ich höre den Kollegen zu.
Sie schimpfen über das Wetter.
Dass man trübsinnig wird davon.
Um nicht zu sagen depressiv.
Ode sogar suizidgefährded.
Das mag schon stimmen…
Ich sehe aus dem Fenster.
Das Grau bedrückt irgendwie…
Mir ist schlecht.
Immer wieder am Tag.
Kopfschmerzen.
Manchmal möchte ich erbrechen.
Mein Kreuzweh hat sich deutlich gebessert.
Mein allergischer Husten ist verschwunden.
Aber irgendetwas muss wohl immer sein.
Ja.
Gerade möchte ich mich wieder übergeben.
Und ich höre meinen Bruder wieder.
Wie er gestern gelacht hat.
Ganz laut.
Bist du etwa schwanger?
Mein Gott.
Das ginge mir noch ab.
Ich hasse solche Witze!

Ich bin auf dem Heimweg.
Und es regnet.
Wie fast immer.
Dabei ist es noch keine zwei Wochen her.
Und wir hatten fast dreißig Grad.
War das in diesem Leben?
Mein Bauch tut wieder weh.
Ob das vom Rauchen kommt?
Ich frage es mich bisweilen.
Es könnte eine Erklärung sein.
Und ein Hinweis.
Lass es bleiben.
Du bist kein Teenager mehr.
Du musst dir nichts mehr beweisen…
Wirklich?
Seltsam.
Oft ist mir, als müsste ich noch einmal alles ausprobieren.
Alles.
Wofür ich früher zu brav war.
Und zu vernünftig.
Und zu feig…
Kein Risiko.
Wohlerzogen.
Über den Dingen stehend…

Ich muss nicht rauchen.
Nicht für immer.
Aber ich kann mir nicht mehr vorwerfen:
Ich hätte es nie probiert!
Jetzt kann ich mitreden.
Und jetzt weiß ich.
Anscheinend tut es mir nicht gut…
Eine Woge der Übelkeit steigt hoch in mir.
Fast wie eine Bestätigung.
Aber liegt es wirklich daran?
Oder habe ich einfach was Schlechtes gegessen?
Etwas, das mir nicht gut tut?
Oder…?
Ich bleibe stehen.
Habe ich einfach Kummer?
Kummer?
Seinetwegen?
Auch das habe ich schon erlebt.
Nur.
So körperlich habe ich es noch nie empfunden.
Mit so starken Beschwerden.
Ich bin richtig mitgenommen.
Und seit unserem Gespräch…
Er hat sich nicht mehr gemeldet.
Ich weiß, dass es an mir liegt.
Auch wenn ich nichts gesagt habe.
Und er genauso wenig.
Er ist halt anders als ich.
Und auch wenn ich ruhiger geblieben wäre…
Es könnte nicht gut gehen.
Ich brauche einen Widerpart.
Jemanden, der auch streiten kann.
Dann und wann.
Wann einer immer nur davonläuft…
Nein, es kann so nicht gut gehen.
Weil wir zu verschieden sind.

Vivienne

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