Links und rechts – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Heute möchte ich euch von einem Besuch im „Cafe Steiner“ erzählen, der sich im vorigen Sommer zugetragen hat. Die einschlägigen Medien hatten in dieser Zeit unter dem Vorausblick auf die anstehenden Landtagswahlen sehr intensiv von Umfrageergebnisse berichtet, wobei dabei nicht nur der voraussichtliche Mandatsstand der politischen Parteien sondern auch der Vertrauensbonus einzelner Politiker und die Wählermotivation erhoben wurden. Es kann durchaus interessant sein zu betrachten, welche Parteipräferenzen bestimmte Wählerschichten aufweisen – auch wenn es hierbei wohl keine zweifelsfreie Bestätigung der Umfrageerhebung durch ein Wahlergebnis geben kann und die Daten damit auch mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten sind.

An einem solchen Abend sollte eine Kolumne in der an der Schank des „Cafe Steiner“ aufgelegten Tageszeitung „Der Standard“ für eine politische Diskussion unter den Stammgästen sorgen. „Je jünger, desto eher wird rechts gewählt“ war die Überschrift der Erhebung in der wohl tendenziell eher links-liberal einzustufenden österreichischen Tageszeitung. Eine Untersuchung unter den 16- bis 18jährigen hätte ergeben, daß die ÖVP und FPÖ auf deutlich stärkere Sympathiewerte als etwa die SPÖ käme. In der abgefragten Altersgruppe würde demnach die ÖVP auf 22 Prozent kommen, die FPÖ läge bei 18 Prozent, die Grünen bei 14 Prozent und die SPÖ würde mit 12 Prozent vor dem BZÖ mit 6 Prozent ein bescheidenes Ergebnis einfahren.

Die Jugendlichen wären demnach durchaus politisch interessiert, würden sich aber schlecht informiert fühlen. „FPÖ und BZÖ werden durchaus als rechte Parteien wahrgenommen und deswegen auch gewählt“, heißt es in der Studie, auch wenn dies nicht überinterpretiert werden sollte. Rund 50 Prozent würden sich nämlich ideologisch in der Mitte angesiedelt sehen, jeweils ein Viertel der Befragten links oder rechts der Mitte. Gerade mal drei Prozent deklarierten sich „eindeutig rechts“. Wieweit die einzelnen Themen der Parteien das politische Meinungsbild der Jugendlichen prägen würden wurde in der Umfrage nicht allzu deutlich herausgearbeitet, doch läßt sich ein gewisses Protestpotential vor allem bei den Sympathisanten der FPÖ nicht gänzlich leugnen.

Es ist wohl nicht besonders überraschend daß in der Diskussion im „Cafe Steiner“ unter den Gästen die persönliche politische Orientierung eine gewichtige Rolle gespielt haben mag. Den Anfang sollte Helmuth – der den Stammlesern meiner Kolumne schon durchaus bekannt sein könnte – machen, der den Artikel im „Standard“ auch entdeckt hatte. „Da bin ich nicht überrascht, daß die Jungen sich das von den Großkopferten nicht mehr gefallen lassen“, hörte ich einen gewohnt destruktiven Kommentar, der aus meiner Sicht wenig zu dem Umfrageergebnis beitragen konnte. Ich möchte hier wohlgemerkt nicht den Eindruck erwecken, daß ich das Umfrageergebnis bedauern würde, auch wenn ich in der Erstarkung der FPÖ bestimmt keinerlei politische Lösung sehe. Es ist schon richtig, daß die alteingesessenen Parteien zu sehr in ihrem traditionellen Klienteldenken verhaftet sind und zuwenig auf die Bedürfnisse und längerfristige Perspektiven von jungen Menschen eingegangen wird. Was ich mir wünschen würde wäre, daß hier endlich die Alarmglocken läuten – auch wenn die Gefahr besteht, daß dies ein frommer Wunsch bleiben könnte.

Im Laufe des Abends wollte ich noch einen Versuch unternehmen um die in dem Leitartikel des „Standard“ aufgeworfene Frage einer Orientierung nach links oder rechts zu erörtern, was unter den anwesenden Gästen auf wenig Beachtung stieß. Diese Frage ist für mich auch schwierig zu beantworten und wird oft auch falsch interpretiert. Ich habe nicht vor in meinem heutigen Zeilen die Theorie zu linker oder rechter Politik auf historischer Ebene zu erörtern, da ich mich diese komplexe Materie wohl durchaus überfordern könnte. Wenn ich aber betrachte, daß sich etwa eine SPÖ oftmals gerne als Bewegung links der Mitte darstellt und eine FPÖ als rechte Partei anzusehen ist wirft es die Frage auf, warum gerade zwischen diesen beiden Parteien in den letzten Jahrzehnten der größte Wähleraustausch stattgefunden hat. Die beiden Parteien sprechen zweifellos eine ähnliche Bevölkerungsgruppe an und es könnte vielleicht sein, daß den Wähler links und rechts wenig interessiert, sondern er sich vielmehr eine glaubwürdige politische Vertretung und das Aufzeigen von Perspektiven wünscht.

Pedro

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