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17.05.2005, © Vivienne

Und was will ich?

Keiner kann in seinem Leben nur machen, was er will.
Wir sind alle gefangen.
In einem gewissen Rahmen.
Für manche enger.
Für andere weiter gesteckt.
Individuell verschieden.
In dem wir uns frei bewegen können.
Aber es stimmt schon.
Gewisse Dinge engen uns ein.
Unser Job zum Beispiel.
Wir erledigen verschiedene Aufträge.
Zu fixen Zeiten.
Für die wir dann bezahlt werden.
Je nach Arbeit gut oder schlecht.
Aber auch unser Umfeld engt uns ein.
Unsere Familien.
Unsere Freunde.
Oder Interessensgruppen.
Auch sie setzen uns unter einen gewissen Druck.
Dem wir uns oft verpflichtet fühlen.
Wir streben die Karriere an, die uns die Eltern vorbestimmt haben.
Machen die Ausbildungen, die für die Beförderung wichtig sind.
Kaufen ein cooles Auto, um die Freunde zu beeindrucken.
Oder die Frau, die begehrt wird.
Oder vergrößern Brüste um als Modell Erfolg zu haben.
Oder als Schauspielerin.
Die Nachbarn sollen große Augen bekommen.
Wegen des tollen Hauses man hat.

Es gibt unzählige Beispiele.

Zwänge beherrschen unser Dasein.
Man muss nicht jedem nachgeben.
Nicht alles ist verpflichtend.
Und es hängt auch von uns selber ab.
Was und wem wir uns unterwerfen.
Manche Bande sind nur scheinbar bedingungslos.
Wir selber können uns das oft aussuchen.
Wenn wir wollen.
Und wenn uns wieder eine Pflicht auferlegt wird.
Sollten wir überlegen.
Tu ich das für mich?
Oder für andere?
Es ist ein paar Jahre her.
Da wurde ich eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch.
Ein Konzern aus der Schweiz suchte Leute.
Unter anderem eine Bürokraft.
Eine Assistentin der Geschäftsleitung.
Der hiesigen Niederlassung in Linz.
Diese Leute aus der Schweiz wollten eine besondere Mitarbeiterin.
Eine Frau, die nur für die Firma lebte.
Ohne Mann und Kinder.
Und ohne Kinderwunsch.
Denn, so der Leiter der künftigen Niederlassung.
Wenn wir am Wochenende zu einem Geschäftstermin wegfliegen.
Muss unsere Assistentin alles liegen und stehen lassen können.
Auf die Minute.
Immer ein Köfferchen gepackt haben.
Für die nötigsten Dinge.
Auch unangekündigt.
Geschäfte warten nicht.
Darauf legen wir Wert.

Ein Job zu haben ist kostbar heutzutage.
Es ist nicht immer leicht einen zu finden.
Aber wenn Sie mich  fragen:
Auf so einen Job pfeife ich!
Ich bin kein Sklave.
Und meine freie Zeit gehört mir.
Ich lebe nicht auf Abruf.
Nicht privat.
Und nicht beruflich.
Nicht um alles Geld der Welt.
Oder eine vermeintliche Liebe.
Ich arbeite um zu leben.
Und lebe nicht um zu arbeiten.
Man kann es sich nicht immer aussuchen.
Wo und wie man arbeitet.
Aber auf ein Recht auf Freiräume bestehe ich.
Freiräume für mich.
Die machen das Leben erst schön.
Man lernt es zu schätzen.
In dem man bisweilen auch tut.
Was man selber will.

Vivienne

 

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