Die Wahrheit über die Ungleichheit – Ansichtssache

Das österreichische Nachrichtenmagazin „profil“ hatte in seiner Ausgabe vom 2. April eine nicht unumstrittene Titelstory gewählt, in welcher unter dem Titel „Die Wahrheit über die Ungleichheit“ versucht werden sollte die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zum Mythos zu erklären.

Als Abonnent des Nachrichtenmagazin konnte ich mittlerweile in den nachfolgend erschienenen Ausgaben eine kontroverse Diskussion zu diesem Thema mitverfolgen. In der Ausgabe von Mitte April ließ die Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst, Gabriele Heinisch-Hosek, schließlich ein Inserat schalten in dem sie auf eine regierungseigene Webseite verwies,  auf welcher die Diskriminierung belegt werden würde.

Ich gehe natürlich nicht davon aus, daß dieses Thema von der „profil“ Redaktion unbewußt gewählt wurde und eine daraus resultierende kontroverse Auseinandersetzung durchaus einkalkuliert war. Die angeregte Debatte finde ich durchaus begrüßenswert, da sie auch dazu beiträgt verschiedene Sichtweisen darzulegen. Nachfolgend möchte ich einige wenige Kernaussagen aus dem im erschienen Artikel von Gernot Bauer und Robert Treichler wiedergeben.

• Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen würde keine 25 Prozent sondern allenfalls 12 Prozent betragen – wenn so genannte erklärbare Unterschiede herausgerechnet werden.
• In den heimischen Großkonzernen wäre die frauenpolitische Langzeitforderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit bereits betriebliche Realität.
• Die für die niedrigeren Fraueneinkommen mitverantwortliche Teilzeitarbeit rechtfertigen die Autoren mit der Forderung des „gesetzlich garantierten Anspruchs auf Teilzeitarbeit für Eltern bis zum Schuleintritt ihres Kindes“ im Frauenvolksbegehren vom Jahr 1997.

In ihrer „profil“ Kolumne kritisiert Elfriede Hammerl, daß es letztlich kein Naturgesetz wäre, daß Berufe, in denen überwiegend Frauen tätig sind, schlechter entlohnt werden müssen und vergleicht die Einkommensunterschiede zwischen einer Altenpflegerin mit dem Einstiegslohn eines Maurers. Ich stimme Hammerls Aussage zwar zu, gebe aber zu bedenken, daß diese gewiß nicht gottgewollten Unterschiede in den Entlohnungsschemas schwer aus der Welt zu schaffen sein werden. Auf der anderen Seite beweist dies für mich aber auch, dass die geringeren Entgelte „für dieselbe Arbeit“ so nicht ganz stichhaltig sein könnnen.

Hier sind wir nämlich auch schon bei der nach meiner Ansicht ausschlaggebenden Ursache für bestehende Einkommensunterschiede. Die oftmals von Frauen angestrebten Berufe im Handel und in der Gastronomie sind meist schlechter entlohnt als etwa handwerkliche Berufe. Auf der anderen Seite verdient der männliche Altenpfleger oder der männliche Supermarktkassier in der Regel auch nicht mehr als seine Kolleginnen. Die Entlohnungsunterschiede der einzelnen Berufsgruppen sind bestimmt nicht gerecht. Warum nun Frauen mehrheitlich in schlechter bezahlten Branchen tätig sind bzw. warum diese Branchen schlechter bezahlt sind läßt sich nicht so einfach auf einen Punkt bringen.

Selbst stehe ich statistischen Betrachtungen oftmals etwas reserviert gegenüber. Letztlich ließe sich statistisch auch belegen, daß das Einkommen in urbanen Lagen höher ist als in ländlichen Gegenden – was in erster Linie aber daher rührt, daß in Städten häufiger Großkonzerne anzutreffen sind. Neben der bereits erwähnten branchenabhängigen Ungleichbehandlung sehe ich ein großes Problem in einer erzwungenen Teilzeitarbeit, die leider zu einem großen Teil in jenen Branchen vorzufinden ist, wo der Frauenanteil überwiegt. Auch wenn – wie in dem „profil“ Bericht angeführt – es dem Frauenvolksbegehren ein Anliegen gewesen sein soll ein „Recht auf Teilzeit“ umzusetzen würde ich heute vielmehr die Forderung nach einem „Recht auf Vollzeit“ für notwendig und zweckmäßig erachten.

Pedro

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1 Gedanke zu „Die Wahrheit über die Ungleichheit – Ansichtssache“

  1. Traue keiner Statistik die du nicht selber fälschtest! (Ein Statistiker!) Tatsache ist, dass der Chorgeist des männlichen Teils der Bevölkerung einer Frau eben nicht alles zutraut, was halt die Männlichkeit so alles ausweist. Falls es einer Frau gelingt in eine Männerdomäne einzudringen, dann nur unter zunächst persönlichen Opfern. Und dazu gehört natürlich auch, auf gleichhohe Bezahlung erst einmal zu verzichten. Selbst bei großen Gewerkschaften stellen Frauen sehr selten die Führungskräfte! Ergo, tun sie sich auch in der Durchsetzung ihrer Rechte sehr schwer.

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