Dumm… – Aus dem Hinterhof der Seele

Du zündest dir eine Zigarette an.
Inhalierst den Rauch.
Trittst sie wieder aus.
Dann steigst du in dein Auto.
Fährst heim.
Ein netter Abend.
Bei deinen Freunden.
Ein paar Gläser Rotwein.
Ein paar Häppchen…
Toll.
Aber noch toller.
Wärst du nicht allein.
Dort gewesen.
Sondern mit deiner Freundin.
Noch besser.
Mit deiner zukünftigen Frau.
Aber du bist alleine.
Und nun fährst du heim.
Und du fühlst dich öde.
Irgendwie öde..
Die Straße vor dir.
Leer.
Du steigst auf’s Gas.
Aggressiv.
Warum?
Schreit es in dir.
Dreimal geschieden.
Jedes Mal ein Fiasko.
Dabei siehst du gut aus.
Sagt man.
Für dein Alter.
Anfang sechzig.
Seit drei Jahren in Pension.
Seit dem Herzinfarkt.
Nein.
Dir bleibt keine.
Nicht auf Dauer.
Und deine letzte Frau.
Sie hat dich betrogen.
Natürlich.
Mit einem Jüngeren.
Einer Null!

Ein LKW.
Du steigst auf die Bremse.
Unwirsch.
Das ist der Punkt.
Einen alten Mann.
Den will keine.
Frauen!
Dabei bist du kultiviert.
Du hast Lebensart.
Und du weißt.
Was du willst.
Ein echter Herr halt.
Der das Kommando führt.
Daheim.
Das gehört sich so.
Findest du.
Einer muss das Sagen haben.
In einer Beziehung.
Und das ist der Mann…

Eine Zufallsbekanntschaft.
Sie war leicht ins Bett zu kriegen.
Ein richtiges Schweinderl.
So nanntest du sie.
Aber amüsant.
Ab und an.
Nichts für dich.
Auf Dauer.
Aber es gab eine Kollegin.
Die wäre die Richtige.
Für dich.
Lange allein.
Leicht zu haben.
Versprach das Schweinderl.
Es zwinkerte.
Weitere Ficks mit dir.
Nicht ausgeschlossen.
Trotzdem.
Die Kollegin.
Musste es ja nicht wissen.
Und es lachte dreckig.
Das Schweinderl.
Du hast mitgelacht.
Klang verlockend.
Alles miteinander.
Eine Frau.
Die sich um dich sorgte.
Die dich verwöhnte.
Mit dir alt werden würde.
Dankbar und ergeben.
Dazu gelegentliche Abenteuer.
Mit dem Schweinderl…
Pfeffer im Leben…
Und du gabst ihm Geld.
Dem Schweinderl…

Du parkst das Auto.
Vor dem Haus.
Sperrst die Tür auf.
Gehst in die Küche.
Es riecht nach Putzmittel.
Kein Stäubchen.
Irgendwie steril…
Die Kollegin.
Sie sah aus wie das Schweinderl.
Ein wenig zumindest.
Aber sie hatte keine Lust.
Auf dich.
Auf einen alten Mann.
Sie ließ dich abblitzen.
Und wollte keinen Kontakt mehr.
Stellte sich taub.
Als das Schweinderl intervenierte.
Irgendwann.
Da wurde dir klar.
Du kriegst sie nicht.
Nein.
Und das Geld.
Es war auch weg.
Denn das Schweinderl.
Es verschwand.
Von der Bildfläche.
Ganz plötzlich.
Nicht mehr erreichbar…
Nicht dass dir leid ist.
Wirklich.
Um die Kollegin vom Schweinderl.
Sie war nicht hübsch.
Nicht wirklich.
Aber in deinem Alter.
Ist man nicht wählerisch…
Du trinkst ein Glas Wasser.
Verschluckst dich.
Und hustest.
Aber sie ist es schon.
Sie ist so dumm!
Diese Zicke!
Diese dumme Gans!
Sie hätte alles bekommen.
Von dir.
Schmuck.
Schöne Kleidung.
Status.
Deinen Namen.
Nur abnehmen.
Das hätte sie müssen.
Unbedingt.
Das schon.
Deine Hände.
Umklammern das leere Glas.
Aber dafür war sie zu dumm!

Vivienne

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1x bewertet: 5,00)

Schreibe einen Kommentar