Fasching – der Hang sich zu verkleiden

Fasching.
Sich verkleiden.
In eine andere Rolle schlüpfen.
Jemand anderer sein.
Und sei es nur für einen Abend.
Die Verkleidung verrät viel über den Träger.
Nonne.
Teufel.
Vamp.
Cowboy.
Scheich.
Krankenschwester

Der Mensch schlüpft in andere Rollen.
Immer.
Nicht nur im Fasching.
Sein ganzes Leben lang.
Überall.
In der Firma.
Unter Freunden.
Nach außen hin.
Kaum einer steht für sich selbst ein.
Wie er nun mal ist.
Mit Schwächen und Stärken.
Akzeptiert sich selber so.
Sondern muss nach einer Larve greifen.
Hinter der er Schutz sucht…

Ich bin nicht verletzbar.
Ich bin nicht ängstlich.
Ich bin stark.
Unwiderstehlich.
Ein toller Hecht.
Jeder von uns trägt solche Masken.
Es liegt in der Natur des Menschen anders zu erscheinen.
Anders, als man selber ist.
Dabei ist das ein davon laufen.
Vor der Realität.
Vor sich selber.
Das Probleme nicht löst.
Sondern diese vertieft.
Und neue aufwirft.
Wer bin ich?
Diese Frage stelle ich mir selber oft.
Ich sehne mich nach Anerkennung.
Nach Liebe.
Nach Freundschaft.
Ich bin kein einfacher Mensch.
Bisweilen ziemlich anstrengend.
Wenn ich mich selber nicht mag.
Auch, weil ich zu sein versuche.
Was ich nun mal nicht bin.
Ich bin anders.
Ich bin ungewöhnlich.
Und stehe doch zu wenig zu meinem Profil.
Weil ich mich nach Liebe sehne.
Weil ich nicht außen stehe möchte.
Aber damit auch den Abgrund in mir vertiefe…
Und die Disharmonie.
Die Schere klafft immer weiter auseinander.
Zwischen dem was ich darstelle.
Und in Wahrheit bin…

Ich verkleide mich nicht im Fasching.
Aber sehr oft im wahren Leben.
Ich verdecke mein Schwächen.
Ich bemäntle meine Ängste.
Ich flüchte hinter eine Larve aus Eigensinn und Bissigkeit.
Um weniger angreifbar zu sein.
Und hadere doch oft mit mir.
Weil ich die bin, die ich nun mal bin.
Ich liebe mich selbst nicht.
Obwohl ich toll bin.
Voller unermesslicher Kreativität.
Einfallsreich und selbstbewusst.
Und mutig.
Zumindest manchmal.
Ich müsste mich nicht verstecken.
Ganz im Gegenteil.
Ich darf stolz sein auf das, was ich geleistet habe.
In den letzten Jahren.
Stolz wie wenige.
Und dennoch greife ich zu Verkleidungen.
Nicht in der närrischen Zeit.
Sondern das ganze Jahr über.
Wie so viele von uns…

© Vivienne

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