Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  April 2004



Dieter Bohlen

Im Grunde werden sich wahre Musikexperten krümmen, wenn Dieter Bohlen nun in unserem Rocklexikon auftaucht. Tatsache ist aber, dass man nicht an ihm vorbeikommt, wenn man sich die Charts ansieht. Eben erst Fünfzig geworden (wurde von mir im Februar in „Happy Birthday, Dieter“ satirisch kommentiert) ist er nach längerer Zeit wieder ganz on Top. „Deutschland sucht den Superstar“ gab ihm nicht nur die Chance, junge Talente fertig zu machen sondern auch Songs in den Charts zu platzieren. Und das teilweise sehr erfolgreich… Leider.

Wer Dieter Bohlen ist, weiß mittlerweile jedes Kind. Dieter ist:
Mr. Modern Talking, Mr. C.C.Catch, Mr. Blue System und seit neuestem auch Mr. Penisbruch (obwohl Letzteres im Grunde wohl niemand so genau wissen wollte…). Er ist der Mann, der hinter einem nicht geringen Teil der deutschen Pop-Produktionen zwischen 1980 und 1990 steht und in der Zeit Millionen einstreifte.

Man kann über den am 7. Februar 1954 geborenen Oldenburger sagen was man will, aber unproduktiv ist er nicht. Aus einem Song mach Dutzende, lautete seine Devise, mit der er bestens fuhr. Früh beeinflussten ihn die Beatles, später auch Pink Floyd, Led Zeppelin und Deep Purple. Ein echter Musikkenner wird sich wahrscheinlich fragen, wo der Einfluss dieser Rocklegenden geblieben ist. In seinen Songs ist er jedenfalls nicht aufspürbar. Er lernte zudem Gitarre und später auch Keyboard spielen, finanzierte sich seine Studienzeit mit Bandauftritten und schickte fortwährend Demotapes an große Plattenfirmen.

1979 unterschrieb Bohlen einen Vertrag bei der Plattenfirma Intersong und produzierte von da an solch namhaften Größen wie Peter Alexander, Roy Black, Howard Carpendale, Rex Gildo, aber auch „kleinere Fische wie Bernhard Brink, Katja Ebstein, Roland Kaiser und, last but not least, die Wildecker Herzbuben. Schock lass nach, oder wie konnte das passieren?

So richtig begann die Erfolgsgeschichte des Dieter Bohlen aber erst, als dieser 1983 auf Thomas Anders traf und kurz darauf mit dem dunkelhaarigen Schönling „Modern Talking“ gründete. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mauserte sich dieses Duo zum Hitwunder, das in der ganzen Welt Platten verkaufte. Speziell auch im ehemaligen Ostblock. 1985 bekamen die beiden 57 goldene und Platin-Schallplatten überreicht – der Rubel rollte wie nie zuvor in der deutschen Musikgeschichte. Unvergessen die alten Videos, die für mich schon Kultstatus besitzen – selten so gelacht!

1987 trennen sich die  Wege der beiden Mannen von „Modern Talking“ wieder. Dieter wendete sich anderen Interpreten zu, kreierte etwa Blue System und produzierte C.C.Catch, Thomas Anders verschwand im Niemandsland. 1989 verlieh die Sowjetische Künstler-Vereinigung Bohlen die Auszeichnung des erfolgreichsten Künstlers in der UdSSR. Weder die Beatles, noch Michael Jackson oder sonst jemand hatte diese Auszeichnung zuvor erhalten. Bohlen scheint, nicht ganz unrealistisch, seine eigenen künstlerischen Leistungen nicht so hoch einzuschätzen: „Gequietsche in Eunuchentonlage war seit Studententagen mein Spezialgebiet“, äußerte sich Dieter immer wieder über sich selbst. Da hat er unbestritten Recht!

1999 rauften sich Thomas Anders und Bohlen zum Schrecken aller Fans guter Musik noch einmal zusammen, um mit Remakes alter Songs ein bisschen Geld zu verdienen. Denn dem guten Dieter schienen einige Zeit die musikalischen Ideen (hatte er je welche?) ausgegangen zu sein; die von ihm zunächst hoch gelobten und protegierten Schützlinge wie Milane oder Isabel scheitern jedenfalls und trennten sich im Streit von dem vermeintlichen Gönner. Dafür ging das Geschäft mit den Bettgeschichten und Affärenberichten umso besser: binnen zwei Wochen stürmte Bohlens Buch „Nichts als die Wahrheit“ die Bestsellerlisten.

Auf Dieters zahllose Affären, die in diesem Buch beschrieben sind, möchte ich gar nicht detailliert eingehen, wer will kann ja nachlesen. Wie schon eingangs erwähnt, läuft es für „Didder“ seit „Deutschland sucht den Superstar“ wieder hervorragend, und das sei ihm auch belassen. Bleibt ihm ja sonst nichts, so wie er nun  mal aussieht…

Vivienne

 

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