Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  März 2005


Nena

Der größte weibliche Star der „Neuen Deutschen Welle“, Nena, wurde am 24. März 1960 als Gabriele Susanne Kerner in Hagen geboren. Der Name „Nena“ wird zwar erst viel später einmal als Bandname verwendet werden, war jedoch schon damals untrennbar mit ihr verbunden, nämlich als ihr Kosename. Nach einer Goldschmiede-Lehre traf die junge Gabriele 1979 den Gitarristen Rainer Kitzmann, der zu jener Zeit in der Band „The Stripes“ Gitarre spielte. Nena landete schließlich auch in der Band und übernahm die Vocals. „Die Stripes“ kamen sogar zu einem Plattenvertrag und veröffentlichten auch ein Album, das aber trotz einiger TV-Auftritte floppte was zur Trennung der Band führte.

Nena und ihr damaliger Freund, der Stripes-Schlagzeuger Rolf Brendel, erhielten von CBS (jetzt Sony) das verlockende Angebot, mit den Spliff-Leuten Reinhold Heil und Manfred Praeker ein Album zu produzieren. Zusammen mit dem Gitaristen Carlo Karges, Keyboarder Uwe Fahrenkrog-Petersen und Bassist Jürgen Dehmel wurde 1982 die Single „Nur geträumt“ eingespielt, die längere Zeit fast unbemerkt in den Plattenregalen lag. Erst ein Fernsehauftritt in der Sendung „Musikladen“ im August ’82 machte die Truppe mit einem Schlag bekannt und pushte den Song in ungeahnte Höhen: schon am nächsten Tag wurden 40.000 Singles verkauft! Das Album, das darauf hin aus dem Boden gestampft wurde, schloss nahtlos an diese Verkaufszahlen an und auch international machte die Truppe schon von sich reden. Zudem war Nena im Filmchen „Gib‘ Gas ich Will Spaß“ an der Seite von Markus („Kleine Taschenlampe brennt“) und Karl Dall zu sehen.

1983 wurde das Jahr von Nena: die zweite Single „99 Luftballons“, DER Klassiker der  Neuen Deutschen Welle, belegte 23 Wochen Platz Eins der deutschen Charts und eroberte auch in unzähligen weiteren Ländern die vordersten Plätze der Hitparaden. In Amerika erreichte der Song 1984 sogar Position 2 und machte Furore: „99 Red Ballons“, von amerikanischen Studenten in den USA salonfähig gemacht, wurde ein echter Welthit. In der Zwischenzeit wurde in Deutschland bereits der Song „Leuchtturm“ auf und ab gespielt und Nena gingen auf Welt-Tour. Als nächster Paukenschlag folgte das dritte Album der Band – „Fragezeichen“.

Dem weltweiten Erfolg musste Rechnung getragen werden, also erschien das Album „Nena“ als „International Album“ mit englischen und deutschen Texten. Die ’84er Tour brachte wieder jede Menge Hits mit sich: Rette Mich“, „Lass Mich Dein Pirat Sein“ und dem größten Hit nach  „99 Luftballons“: „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“. Aber auch im Fall von Nena ließ sich der Erfolg nicht mehr wirklich wiederholen oder gar übertrumpfen. Das Album „Feuer und Flamme“ (auch auf englisch: „It’s All In The Game“) machte das unübersehbar. Zwar tourte die Band noch erfolgreich durch Japan und die gleichnamige Single kam in Deutschland noch in die Top 10, doch die große Nena-Hysterie hatte sich gelegt. 1986 erschien das bislang letzte Nena-Album der Band: „Eisbrecher“. Nachdem sich die Band aber vorher schon von Manager Jim Rakete und den beiden Erfolgsproduzenten getrennt hatte, fehlte nun jeder Zusammenhalt. Man trennte sich. Dabei entstand zu diesem Zeitpunkt Nenas erster offizieller Fanclub.

Nena selber machte dann vorerst eher private als musikalische Schlagzeilen: Ihr erstes Kind, behindert geboren, starb nach wenigen Monaten. Mittlerweile hat Nena vier Kinder, ist glückliche Mutter und lebte mit ihrem deutlich jüngeren Freund zusammen. Musikalisch übersiedelte sie ins Schlagerfach, der Durchbruch gelang dort mit „Wunder geschehen…“ Man hätte meinen können, dass Nena ein Schicksal erleidet wie viele andere 80er Jahre Stars, die nie wieder richtig an den Erfolg anknüpfen können. Nicht aber Nena. Mit neu aufgenommen und überarbeiteten alten Songs (darunter „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ in einer englisch-deutschen Fassung gemeinsam mit Kim Wilde) feierte sie ein triumphales Comeback. Und Ihre Vivienne, die in den 80er Jahren den nicht wenigen Nena-Verweigeren angehörte, applaudiert jetzt begeistert: auch ich musste zur Kenntnis nehmen, dass in den alten Songs von Nena noch sehr viel mehr Power liegt als in so manchem heutigem Pop-Einerlei. Kommt selten was Besseres nach…

Vivienne

 

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