Neue Bohnen Zeitung


ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne  –  Dezember 2003



Tina Turner – Teil 1

Seit den Anfängen der Rock- und Pop-Ära Mitte der 50er Jahre war diese Branche vor allem auch von Männern dominiert. Das hat sich jetzt, in den letzten 20 Jahren etwas verändert, angesichts von Persönlichkeiten wie etwa Madonna, die seit Anfang der 80er Jahre eine bedeutende Rolle im Business spielt. Doch in den 50er und 60er Jahren hatte es eine Frau schwer sich zu behaupten. Eine davon hat es aber tatsächlich geschafft, und auch wenn sie mittlerweile ihren verdienten Ruhestand genießen kann, so ist doch ihr Werdegang mehr als bemerkenswert – ich spreche von Tina Turner. 

Tina Turner hat wie kaum ein Star die Höhen und Tiefen der Branche kennen gelernt und ist auch privat oft gefallen, aber sie stand immer wieder auf, ging unbeirrbar ihren Weg um schließlich den verdienten Erfolg in einem Alter einzufahren, in dem andere längst weg von der Schüssel sind, um es salopp zu formulieren. Tina wurde am 26. November 1939 in Nut Bush, Tennessee, als Ann Mae Bullock geboren – in die tristesten Familienverhältnisse. Sie, die nicht nur schwarzes und weißes sondern auch indianisches Blut in den Adern hat, musste schon im Alter von 10 Jahren miterleben, wie die Mutter die Familie verließ und nach St. Louis ging.

Ihr Vater war nicht viel besser, mit seiner zweiten Frau übersiedelte er wenige Jahre später nach Detroit, und Tinas älteste Schwester folgte ihrer Mutter. Tina, ganz auf sich allein gestellt, blieb nichts anders übrig, als ebenfalls nach St. Louis zu gehen. Mit 16 Jahren und schon einem unehelichen Sohn lernte sie den acht Jahre ältern Ike Turner kennen und lieben. Ike war sehr angetan von Tinas Stimme, nahm sie in seine Band, die „Ikettes“ auf und bereits 1962 verzeichneten die beiden ihren ersten großen Erfolg: „A Fool In Love“. Im selben Jahr heiratete Tina Ike, ein gemeinsamer Sohn war schon geboren, zusammen mit ihrem eigenen ältesten Sohn und zwei Söhnen Ikes aus einer früheren Ehe hatte Tina neben ihrer Karriere vier Buben zu versorgen.

In ihrer Biographie, „I, Tina“ beschreibt Tina diese Ehe mit dem gewalttätigen Ike als die Hölle auf Erden. Während sie nebenbei immer mehr zum Zugpferd der Truppe avancierte, war sie privat den Demütigungen, Prügeln und Schlägen ihres Mannes ausgesetzt. Dabei grenzt es schon an ein Wunder, dass in dieser für so schlimmen Zeit Klassiker wie „Get Back“, „River Deep, Mountain High“ oder „Proud Mary“ entstanden. „River Deep, Mountain High“, geschrieben und produziert von Phil Spector, ursprünglich in den USA ein kapitaler Flopp, sollte ihr und ihrem Mann über Umwege doch alle Wege öffnen. Der Song erreichte nämlich in Großbritannien Platz drei worauf Ike und Tina zu einer Tournee nach Europa eingeladen wurden.

Eine Chance, die sie nutzten. Doch Tina ertrug den Terror ihres Mannes nicht mehr, 1968 reichte sie die Scheidung ein und um diese durchzusetzen, verzichtete Tina auf alles ihr zustehendes Geld aus den Rechten ihrer Songs. Auch für „Notbush City Limits“ ihren einzigen selbst geschriebenen Hit. Ein glatter Schnitt, aber ein schwerer Schritt trotz allem, auch wenn sie nun auf eigenen Beinen stand. Ihre Versuche, mit eigenen Songs erfolgreich zu sein, scheiterten die ersten Jahre. Mitte der 70er Jahre verkörperte sie im Rock Musical „Tommy“ die Acid Queen, ein kleiner Erfolg in einer Zeit in der Ruhm und Plattenverkäufe fast aussichtslos schienen.

Vivienne

Nächste Woche gibts den 2. Teil in der Bohnenzeitung!

 

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (Keine Bewertungen)

Schreibe einen Kommentar