Über die Wehleidigkeit

Menschen machen immer ihre Lebensumstände
für das verantwortlich,
was sie sind.
Ich glaube nicht an Lebensumstände.
Menschen, die es in dieser Welt zu etwas bringen,
sind diejenigen, die sich daranmachen,
die Umstände zu suchen, die sie wollen,
und die sie, wenn sie sie nicht finden, schaffen.

George Bernhard Shaw

Starke Worte des großen Dichters.
Aber treffen sie immer zu?
Kann man immer das Schicksal zwingen?
Und sich dienlich machen?
Einfach so?
Immer nicht.
Man denke an eine schwere Krankheit.
Oder einen Schicksalsschlag.
Man kann manchem seinen Stempel aufdrücken.
Und nichts muss man genau so hinnehmen.
Wie es einem vor die Nase gesetzt wird.
Ich kann trotzdem einen Weg finden.
Der mir genehm ist.
Dieses oder jenes zu akzeptieren.
Aber zwingen…
Umstände suchen, die man braucht…
Umstände finden, die man sucht…
Das ist bisweilen unmöglich.
Den Klugen zeichnet aus.
Dass er nicht mit dem Kopf durch Wände will.
Dass er warten kann.
Abwarten.
Weil er erkennt.
Manchmal hat es keinen Sinn sich anzustrengen.
Sich zu bemühen.
Kraft zu investieren.
Weil es sinnlos ist.
Man bringt nichts weiter.
So sehr man sich auch bemüht.

Etwas zu erreichen heißt.
Den richtigen Zeitpunkt erkennen.
Dann nicht locker lassen.
Wenn die Gelegenheit günstig ist.
Auf diese Weise spart man Zeit und Nerven.
Energie, die man später besser einsetzen kann.
Effizienter.
Shaws Bonmot richtet sich vor allem gegen die Wehleidigkeit.
Gegen Leute.
Die immer jammern.
Sie hätten kein Glück.
Sie wäre immer benachteiligt.
Und alle gegen sie…
Was nun wirklich auf fast niemanden zutrifft.
Leute, die so jammern.
Wollen sich einfach nicht wirklich anstrengen.
Und sie können nicht akzeptieren.
Manchmal muss man viel Schweiß in eine Sache investieren.
Viel Kraft und Energie.
Wer es zu etwas bringen will, darf das alles nicht scheuen.
Man kann vieles erreichen.
Und steuern.
Kraft seines Willens.
Und mit Zielstrebigkeit.

Zurück zum Bonmot von George Bernhard Shaw.
Was sind schon Lebensumstände?
Wer von uns hat es schon wirklich einfach?
Ich nehme nur mich selbst als Beispiel.
Ich habe mein halbes Leben nach einem Sinn gesucht.
Nach einer Profession, die mich wirklich ausfüllt.
Meiner wahren Berufung.
Und trug sie immer in mir.
Das Schreiben.
Und fand hier in der Bohne das Portal dafür.
Nie hätte ich geahnt, wie sich das entwickeln würde.
Aber ich konnte diesem wahren Sinn meines Lebens gar nicht entgehen.
Ich musste keine Umstände zwingen.
Im Gegenteil.
Sie fanden mich.
Zielgenau.
Weil sie nur auf mich gewartet haben…
Darin irrt Shaw also ganz sicher.
Wer bereit ist, braucht sich nur pflücken lassen.
Zumindest ab und an.
Genau das habe ich getan…

© Vivienne

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