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03.07.2005, © Vivienne
Lillys Gedanken
Ich will nicht mehr jung sein!
In zwei Monaten werde ich vierzig.
Gott sei Dank!
Ich möchte nicht mehr jung sein.
Nicht, wenn ich sehe, was man so tun muss.
Wenn man als Teenager in sein möchte.
Anerkannt.
Immer wieder.
Viel zu oft.
Haben Sie jungen Leuten schon einmal zugehört?
Im Bus.
Oder in einem Lokal.
Saufen ist angesagt.
Saufen ist cool.
Oberste Prämisse.
Bis zum Kotzen.
Bis zum Umfallen.
Aber Hauptsdache Rausch.
Hauptsache dabei!
Super wars!
Ich hab nicht mehr stehen können!
Und jedes Wochenende wieder.
Bitte mich nicht misszuverstehen.
Nichts gegen Fortgehen.
Nichts gegen Amüsement.
Nichts gegen Gaudi.
Aber Alkoholexzesse sind etwas ganz anderes.
Führen in die Fußstapfen eines Berufstrinkers.
Der in der Pubertät Gestalt annahm
Eine Art Gruppenzwang.
Auch Rauchen gehört dazu.
Am besten schon ab zehn.
Dann bist du dabei.
Dann gehörst du dazu.
Egal, woher du das Geld dafür nimmst.
Egal, dass du damit schon früh die Bronchien ruinierst.
Und süchtig wirst.
Der tägliche Griff zum Tschick wird zur Gewohnheit.
Vielmehr zum dringenden Bedürfnis.
Da kannst du dich besser konzentrieren.
Und cool sieht es außerdem aus.
Lässig.
Dafür nimmt man alles in Kauf.
Chronische Bronchitis.
Raucherhusten.
Früh alternde Haut.
Was kümmert dich, was in zwanzig Jahren ist?
In zwanzig Jahren.
Wenn du nach ein paar Stunden rauchlos schon zitterst.
Wenn du eine Zigarette brauchst.
Fast wie einen Schuss
Nein.
Ich möchte nicht mehr jung sein.
Mit all den Trends, denen man unterworfen ist.
Außenseiter sein tut weh.
Vor allem, wenn man nicht stark ist.
Noch sehr jung.
Nicht selbstbewusst.
Gerade gegen die Eltern revoltiert.
Und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe dringend braucht.
Für sich selbst.
Zu Bestätigung.
Zur eigenen Aufwertung.
Ohne die Gruppe bin ich nichts!
Dafür nimmt man auch vieles in Kauf.
Gerade als Mädel.
Bauchfreie Shirts auch im Winter.
Konsequent.
Bis zur chronischen Nierenbeckenentzündung.
Piercings.
Tatoos.
Überall am Körper.
An den unmöglichsten Stellen.
Keine Chance auf einen Lehrplatz.
Oder einen seriösen Job.
Dreadlocks tun das Übrige.
Schöpfe in Grün und orange.
Keinen Bock auf Arbeit!
Wenn ich doch wieder jung werde.
Möchte ich einfach ich selbst sein.
Mir das nehmen, was mir gefällt.
Aus den Trends picken.
Und nie meinen Selbstwert über eine Clique definieren.
Die mich verformen möchte.
In ein Schema pressen.
Aber wie gesagt:
Ich möchte gar nicht mehr jung sein.
Vierzig ist ein schönes Alter.
Ich bin offen für vieles.
Flexibel.
Und neugierig auf das Leben.
Viel mehr als vor zwanzig Jahren.
Selbstbewusst genug.
Mich über mich selbst zu definieren.
Und das, was ich möchte
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