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01.05.2005, © Vivienne
Lillys Gedanken zur Relativität
Nein.
Es geht hier nicht um Einstein.
Oder nur am Rande.
Es stimmt schon:
Alles im Leben ist relativ.
Aber mit Physik haben meine Ausführungen nichts zu tun.
Eher mit einem Phänomen des Lebens.
Die rote Vivienne.
So haben mich meine Leser kennen gelernt.
Auch wenn ich dann noch öfter den Namen wechselte.
Je nach Charakter meiner Beiträge.
Aber Vivienne ist mein Name geblieben.
Rot war nicht nur meine Haarfarbe.
Sondern auch mein politisches Bekenntnis.
- Ich glaubte an den Sozialstaat.
- Ich glaubte an die Ideen dieser Bewegung.
Einer Bewegung die aus der französischen Revolution stammt.
Einer Ersatzreligion durchaus.
Gedacht, den Geknechteten das Himmelreich auf Erden zu schenken.
Weil Gott sie hier im Stich ließ
Schmählich.
Einer Bewegung, die viele Irrwege ging.
Etwa im Kommunismus.
Auch wenn manche jetzt aufschreien.
Ich beharre.
Der Kommunismus war Unrecht am Volk.
An den Leuten.
Ein Bollwerk der Unterdrückung.
Einer Elite geht es gut.
Die anderen darben.
Weit weg von sozialer Gerechtigkeit.
Ich war immer eine Rote.
Deklariert.
Ich glaubte an Gerechtigkeit.
Und dass die Roten unser Wohl wollen.
Die Erkenntnis kam auf leisen Schritten.
Aber nachhaltig.
Die Gewerkschaft ist nur für Bestimmte da.
Staatsnahe Betriebe.
Als echter Roter musst du Ausländer in den Himmel heben.
Auch wenn manche stehlen.
Oder mit Drogen dealen.
Und Österreicher musst du beschimpfen.
Als Boll der Ausländerfeindlichkeit.
Bis zu meiner intellektuellen Niederkunft.
Ein Sozialprojekt für Frauen.
Vor einigen Jahren.
Eine Frau ohne Berufspraxis wird Projektleiterin.
Steuergeld wird verschwendet.
Im Namen einer verlogenen Ideologie.
Nicht Leistung zählt.
Sondern nur Beziehungen.
Wer Rot ist, hat immer Recht.
Es lebe Intrige und Mobbing.
Präpotenz und Arroganz.
Im Namen der Bewegung!
Die alles heiligt.
Und alles rechtfertigt.
Ich weiß, was Sie jetzt sagen.
Das gibt es überall.
Nicht nur bei den Roten.
Da dreh ich die Hand nicht um!
Sie vielleicht.
Aber ich schon.
Ich habe an die Roten geglaubt.
Verlange ganz einfach, dass sie das leben.
Was sie predigen.
Marx dreht sich im Grabe um!
Ich habe an die Roten geglaubt.
Und habe Abschaum getroffen.
Abgründe haben sich aufgetan.
Tiefer als der Grand Canyon.
Es mag wohl so sein.
Lassen Sie mich anhand eines Beispiels verdeutlichen.
Viele Männer gehen fremd.
Und das ist schlimm.
Berührt mich aber persönlich nicht.
Außer mein Mann geht selber fremd.
Denn von dem verlange ich, dass er treu ist.
Unbedingt.
Ich brauche keinen, der nicht besser ist als die meisten.
Ähnlich ist es mit den Roten.
Besonders denen, die ich kennen lernte.
Sie haben allesamt nichts getaugt.
Ausnahmslos.
Ich frage mich.
Immer öfter.
Habe ich nicht ein halbes Leben der falschen Ideologie gewidmet?
Einer Falschheit, die ich verachten gelernt habe.
Wenn ich daran denke.
Heute arbeite ich in einer großen Firma.
Wir haben keinen Betriebsrat.
Aber mein Boss sieht nicht nur gut aus.
Er ist auch ein Mensch.
Es geht fair zu bei uns.
Anständig.
Einfach menschlich.
Im Wesentlichen halt.
Ich kann mit jedem Anliegen zu meinem Chef kommen.
Er hat ein offenes Ohr für mich.
Man kann mit ihm reden.
Und auch in der Geschäftsleitung menschelt es.
Dafür gibt es viele Beispiele.
Vielleicht habe ich es nicht unbedingt erwartet.
Ausgerechnet hier.
Aber Faktum ist.
Wenn ich meine Berufsleben Revue passieren lasse:
Die Menschlichkeit habe ich nicht in den roten Betrieben gefunden.
Sondern dort, wo sie unerwartet erblühte.
Eine kostbare Blume.
Und dafür umso schöner.
Alles ist relativ.
Die Roten sind keine Monster wegen meiner Erfahrungen.
Aber sie sind nicht automatisch die Guten.
Oder die, die nicht fehlen.
Und es ausnahmslos gut mit uns meinen.
Ausmisten täte oft not.
Also bin ich nicht mehr rot.
Nicht mehr selbstverständlich.
Sondern nur mehr politisch.
Aber das aus Überzeugung.
Vivienne/Lilly
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