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21.11.2005, © Vivienne
Der Zauber von Schnee
Ich liebe den Sommer.
Nie ist der Himmel schöner.
Und nie küsst die Sonne intensiver
Spürt man das Leben so authentisch.
Meine ich.
Und trotzdem.
Wenn es den ganzen Tag schneit.
So wie heute.
Nicht stark.
Sondern in kleinen Flocken.
Ein wenig patzig.
Aber Flocke um Flocke.
Und alles nach und nach in eine weiße Decke gehüllt wird.
Häuser.
Felder.
Bäume.
Es hat schon seinen Reiz.
Obwohl es kalt ist.
Und der Wind noch mehr auffrischt.
Schnee verströmt etwas Bezauberndes.
Einen Hauch von Kindheit auch.
Als man Schneemänner baute.
Und Schneebälle formte.
Und warf.
Bei uns hat Schnee immer mit Weihnachten zu tun.
Ein verzerrtes Weihnachtsbild.
Im nahen Osten mussten Josef und Maria sicher keinen Schutz suchen.
Vor Schnee und Eis.
Der Weihnachtsbaum wird mit Kunstschnee verziert.
Oder er steht draußen im Garten.
Mit elektrischen Kerzen bestückt.
Das sieht im Dunkeln sehr reizvoll aus.
Schnee ist Weihnachten.
Irgendwie schon.
Und vor Weihnachten akzeptiere ich Schnee noch.
Im Neuen Jahr dann nicht mehr so leicht.
Da sehne ich mich nur mehr nach dem Frühling.
Im dreaming of A White Christmas
Ist Weihnachten schöner?
Mit Schnee?
Für mich schon.
Ich gebe es nicht gerne zu.
Fast scheint es mir eines Erwachsenen nicht würdig.
Ich bin aber auch nicht enttäuscht.
Wenn wir Weihnachten Föhn haben.
Bei +10 Grad.
Weihnachten ist immer schön.
Wenn das Fest friedvoll verläuft.
Und nicht stressiger als eine ganze Arbeitswoche.
Aber wenn ich Weihnachten aus dem Fenster sehe.
Und die Sonne scheint auf schneebedeckte Dächer.
Und die Kristalle funkeln im Sonnenlicht.
Dann liebe ich Schnee.
Spazieren gehen im Schnee.
Während der Schnee unter meinen Füßen knirscht.
Und das Profil der Schuhe im Schnee verrät.
Wo ich ging.
Der Raureif Sträuchern ein neues Gesicht schenkt.
Sehr apart.
Das gehört für mich zum Winter.
Zu einem schönen Winter.
Dann denke ich nicht an Eis.
An kalte Füße.
Oder an Schneeglätte.
Ich bin kein Schifahrer.
Und ich ärgere mich über Zugverspätungen.
Jedes Jahr wieder.
Wenn der Schnee Gleise einschneit.
Ich warte nicht gern in der Kälte.
Und ich habe Angst davor auszurutschen.
Und hinzufallen.
Wie schon so oft.
Gerade jetzt.
Mit meinem malträtierten Bein.
Aber ein Winter ohne Schnee?
Ohne den Zauber der Winterlandschaft?
Versäubert von Millionen Schneeflocken?
Ich weiß nicht.
Ob ich mich daran gewöhnen könnte.
Gewöhnen wollte.
Vielleicht brauchen wir auch den Winter.
Samt Schnee.
Um den Sommer so richtig schätzen zu können.
Vielleicht brauchen wir die Veränderung
Vivienne
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