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25.06.2005, © Vivienne
Die Ballade vom Traum
Eine junge Frau dachte nach.
Sie saß grübelnd auf einer Bank im Gastgarten eines Lokals.
Allein.
Das Haar fiel ihr lockig ins Gesicht.
Der Nachmittag war sehr sonnig und warm.
Doch die Frau sah nicht glücklich aus.
Sie musste immer an ihren Freund denken.
Einige Jahre waren sie nun schon beisammen gewesen.
Eine sehr schöne Zeit.
Meistens zumindest.
Aber seit ein paar Monaten
Die junge Frau schüttelte den Kopf
Sie fühlte, dass etwas nicht stimmte.
Obwohl ihr Freund weiter liebevoll war.
Sie sanft und zärtlich behandelte.
Und trotzdem war ihre Beziehung anders geworden.
Oberflächlich.
So hätte sie im ersten Moment gesagt.
Und Mechanisch.
Sie hatte den Eindruck.
Der Freund war lieb, weil er immer lieb gewesen war.
Aber liebte er sie noch?
Mit der gleichen Intensität?
Die junge Frau erinnerte sich an die Worte einer Freundin.
Du hörst das Gras wachsen.
Liebe verändert sich.
Leidenschaft lässt nach!
Du grübelst zu viel
!
Einige Tage hatte diese Meinung ihre eigene ins Wanken gebracht.
Einige Tage.
Bis sie ihr Freund einmal in den Arm genommen hatte.
Sie blickte ihm dabei ins Gesicht.
Aber seine Augen leuchteten nicht.
Nicht mehr.
Er hatte sie in den Arm genommen.
So wie immer.
Und doch war es anders gewesen.
Weil seine Seele nicht bei ihr gewesen war
Diese Entdeckung machte sie betroffen.
Mehr als das.
Weil sie auch begriff.
Es tat ihr nicht wirklich weh.
Nicht so weh, wie sie angenommen hatte.
Ein heftiger Stich zwar momentan.
Aber er brannte nicht nach.
War ihre eigene Liebe auch schon weniger geworden?
War es nicht so?
Sie und ihr Freund.
Sie drifteten auseinander.
Stück für Stück.
Hatten sich entfremdet.
Konnte man noch etwas tun?
Das Feuer neu anfachen?
Falten auf der Stirne der jungen Frau.
Ihr fiel der merkwürdige Traum von neulich Nacht wieder ein.
Sie konnte ihn einfach nicht vergessen.
Merkwürdig.
Sie war im Wald spazieren gewesen.
Mit diesen Ohrringen.
Bernstein.
Ihr Freund hatte sie ihr geschenkt.
Als sie wieder herauskam, vermisste sie einen Ohrring.
Es war seltsam.
Sie suchte ihn am Boden.
Aber dann begriff sie.
Er war ihr wohl vom Ohr gerutscht.
Im Wald.
Wahrscheinlich war sie irgendwo angestreift.
Ein Ast vielleicht.
Momentan war sie betroffen gewesen.
Aber dann zuckte sie mit den Achseln.
Egal.
Ich habe ja noch ein Paar Ohrringe in meiner Schatulle.
Die werde ich ihn Zukunft nehmen.
Erschrocken war sie aufgewacht.
Aus diesem Traum,.
Sie wusste nicht warum
Ein leichter Schatten fiel auf die Frau.
Sie blickte auf.
Ein junger Man stand vor ihr.
Sie kannte ihn nicht.
So allein?
Ist noch Platz bei dir?
Sein Lächeln war nett.
Seine Augen sprühten Lebensfreude.
Die junge Frau nickte.
Der Mann setze sich.
Winkte der Kellnerin.
Dabei sah er aber sie an.
Was grübelst du so?
An einem so schönen Tag?
Betroffen erwiderte die junge Frau seinen Blick.
Sah man ihr das so an?
Sie versuchte zu lächeln.
Es geriet ein wenig schief.
Und einen Moment lang blitzte wieder der Traum in ihr auf.
War er ein Zeichen gewesen?
Minuten später war sie schon ins Gespräch mit dem anderen Mann vertieft
Die Falten waren aus ihrem Gesicht verschwunden
Vivienne
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