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18.10.2005, © Vivienne
Gedanken über Tod und Leben
Wenn wir ehrlich sind:
Fast jeder Mensch hat Angst vor dem Sterben.
Vor dem Tod.
Vor dem, was sein wird.
Danach.
Und ob etwas sein wird.
Viele Menschen fürchten sich einfach davor nicht mehr zu sein.
Aufzuhören zu denken.
Sich seiner selbst nicht mehr bewusst zu sein.
Dabei tut das gar nicht weh.
Und für viele Menschen wäre allein schon das die Erlösung.
Von furchtbaren Schmerzen.
Oder qualvollem Leid.
Tod gehört zum Leben.
Und doch wollen wir diesen Teil unserer Existenz gern hinter den Tisch kehren.
Man macht sich lustig über ihn.
Der Wiener wünscht sich gerne eine schöne Leich.
Am liebsten würde er wohl auch selber dabei sein.
Und mit den anderen feiern
Der Tod ist die dunkle Seite des Lebens.
Aber ohne ihn ist unser Dasein nicht vorstellbar.
Überlegen Sie einmal:
Jeder Mensch würde ewig leben.
Schon auf Erden.
Die Welt wäre überfüllt mit alten Leuten.
Pflegebedürftig.
Vielleicht auch senil.
Der Planet würde aus allen Nähten platzen.
Das Pensionssystem wäre längst bankrott.
Die Krankenversicherung nicht mehr finanzierbar.
Und die Erde wäre völlig überfüllt.
Nicht genug zu essen.
Nicht genug zu trinken.
Nicht genug Platz zum Wohnen.
Wohin mit all den Menschen, die nicht sterben können?
Verstehen Sie, was ich meine?
Es ist im Grunde ein rechter Segen, dass wir nicht ewig leben.
Nicht nur wegen all der oben angeführten Probleme.
Sondern weil wir von einem Technologieschock in den anderen stürzen würden.
Ich bin sicher:
Es ist unmöglich, so viele verschiedene Änderungen in allen Bereichen zu verkraften.
Jeder würde irgendwann einmal ausrasten.
Der damit konfrontiert werden würde.
Sind wir doch ehrlich:
Sterben zu können ist ein Segen.
Eine Gnade.
Wir müssen nur unsere Einstellung dazu überdenken.
Dürfen uns nicht zu sehr ans Leben klammern.
An alles Weltliche.
Lebe dein Leben so, als könnte es jeden Tag vorbei sein!
Wer die Natur beobachtet erkennt:
Nichts geht verloren.
Regen fällt.
Gelangt ins Wasser.
Steigt als feine Tröpfchen wieder auf.
Verdampft durch die Sonne.
Und wird wieder geregnet.
Oder.
Bäume treiben aus.
Blühen.
Früchte reifen heran.
Blätter fallen.
Winter.
Bis zum nächsten Frühjahr
Ein ewiger Kreislauf.
Der sich in unzähligen Varianten zeigt.
Und ständig wiederholt.
Sicher:
Auch ich fürchte bisweilen den Tod.
Ich bin auch nur ein Mensch.
Aber im Grunde weiß ich genau:
Der Tod öffnet uns nur eine neue Tür
Ich will niemanden bekehren.
Jeder nach seiner Fasson.
Aber so sehe ich es.
Unser Leben ist ein Hindernisparcour.
Den wir gut und weniger gut meistern können.
Für jede Hürde, die fällt, kommt eine neue.
Altes im neuen Gewand.
Schicksal, dass sich zu wiederholen scheint.
Faszinierend.
Und auch spannend.
Erregender als jedes Computerspiel.
Weil so real.
Der Tod ist unausweichlich.
Für jeden von uns.
Genau genommen ist er aber nur das Tor in einen neuen Abschnitt
Vivienne
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