Aktuell läuft ein Film über die ersten Wochen von Winston Churchill als Premier von Großbritannien im Kino. Jene Phase, in der Winston Churchill trotz Opposition im eigenen Lager keine Friedensverhandlungen mit Hitler-Deutschland suchte sondern sich gegen den damals scheinbar unüberwindlichen Widersacher wandte. „Die dunkelste Stunde“ heißt der britische Streifen, der einen im Nachhinein frösteln lässt angesichts der Tatsache, dass ohne Churchill Österreich vielleicht ein Teil vom „Deutschen Reich“ geblieben und die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen hätten… Diese ersten Wochen von Churchill als Premierminister leiteten aber die Wende ein…
Kurz zur Handlung: der todkranke Premier Chamberlain muss seinen Hut nehmen, weil man ihn dafür verantwortlich macht, dass Großbritannien zu wenig auf den Krieg mit Hitler-Deutschland vorbereitet war. Obwohl nicht unumstritten wird Churchill sein Nachfolger, der in den eigenen Reihen mit Lord Halifax einen gefährlichen Widersacher hat. Halifax möchte Friedensverhandlungen mit Hitler, weil ihm ein Sieg der Alliierten nicht mehr möglich scheint. Innerhalb weniger Tage nehmen Hitlers Truppen die Niederlande, Belgien und Luxemburg, in Dünkirchen sind die französische Armee und die britischen Expeditionsstreitkräfte eingeschlossen… Mit der „Operation Dynamo“ werden dann aber fast alle britischen Soldaten gerettet; Churchill gelingt es, auch den König zu überzeugen, der bisher auf Halifax gesetzt hat. Fünf Jahre später sind die Nazis geschlagen, aber – das spart der Film am Ende nicht aus – auch Churchill selbst wird abgewählt.
Aufgezogen ist „Dunkelste Stunde“ um die neue Schreibkraft Elizabeth Layton, die das cholerische Temperament Churchills gleich zu Beginn am eigenen Leib verspüren muss.
Gary Oldman brilliert in der Rolle Churchills, dem er im wahren Leben nicht im Geringsten ähnlich sieht, dem er aber in der genialen Maske mit seiner Mimik und Gestik wieder Leben einhaucht. Er zeigt den Premier als einen Mann mit Lastern, der zu viel trinkt, Zigarren raucht und kulinarischen Genüssen nicht abgeneigt ist. Inmitten dieser Spannungssituation verfolgt er aber beharrlich den Weg des Widerstands gegen Hitler; unterstützt vor allem von seiner Frau Clementine und wenigen Getreuen, wird sichtbar, wie nahe die Welt damals am Abgrund stand. Für Gary Oldman ist es wohl die Rolle seines Lebens, die ihm bisher unter anderem den Golden Globe und eine Oscar-Nominierung einbrachte.
Aber auch der Rest der Crew ist sorgfältig ausgewählt, Kristin Scott-Thomas etwa als Churchills Frau Clementine und Stephan Dillane als Lord Halifax. Regie führte Joe Wright, der mit diesem Meisterwerk auch um den Oscar für den besten Film fightet.
Der Titel „Darkest Hour“ bezieht sich auf eine Rede Churchills „This was their finest hour“ am 18. Juni 1940, die die bevorstehende militärische Niederlage der französischen Armee zum Inhalt hatte.
Die U-Bahn-Fahrt Churchills hingegen, bei der sich der Premier bei der Bevölkerung erkundigt, ob man den Deutschen Widerstand leisten soll, ist rein fiktiv und hat nie stattgefunden.
In Zeiten wie diesen, in denen man im eigenen Land aber auch europaweit mit ultrarechten Tendenzen konfrontiert wird und ein Präsident Trump in den USA an den Schalthebeln zum Weltkrieg sitzt, ist dieser Film auch ein Mahnmal, wie weit es nie wieder kommen soll: Wehret den Anfängen!
Vivienne