Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  April 2004



Falsch

Falsch.
Falsch ist alles, was ich sage.
Manchmal.
Immer wieder.
Stolpere ich von einem Fettnäpfchen ins andere.
Je mehr ich zu retten versuche.
Desto mehr gerate ich hinein.
Blamiere mich.
Verletze jemanden.
Schaffe Missverständnisse.
Ohne es zu wollen.

Warum?

An sich bin ich ein Meister der Sprache.
Jongliere mit Worten.
Drücke mich gewählt aus.
So, als wäre ich als Kind mit weisen Büchern gefüttert worden.
Und nicht mit Muttermilch.
Woher ich das habe, weiß ich nicht genau.
Keiner in der Familie ist so.
So wie ich.
Natürlich kann ich auch anders.
Flexibel wie keine zweite.
Springe ich zwischen Dichtersprache, Philosophenwort und Dialekt.
Spreche alles, als wäre es meine ureigenste Sprache.

Und trotzdem.

Bisweilen der Moment, wo ich im Boden versinken möchte.
Ein falsches Wort.
Ein unbedachter Ausdruck.
Eine Unüberlegtheit.
Und ich möchte im Boden versinken.
Möchte mir die Haare ausreißen.
Jedes einzelne.
Eine Gefangene in sich selbst.
Ein toter Winkel in meinem Kopf.
Oder was sonst?
Als wäre etwas in mir.
Unbewusst.
Tief in meinem Inneren.
Mit dem ich mir selber schaden möchte.
Selbsthass?
Lieb ich mich so wenig`?
So wenig, dass ich mich in unangenehme Situationen bringen möchte?
Unter denen ich leide?

Vielleicht auch etwas ganz anderes.

Einfach Naivität.
Neben meinem Intellekt die Seele eines Kindes.
So wie ein Kind die Wahrheit sagt.
Ohne sich dabei etwas zu denken.
Etwas Schlechtes zu denken.
Eine Reinheit in mir.
Eine Wahrheit in mir.
Fast die Unschuld eines Kindes.
Die nicht in diese Welt passt.
Manche Dinge sollte man nicht in den Mund nehmen.
Manche Dinge sollte man umschreiben.
Vorsichtig.
Um nicht anzuecken.

Und irgendwie…

…gelingt mir das nicht immer.
Zu ehrlich?
Zumindest in mancher Hinsicht.
Natürlich lüge ich auch.
Lüge ich wie jeder andere Mensch.
Vielleicht  sogar gewählter.
Geschickter.
Eine gewandte Erzählerin.
Mit ausschweifender Fantasie.
Baut mit ihren Worten eine eigene Realität.
Nicht nur in ihren Geschichten.
Aber nicht sehr oft.
Ehrlich.
Denn…
Unleugbar…
Es gibt auch diese andere Seite.
Diese Ehrlichkeit.
Mit der ich mich in Teufels Küche bringe.
Beinahe zumindest.
Manchmal.
Aber sicher nicht…
…in böser Absicht.

Vivienne

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