von Vivienne – August 2004
Herbstwolken
Der Himmel ist noch so blau wie im Sommer.
Beinahe zumindest.
Wenn ich nicht genau hinsehe.
Denn Schäfchenwolken bedecken den Himmel schon seit Tagen.
Trotz der Wärme, die in manchen Momenten noch sehr stark auf meinen Rücken brennt.
Für Momente.
So wie jetzt.
Die Sonne verschwindet immer wieder hinter einer Wolkenbank.
Oder eine Bö frischt auf.
Und erinnert mich.
Es ist bald September
Am späten Nachmittag mache ich mich auf dem Heimweg.
Mir ist warm.
Und die Sonne tut mir gut.
Wieder ziehen sich die Wolken zu einem dichten Gewebe zusammen.
Und ehe ich mich versehe, beginnt es zu tröpfeln.
Große, schwere Tropfen fallen.
Immer dichter.
Ich flüchte vor dem Regen.
Ganz schaffe ich es nicht, trocken zu bleiben.
Aber ich bin daheim, bevor es wirklich stark regnet.
Doch schon nach einer Viertelstunde reißt die Wolkendecke wieder auf.
Azurfarben leuchtet der Himmel dahinter.
Fast wie der Sommer.
Doch ganz gelingt der Betrug nicht.
Es ist frisch, als ich vom Garten aus den Himmel beobachte.
Plötzlich öffnete er wieder alle Schleusen.
Die Sonne nimmt den Kampf aber auf.
Sie weicht nicht.
Und gebiert zwei prachtvolle Regenbogen zur selben Zeit.
Der kleinere in intensivsten Farben.
Wie nur die Natur sie selber hervorbringt.
Der zweite etwas blasser.
Aber dafür noch viel größer und beeindruckend auf seine Weise.
Die Tropfen stören mich jetzt nicht.
Ich kann mich an dem Orange nicht satt sehen.
Ein Regenbogen steht für gutes Wetter.
Und für Glück.
Und wenn es zwei sind?
Oder soll ich lieber nach einem Schatz graben an einem Ende eines Regenbogens
Wie es ein altes Mädchen versprich.
Aber was ist ein Schatz schon im Vergleich zu dem stillen Glück mit einem geliebten Menschen
Der Regen lässt nach.
Meine Haare tropfen.
Aber das macht mir nichts aus.
Interessiert beobachte ich das Verblassen der beiden Regenbogen im Osten.
Der größere verliert den Kampf zuerst.
Der Farbenprächtige wehrt sich verbissen.
Doch auch er verliert sukzessive an Terrain.
Meter um Meter verschwindet.
Der Himmel wirkt wieder grau in grau.
Wolkenverwoben verheißt er nichts Gutes.
Östlich von mir ballt sich eine schwarze Gewitterbank.
Der Wind weht wieder stärker.
Kurz bricht die Sonne wieder durch.
Blassgelb bis blassrötlich reflektieren ein paar davon ihr Licht.
Geht die Sonne nur unter?
Oder bricht ein Gewitter los?
Im Norden leuchtet spärlich blauer Himmel durch die Wolken.
Wie Wattebausche sehen sie jetzt aus.
Als hätte jemand achtlos am Himmel Watte verstreut.
Gibt es heute noch Regen?
Ein Flugzeug durchbricht die weiße Barriere.
Der Kondensstreifen ist eins mit den Wattewolken.
Ich folge dem Luftschiff mit den Augen.
So weit es geht.
Leichte Sehnsucht.
Sommer und Wärme.
Süden.
Ich friere wieder.
Und den nächsten Regeguss will ich nicht abwarten.
Im Garten geben die meisten Sommerblumen noch ihr Bestes.
Solange es noch geht.
Aber braune Blattspitzen.
Und vereinzelt ein verfärbtes Blatt am Boden
All das spricht eine beredte Sprache.
Der Herbst wird einkehren.
Die Bäume werden kahl sein.
Sehr bald.
Die Blumen werden sterben.
Und Regen wird unser stetiger Begleiter sein
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