von Vivienne – Juli 2004
Unerwartet
Eine ganze Weile ist seither vergangen.
Über zwei Jahre.
Wirklich erst..?
Oder doch schon
Hängt immer auch vom Auge des Betrachters ab.
Aber viel passiert ist in der Zwischenzeit.
Sehr viel.
Manches hat sich verändert.
Vieles zum Guten.
Mein Horizont hat sich erweitert.
Fast unwirklich die Erinnerung.
Die Erinnerung an den Verrat.
Die Erinnerung an die Demütigung.
Fast Zufall schien es.
Zu Mittag musste ich ganz plötzlich an sie denken.
An die ganze Geschichte.
Und vergaß doch wieder.
Bis sie plötzlich abends vor mir stand.
Im Zug.
Kurz vor dem Aussteigen.
Spitze Nase.
Die Brille mit den großen Gläsern.
Die blonden Locken.
Oberflächliche Freundlichkeit.
Halli hallo.
Ganz einfach.
Als wäre nie etwas gewesen.
Als hätte sie nie getan, was sie getan hatte.
Als wäre sie nicht hektisch geflohen aus meinem Leben.
Als ich ihr die Dinge auf den Kopf zusagte.
Als ich sie durchschaut hatte.
Feige.
Charakterlos.
Vergessen habe ich sie nicht.
Mir wollte nicht und nicht in den Kopf.
Wie man sich dafür hergeben kann.
Aus Selbstgefälligkeit wohl.
Und Eitelkeit.
Ein sehr eitles Mädchen
Plötzlich stand sie also vor mir.
Mit scheinheiligem Lächeln.
Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf.
Was ich ihr einmal alles sagen wollte.
An den Kopf werfen.
Keine schönen Worte.
Und sehr heftig.
Mein Puls schlug schnell.
Aber nicht aus purer Überraschung.
Nicht aus Freude.
Sondern aus Wut.
Und trotzdem.
In den Sekunden, die ich sie da vor mir stehen sah.
Spürte ich, dass sie sich nicht verändert hatte.
Nicht im Geringsten.
Ich wandte mich ab.
Nahm meinem Rucksack.
Ich glaube nicht.
Dass wir uns noch viel zu sagen haben
Ich hörte mich reden.
Mit leiser Stimme.
Aber voller unterdrückter Emotion.
Hart.
Und stieg aus.
Drehte mich nicht mehr um.
Keine Ahnung wie sie reagierte.
Es war mir auch egal.
Ich stand über den Dingen.
Als ich über die Gleise ging.
Beruhigte sich mein Puls.
Schnell.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
Verachtung ist die mildeste Form der Rache
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