Planetentango – Toni’s O-Ton

Planetentango

Würde er das Ganze nicht wirklich verstanden haben? Könnte er wohl auch in dieser Brauküche für Meinungen nicht die Gefahr laufen, sich Fingernägel abzubrechen? Sollte er keinerlei Krallen brauchen, jedoch beim Fingerpicking auf der alten Vorkriegs-Martingitarre von deren Existenz mehr als nur profitieren? Manikürte Fingernägel wären aber von nicht geringem Vorteil. Er würde durch Sehschlitze des Vorhanges auf Zuschauerreihen scheinbar lang vergangener Zeiten blicken können? Die Schar nicht wirklich Interessierter an Bluesharmonien würde sich das Warten durch lästiges Blödeln, Gelächter und Gequatsche verkürzen? Es würde alles wie immer sein? Trotz Corona genannter Pandemie, die mittlerweile den ganzen Planeten beherrschte?

Dieses lästige Virus sollte einen wie ihn längst mit einem Generalangriff auf die Kunst gedemütigt haben und Musik,Tanz und weiter profanere Unterhaltungen längst damit begonnen, sich gegenseitig die Hochachtung abzusprechen? Warum das alles und wozu? Müsste Einer wie er nicht nur beobachten was Songs und Stehgreifspäße in den Köpfen einer mengenmäßig sehr eingeschränkten Masse an Publikum für Schäden anrichten könne?

Ja, es wäre so, mittlerweile müsste er sogar sein Publikum abgrundtief hassen. Es würde eine Posaune von den Rängen herab seine Performance, über Wochen bereits angekündigt, zu eröffnen haben. Natürlich würde er wissen, dass diese Posaune lediglich in Form von Nullen und Einsen ihre wahrliche Existenz mittels eines Speicherchips zu verbergen wüsste. Auch das würde ihm bewusst sein, dass Scheißzeiten sich auch immer nur in Scheißgelegenheiten zeigen können. Dazu käme dann die Erkenntnis, dass in Scheißcoronazeiten es ihm gar nicht gelingen könne, das seinem Publikum mal so richtig zu zeigen.

Es würde sein Blick durch den Linsschlitz in pompösem Uraltbrokat vermutlich auf dieser Schönheit, etwas abseits der Blödelnden in der ersten Reihe hängen bleiben. Diese könnte, in Wirklichkeit etwas abgelenkt, ein wenig in dem vom Veranstalter bereitgelegten Werbeflyer lesen. Was könnte sie denn dort zu studieren haben? Natürlich war mit dem Veranstalter vereinbart, seine Kunst als Satiriker und dazu noch Ausnahmegitarrist mit Stimme, in den Vordergrund zu stellen. Dabei aber gefordert, auch sein Engagement für den Fortbestand in Zukunft für den Planeten nicht zu vernachläßigen. Auswirkungen einer verfehlten Nachhaltigkeitspolitik wären lange schon nicht mehr wirklich zu übersehen.

Verlöschende Lichter im Saal würden ihm den Zeittakt seines Anliegens und seiner musikalischen Unterbreitung vorgeben. Der Vorhang würde sich heben und fast gleichzeitig würde das Gezischere und das Gewispere „von den billigen Plätzen“ erlöschen. Es würde ihm der Blick von dieser Bezaubernden in aller Deutlichkeit verraten, dass seine Anliegen zumindest von dort aus mit der selbigen Annahme verfolgt würden.

Er würde es zu seiner Agenda werden lassen, dieser Bezaubernden einen Antrag zu machen, wenn es ihn danach gelüsten würde. Würde auch sie zu seiner Freude die Bereitschaft zeigen sich mit ihm einzulassen? Sie hätte womöglich auch schon darüber nachgedacht? Würde er auch vor einem ersten Versuch sich ihr zu nähern, keinerlei Gewissheit haben. Könnte ihn etwas bis in die Zehenspitzen hinein anrühren. Diese Bezaubernde, mit der hohen Stirn einer mit der klassischen Schönheit römischer Göttinnen Beschenkten, würde seiner Annäherung womöglich das entsprechende Zeichen der Zustimmung vorenthalten. Das womöglich nur seiner Ungedult geschuldet. Seine Performance müsste möglichst schnell das Eis schmelzen lassen. Er würde also seinem Vortrag eine gute Dynamic geben müssen. So würde er es auch ganz bestimmt versuchen.

Sie würde zunächst, das wusste er ganz genau, seiner Stimme lauschen, ihn über seinen Vortrag hin bewerten. Dabei müsste er mit äußerster Sorgfallt vortragen. Denn sein Ansinnen musste recht schnell auch das der ihren werden. Der Planet war es den es zu retten gilt. Und dazu gehört nun einmal, dass solche Kulturschaffenden wie er überhaupt noch zu Worte kommen können. Und wenn er denn seinen Vortrag zu Ende brachte sollte das Publikum zumindest nicht gegensätzlicher Meinung wie die der seinigen sein.
Bei der ganz bezaubernden Schönheit würde er sich sehr wohl ganz sicher sein. Und so ließe sich das Ganze doch sehr gut an. Seine Gedankenwelt im Fokus würde er von den Problemen einer globalisierten Welt singen, dabei in seinen Texten auch diesem geschäftsschädigenden Virus aus dem Chinesischen Wuhan die wahre Bedeutung zumessen. Und die Anzubetende würde ihm wohl auch sofort ihre Zustimmung mittels ihres Blickes übermitteln dürfen.

Würden sie dann, möglicherweise Hand in Hand, zum Jungfernstieg bummelnd von Rettungsstrategien träumen und sie beide sich in der selben Umlaufbahn eines Zentralgestirnes, Planeten nicht unähnlich, gebärden? Das Virus könnte dabei eine sehr zentrale Rolle spielen und darum jede Art der Berührung als äußerst dumm dastehen lassen. Dieses Virus, in seiner ganzen Bösartigkeit, würde sich als überaus lebensfeindlich im Sinne einer unausgesprochenen Vergnüglichkeit erweisen können.

Er war sich dessen bewusst, dass all seine Verantwortlichkeit für sie und vor allem dem Planeten gegenüber, womöglich auch nicht auf Gegenliebe stoßen könnte. Ja, natürlich würde er sich nicht dieser Möglichkeit verschließen dürfen. Mars und Erde sind zwar keine Geschwister, dennoch nicht gänzlich verschiedener Natur. Mars, im Gegensatz zur Erde, bietet ein eher gleichförmigeres Habit, während die Erde mit ihrer überbordenden Natur eher für Abwechslung steht. Ja, er würde es sich zumindest bewusst machen, dass ihn von der Schönen nicht nur Verschiedenartigkeit trennt. Was sie durch ihre Schönheit auszeichnet, kann er in seiner Person selbst bei größter Zugeneigtheit nicht erkennen. Ja doch, Planeten tanzen selten miteinander einen Tango.

Einer Niederlage würde er vermutlich in Zukunft mehr Beachtung schenken müssen, wenn ihm die Pleite in ihrer Reinform wie Endlichkeit von Erde und allem Bewuchs drohte. Nein, weit würde er nicht vorausplanen dürfen. Seine Anliegen würden ihn ganz beanspruchen und die Schöne müsse ihm den Rücken stärken. Und viel mehr als ein Wunsch nach Zuneigung blieb ihm ja auch nicht wirklich.

Sind Planeten für ihren Bewuchs tatsächlich selbst verantwortlich, müsse er sich von ihr fragen lassen. Und von der Beantwortung würde seine zukünftige Strategie und vor allem die Planbarkeit derer abhängen. Geschichte, im Gegensatz zu Geschichten, war noch nie planbar! Doch würde er selber für sich die Grenzen ausloten müssen. Er würde diese Schönheit nicht etwa überrumpeln, nein dafür müsse er sich vor sich selber schämen. Nein, er würde ihr unmissverständlich beweisen, dass sie es war, die im Tiefsten ihres Herzen schon immer auf die nun stattfindende Begnung Zweier die sich bedingen, so lange warten musste.
Ja, und es würde sich sowieso ergeben, dass Planeten endlich einen Tango tanzen. Mars und Erde, welch schönes Paar!

© (Urs) Chefschlumpf in Zeiten von Corona 2021

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2 Gedanken zu „Planetentango – Toni’s O-Ton“

  1. Der Planet Erde verspürt zur Zeit keine große Lust auf Tango tanzen.😉Homo sapiens ist gerade dabei, mit exorbitanter Ressourcennutzung und der Freisetzung allerlei giftiger Substanzen, bei seiner Jagd nach
    Wirtschaftswachstum, das Antlitz von Mutter Erde dauerhaft zu verschandeln.

    WACHSTUMSWAHN

    Man produziert und produziert,
    Plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    Die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.

    Plastikflut und Wegwerftrend,
    Man konsumiert permanent.
    Nur unser ständiges Kaufen
    Hält das System am Laufen.
    Unser westlicher Lebensstil
    Taugt nicht als Menschheitsziel.

    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    Bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    Muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    Im Einklang mit der Natur leben.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

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