Weltregierung – Frankie Millers Einsichten

Ich saß auf meinem Lieblingsstuhl im Stadtgarten-Cafe und blickte auf den ruhig dahin fließenden Fluß. Ich nippte nur vorsichtig an diesem etwa Fingerhut großen und immer noch glühend heißen Espressotässchen und dachte angestrengt nach.
Was hatte der Editor gesagt?
Nicht, dass es mich besonders interessierte, was dieser in seiner beneidenswerten Jugendlichkeit immer noch Erblühte seit seinem Einzug in unsere journalistische Klausnerei so allgemein von sich gab.

Nein, es war dieses eine Wort, welches mich schon seit der Redaktionskonferenz am Morgen nicht mehr los zu lassen schien. Weltregierung!

Die Welt der Jetztzeit besteht aus ungefähr, nein ganz genau aus 206 unabhängigen Einzelländern, von denen 193 als ordentliche Mitgliedsstaaten der UN, der Vereinigten Nationen, „gelistet“ sind. 13 zusätzliche Staaten erfüllen nicht die Regularien einer Mitgliedschaft, sind also entweder lediglich unabhängige Teritorien oder gehören irgendwelchen freien Assoziierungen an.

Könnte man diese Organisation nicht schon als eine, die Weltregierung ansehen?

Nein, ich weiß es nicht, also sollte ich mich einfach mal mit diesen UN beschäftigen. Könnte mir ein paar Extrapunkte beim Herrn Chefe einbringen.
Obwohl, brauchte ich die wirklich?
Ja?
Nein?
Man weiss ja nie!

Deutschland hatte es total vergeigt und die halbe Welt wurde in diesen Wahnsinn hineingezogen, in dem sich dieses Großmaul aus Braunau am Inn, diesem schönen Fluss an dem ich nun saß, zum Führer aller „Völker Deutschen Blutes“ aufschwingen wollte.
Nur, Deutschland und sein selbsternannter, nein von der „Vorsehung“ ernannter Größter Feldherr aller Zeiten, hatten es letzten Endes vergeigt.

Und damit sich solches nicht mehr wiederholen würde, trafen sich ein paar illustre Gestalten im Februar 1945 in Jalta zu einer denkwürdigen Konferenz.
Bei dieser, die Welt nach Deutschlands erwartbarer Kapitulation neu regelnder Zusammenkunft, wurde ausführlich über die Idee des Franklin. D. Rooseveld gefachsimpelt.
Eine Charta der Welt musste her!

Die Russen, die Briten und nicht zuletzt die USA legten dann gemeinsam die Grundzüge einer „Verfassung der Vereinten Nationen“ fest. Der voraussichtlichen Weltregierung?

Diese Charta wurde dann vier Monate später in San Franzisco am 26. Juni 1945 von 50 Gründungsländern, als Verfassung mit Rechtsbindung und völkerrechtlichem Vertrag gebilligt und feierlich unterzeichnet!
Die Verfassung eines Staatsgebildes gab es da also schon, nur, wo war die Regierung dieses Staatengebildes?
Die Charta der Vereingten Nationen ist also ein völkerrechtlicher Vertrag und alle Unterzeichner unterwefen sich seinen Regeln.
Die Mitglieder binden sich seiner Verpflichtungen, die in der Hauptsache der Verhinderung von Kriegen und der Bewahrung des Weltfriedens gewidmet sind.

Der erste Schritt zur Weltregierung?

Ein Staat oder eine Staatengemeinschaft braucht eine ordentlich geführte Verwaltung und bedarf somit auch einer Organisation seiner Verwaltungen. Und einen Regierungspalast! Einen Regierungspalst?

Der Inn in seiner Gleichförmigkeit der Großen Schwester zufließend, ließ ein paar mal einige seiner glucksenden Geräusche von sich.
Wusste er wohl womit ich mein Dachstübchen drangsalierte? Interessiert es einen Fluss, wer an seinem Ufer Sinnhaftigkeit versprühen wollte?
Na, ebenso hätte er sich auch nicht für eine, doch hoffentlich nicht vor ihrem leeren Schälchen darbende Redaktionskatze interessiert. Was nur zu vermuten war.

Nein, beruhigte ich mich selber, ich hatte die Schälchen nicht nur mit frischem Nass, natürlich ebenso mit flockig Bekömmlichem gefüllt. An der Katze konnte es also nicht wirklich liegen, wenn mir die Gedanken weiterhin so ungeordnet durch Dachstüberl flogen.

Nach der Gründung dieses Konstruktes, welches noch nicht wirklich die Nationen der Welt in trauter Gemeinschaft vereinte, die Bundesrepublik trat dann auch erst 1973 bei, wurde die Organisation zum Hauptanliegen.

Artikel 7 der Charta legte fest, dass sich die UN aus 6 Hauptorganen zusammensetzt. Die bedeutenste ist die Generalversammlung der Vereinigten Nationen!

Zudem kamen die nachgeordneten Institutionen, wie, Sekretariat, der Wirtschafts- und Sozialrat, der Internationale Gerichtshof, der Sicherheitsrat, der Treuhandsrat und weitere Nebenorganen und Sonderorganisationen.

Das Sekretariat als dem Verwaltungsorgan der UN, besteht aus dem Generalsekretär und den weltweit tätigen Mitarbeitern im Hauptsitz in New York, den Nebenstellen in Genf, Nairobi und Wien.
Hier werden Konferenzen organisiert und Berichte erstellt.

Der Wirtschafts- und Sozialrat zeichnet verantwortlich für die Zusammenarbeit der Staaten auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene. Die Entwicklung gemeinsamer Ziele steht dabei stets im Vordergrund.
Die 53 Mitglieder des Rates werden alle 3 Jahre neu gewählt. Darüber hinaus koordiniert der Rat die Tätigkeiten der Sonderorganisationen und Nebenorgane.

Die 15 Sonderorganisationen sind in rechtlicher und finanzieller Hinsicht völlig ungebunden, über Artikel 63 der Charta aber mit den UN verbunden.
Herausragend sind die Weltgesundheits-Organisation „WHO“ und der Internationale Währungsfond, der „IWF“ in Washington.
Bekannt sind auch noch die „Weltbank“, die Bildungs- und Kultur-Organisation „Unesco“ und die Welt-Ernährungs und Landwirschafts-Organisation „FAO“!

Die Nebenorgane bilden, durch die Generalversammlung eingesetzt, in Hauptsache das Flüchtlingskommissariat „UNHCR“, das Kinderhilfswerk „Unicef“, das Welternährungsprogramm „WFP“, sowie das Umweltprogramm „UneP“.
Auch die Internationale Atomenergiebehörde, „IAEA“ in Wien, sowie die Friedensmissionen, „die Blauhelme“,gehören zum Kreis der UN.

Der Internationale Gerichtshof sitzt als einziges Organ der UN nicht in New York sondern im niederländischen Den Haag. Der Gerichtshof ist lediglich mit Rechtsstreitigkeiten zwischen Staaten befasst.
In Den Haag sitzt auch der Internationale Strafgerichtshof, der sich um Verstöße gegen die Menschenrechte befasst, aber den UN nur durch ein Assoziierungsabkommen beiseite gestellt ist.

Das mächtigste Organ der UN ist zweifellos der Sicherheitsrat! Laut Verfassung ist er für Fragen des Friedens und der internationalen Sicherheit zuständig. Er kann Sanktionen verhängen und Friedenseinsätze zur Wahrung des Weltfriedens beschließen.

In Hinblick auf meine zweite erdnussgroße Portion an frisch Gebrühtem und den Füllungsgrad der Futterschalen der Redaktionskatze, waren wir alle doch bei der UN in besten Händen. Aber eine Weltregierung?

Der Inn, in seiner naturgegebenen Lethargie dahinfließend, hatte seine Farbe ein wenig von blau in helles Grün verändert. Ja, ich saß ja auch schon einige Zeit hier herum und betrachtete meine unbestrumpften Füße in den nagelneuen Birkenstock-Sandalen.
Das Licht am Inn hatte sich verändert. Die Sonne schickte sich an, ihre beherrschende Funktion zugunsten des beinahe schon aufgehenden Mondes mit seiner vergleichsweise milden Leuchtkraft, aufzugeben.
Am Himmel also herrschte in gewisser Weise Eingkeit. Und mir, und wohl doch hoffentlich auch der Katze, ging es gut.

Wenn es auf Erden mal nicht so ganz so einig zugeht, wortwörtlich die Fetzen fliegen, die Emotionen hochkochen und es zwischenstaatlich scheinbar nicht mehr ohne Gewalt weitergeht, betritt der Sicherheitsrat die Weltbühne!

Der besteht aus 5 ständigen Mitgliedern, China, Frankreich, Russland, Großbritannien und den USA, die sämtlich ein Vetorecht besitzen und 10 temporären Mitgliedern die ohne ein solches auskommen müssen.
Die Generalversammlung wählt für jeweils 2 Jahre nach einem festen Regionalschlüssel diese, eigentlich stimmlosen Ratsmitglieder.
Zieht nur ein Vetostaat die „Notbremse“ werden alle angesagten Probleme erst einmal vertagt und die Diplomatie ist aufgefordert, „die Strippen zu entwirren“!

Im Zentrum Internationaler Diplomatie steht die Generalversammlung der UN in New York! Hier werden auf größtmöglicher Ebene die weltpolitischen Fragen der Gegenwart und zukünftige Probleme diskutiert.
Wichtige Beschlüsse bedürfen einer Zweidrittel-Mehrheit der Abgeordneten. Bei einfachen Beschlüssen reicht die einfache Mehrheit.

Während in New York die Diplomatie die Richtung vorgibt, sind es in weltweiten Einsätzen die „Blauhelme“, die über Wohl und Wehe der oft krisengeschüttelten Staaten wachen sollen.
Zur Zeit sind 106.595 Soldaten aus den UN-Mitgliedsstaaten unter UN-Mandat auf vier Kontinenten in „Friedensmissionen“ unterwegs.
In 8 dieser Missionen sind Soldaten der Deutschen Bundeswehr im Einsatz.

Beschließt der Sicherheitsrat einen „Friedenseinsatz“, sind die Mitgliedsstaaten gefordert, Soldaten zu schicken.

Eine Weltenregierung, und ich bin schon beinahe bereit, dieses umfänglich regierende Riesengebilde namens United Nations als solche zu sehen, muss auch irgendwie an Geld kommen! Nur, bei Staaten geschieht das über die allgemeinen Steuereinnahmen.

Für die UN, die Vereinigten Nationen, geschieht das hauptsächlich über Pflichtbeiträge, die je nach Leistungsfähigkeit der Nationen, also über die Bruttonationaleinkommen jährlich anfallen.
Neben den Pflichtbeiträgen, fallen auch für die Friedensmissionen für die Staaten Gelder an die UN.

Tja, und da trennt sich die Streu vom Weizen!

Der Hauptsponsor der im amerikanischen New York am „East River“ beheimateten UN, ist auch gleichzeitig der größte Schuldner dieser „Weltregierung“!
Neben den USA mit über 800 Millionen US-Dollar, sticht nur noch Brasilien mit über 77 Millionen US-Dollar an Schulden gegenüber den UN bei den Pflichtbeiträgen hervor.

Die Hauptschuldner der UN bei den Friedensmissionen sind mit 356 Millionen US-Dollar die Franzosen, dann wiederum die USA mit 337 Millionen und Italien mit immerhin auch noch 250 Millionen.
Wann da irgendwann mal die Schuldendienste erfüllt werden sein könnten, steht wahrlich in den Sternen!
Sollte da mal der IWF ran? Frau Langarde, wie wärs?

Aber, was macht eigentlich diese Weltregierung mit ihren Geldern? Denn eines ist gewiss, trotz der säumigen Staaten fließt immer noch eine ganze Menge Geld durch die Hände dieses Riesenunternehmens.

Als Leistungen, mal mit den Friedensmissionen verbunden, mal völlig unabhängig von Blauhelmeinsätzen, gelten zum Beispiel die Versorgungen von etwa 90 Millionen Menschen in 73 Ländern, mit Nahrungsmitteln.
Weiterhin hilft die UN pro Jahr in etwa 40 Ländern bei Wahlen. Auch diese karitativen Einsätze gelten als würdige Friedenssicherung.
Weltweit werden 40% der Kinder durch die UN vorsorglich geimpft.

Zudem werden durch die UN fast 13 Milliarden Dollar für weitere humanitäre Hilfen mobilisiert.

Zwei der bisherigen, der Österreicher Kurt Waldheim bildet dazu eine bemerkenswerte Ausnahme, seiner lange verschwiegene Zugehörigkeit zur SA Nazideutschlands wegen, erhielten vom Nobelpreiskomite den Friedens-Nobel-Preis. Der Ghanaer Kofi Annan 2001, und posthum der in einer Friedensmission ums Leben gekommene Norweger Dag Hammarskjöld, im Jahre 1961.

Als zusätzliche Friedensappostel werden regelmäßig Prominente eingespannt. So zum Beispiel der Fußballgott David Beckham von Unicef, der Hollywood-Liebling Leonardo di Caprio als UN-Friedensbotschafter und die engelsgleiche Angelina Jolie für das Hilfswerk UNHCR.

Ja, seltsam Herr Editor, ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass so etwas wie diese UN ganz gut den Status einer Weltregierung erfüllen. Aber dennoch bleibt ein ganz flaues Gefühl. Möchte ich von Leuten weit jenseits des Inns und der Donau überhaupt regiert werden? Schafft es eine solche Riesenorganisation wie dieses schon beinahe unübersehbare Gestrüpp aus gut gemeint und nicht immer nur gut gemacht, überhaupt, eine ebenso schon beinahe unübersichtliche Welt irgendwie in denGriff zu bekommen?

Da lob ich mir doch meine kleine, sehr übersichtliche Redaktion mit dem doch noch sehr berechenbaren Jungen an der Spitze, der es doch immer wieder vermag, mich mit einem scheinbar absichtslos gemeinten Begriff, wie Weltregierung, in Trab zu setzen.

Nun gut, ich werde dazu etwas schreiben. Nur nicht jetzt. Jetzt gilt erst einmal meine Sorge der Katze. Ich wette, die sitzt schon wieder voller Wollust vor ihrem Schälchen. Und dafür bin nunmal nur ich zuständig. Und Katzen, soweit ich weiß, kommen in der Charta der Vereingten Nationen gar nicht einmal vor.

Chefschlumpf im Monat 7 des Jahres 2015

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1 Gedanke zu „Weltregierung – Frankie Millers Einsichten“

  1. Fünfundsiebzig, Fünf und Siebzig, unsere Weltregierung wird fünfundsiebzig Jahre alt, müsste also schon längst in „Rente“!
    „75“?
    „Was zum Teufel geht mich mein Alter an?“ So einst der, der heute nur noch „der Alte“ genannt wird und dann doch noch das Land regierte!
    Ja, Konni war schon ein echtes Kind der Weltwirtschaftskrise und dann des Widerstandes gegen allzu viel Einfluss der Nazis im „hilge Köln“ und dann der Wiederaufbauzeit, nicht unumstritten aber zumindest handfest!
    Und unser jetziges Geburtstagskind? Haben sich die Verantwortlichen nicht jetzt zumindest mal verantwortlich zu zeigen, nach 75 Jahren „Viel Feind, viel Ehr“?
    Ja, viel Feind doch, bei Licht betrachtet, eben nicht viel Ehr, eher verhaltene Freude wenn mal eine Zusammenkunft der Mächtigen als ein stimmiges Bild dieser „Regierenden“ weichgezeichnet werden konnte!
    Resolutionen die Mass, beinahe nicht mehr aufzuzählen, doch leider nie wirklich durchzusetzen. Die Sieger der Weltkriege legten den Grundstein und damit ein faules Ei mit dazu, den Sicherheitsrat mit dem einmaligen Vetorecht jedes Mitgliedes! Und genau da liegt der Hund begraben! Wie du mir, so ich dir! Auch noch nach dem Zusammenbruch des Ostblockes und der Beendigung des Kalten Krieges! Problem scheint zu sein, dass „Kalte Krieger“ immer wieder nachzuwachsen scheinen!
    UNd trotzdem „Happy Birtsday“ Oma!

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