Wie es zur Geschichte „Die Fingernägel“ kam…

Meine eigene Homepage, liebe Leser, (www.aus-den-tiefen-meiner-seele.com) ist sehr erfolgreich gestartet. In den letzten Tagen durfte ich durch Kommentare, Leserbriefe und Eintragungen ins Gästebuch erfahren, wie gern meine Lyrik und Prosa großteils von Ihnen allen angenommen und gelesen wird. Allerdings musste ich bei einem Beitrag einmal mehr die Erfahrung machen, dass ich sehr realistisch zu erzählen vermag – sprich: eine Leserin glaubte, ich würde autobiographisch schreiben und postete dementsprechend nach dem Beitrag. Es handelte sich dabei um die Geschichte „Die Fingernägel“ aus dem August des Vorjahrs…

Schließlich hatte ich fast das Gefühl, mich in einer Verteidigungssituation zu befinden. „Die Geschichte handelt nicht von mir!“ ließ ich die Leserin, eine gewisse July wissen. Und aus dem Grund entschloss ich mich schließlich, liebe Leser, heute ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, aus welcher Motivation dieser Beitrag wirklich entstanden ist. Denn persönliche Hintergründe dazu gibt es nicht wirklich, inspiriert wurde ich dabei – ob Sie es glauben oder nicht! – zunächst einmal durch die Reality-Soap „Bauer sucht Frau“, die erste Staffel. Um ehrlich zu sein, ich bin kein Fan dieser Bauer-Verkupplungs-Inszenierungen, weil sie doch ziemlich an den realen Gegebenheiten vorbei laufen. Kaum eine moderne Frau tut sich die ganze Arbeit ohne Aussicht auf freies Wochenende oder auch nur ein bisschen Freizeit freiwillig an. Es reicht nicht einfach einen Mann zu lieben, man heiratet in diesem Fall auch die ganze Arbeit mit, die einem erst einmal liegen muss…

Eine Problematik, mit der die Bauernschaft durchaus zu kämpfen hat. Immer mehr Bauern bleiben aus diesem Grund allein. Was noch viel mehr zu tragen kommt, ist allerdings die Tatsache, dass viele Bauern einem „eigenen Schlag“ angehören, sie sind mit einem Wort oft etwas eigen und stur, um nicht zu sagen unflexibel und sehr konservativ und nur an ihrer Arbeit interessiert. Sicher trifft diese Beschreibung nicht auf jeden Landwirt zu, aber meine Großeltern waren Bauern, ich weiß also, wovon ich spreche. Für meine literarische Arbeit am Computer hätte mein verstorbener Großvater, so gern er mich auch einmal gehabt hat, wenig übrig gehabt. Für ihn wäre es am wichtigsten gewesen, dass ich gut verheiratet bin und Kinder habe… Ich erkenne dieses Denken heute noch bei meiner Tante, ebenfalls eine Bäuerin und Witwe meines verstorbenen Onkels: dass ich unverheiratet bin und einen Job ausübe, mit dem ich meinen Lebensunterhalt selber verdiene, ist ihr suspekt…

Ich bin ganz anders geartet als dieser Teil der Familie, auch wenn ich die Natur liebe und an sich gern am Land lebe. Im Grunde meines Herzens bin ich aber ein Freigeist, ein Träumer, ein Poet – also für dieses harte Leben gar nicht geschaffen. Ich weiß allerdings auch nicht, von wem ich diesen Anlagen geerbt habe, aber ich genieße es, sie auszuleben… Vor einigen Jahren, das gebe ich zu, wollte mich tatsächlich eine Arbeitskollegin mit ihrem ledigen Bruder, einem Bauernsohn, verkuppeln. Es blieb allerdings beim Versuch, denn ich erstickte alle ihre Bemühungen sofort im Keim. Den Bruder habe ich in der Folge auch nie kennen gelernt. Allerdings erfuhr ich seine Geschichte: der Bursche war von seiner Braut verlassen worden. Und das nach knapp vier Jahren Beziehung, weil sie sich nicht mehr vorstellen konnte, als Bäuerin zu leben. Und diese Geschichte fiel mir wieder ein, als die Brautsuche für Bauern im Fernsehen anlief…

Im Grunde, liebe Leser, beschreibe ich in „Die Fingernägel“ nur die Geschichte dieses Bruders einer früheren Kollegin. Und wie es dazu kam oder besser gesagt kommen hätte können, dass dieser Bauernsohn von seiner Freundin verlassen wurde. Ich habe mein ganzes dichterisches Talent ausgespielt und tief in den Tiegel der Fantasie gegriffen. Auf die Metapher „Fingernägel“ kam ich deshalb, weil ich zur Entstehungszeit einige Monate lange, manikürte Fingernägel mein eigen nannte – und feststellen musste, dass sie für die Gartenarbeit so gar nicht geeignet waren… Und so entstand Anfang August 2005 in einer halben Stunde diese Geschichte von einem jungen, gut aussehenden Landwirt und seiner Freundin, die sich nicht mehr mit dieser schmutzigen und harten Arbeit arrangieren konnte. Die manikürten Fingernägel waren für sie das Symbol für ein schöneres, freudenreicheres Leben, das sie suchte… So arbeitet © Vivienne, liebe Leser, vielleicht sind Sie jetzt enttäuscht, aber viele Geschichten und Gedichte entstehen bei mir auf genau diese Art und Weise.

Erlauben Sie mir noch ein paar Worte an die besagte Leserin:

Liebe July, ich bin mir dessen bewusst, dass deine Worte für mich voller Mitgefühl waren. Allerdings bin ich nicht die richtige Ansprechperson – die Geschichte basiert wie du siehst auf einer Begebenheit, die ich vor Jahren einmal zu hören bekam. Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber wenn ich alles erlebt hätte, über das ich schon geschrieben habe, müsste ich hundertfünfzig Jahre oder älter sein. Meine Geschichten reichen sicher für ein halbes Dutzend Leben…

© Vivienne

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