Alles relativiert sich

Das Leben wäre kaum erträglich.
Wenn nicht Erinnerungen verblassen würden.
Nach und nach.
Vor allem die bitteren.
Schön, dass das einem immer wieder bewusst gemacht wird.
Auf die eine oder andere Art und Weise.
Man muss nur die Augen offen halten.
Und sich bewusst machen.
Dass man vielleicht trotzdem Glück hatte.
Trotz einer Beinah-Katastrophe.
Oder reifen konnte.
An einer schlimmen Episode.
An der man fast verzweifelt wäre.
Erinnerungen sind wie Fotos.
Die nach und nach verblassen.
Nicht mehr so intensiv wirken.
Auch wenn man das Bild noch erkennt…

So im letzten Jahr.
Als ich eine unglückliche Liebe abschloss.
Ich kämpfte ein paar Jahre um diesen Mann.
Mit leisen Ansätzen zur Hoffnung.
Immer wieder.
Bis ich begriff.
Diese Liebe macht mich krank.
Kaputt.
Sie versteinert mich.
Wenn ich so weitermache.
Im letzten Jahr erstarb die Liebe schließlich.
Es tat weh.
Wie das Sterben eines Teils von mir.
Heute bin ich froh darüber.
Ich sehe ihn ganz anders.
Diesen Mann.
Er ist nicht aus meinem Leben verschwunden.
Aber er nimmt einen anderen Platz darin ein.
Und ich bin sogar froh.
Weil er im Grunde doch ganz anders ist.
Als ich immer glaubte.
Das wurde mir jetzt bewusst.
Ich trauere der Zeit nicht nach.
Manches empfinde ich noch immer als sehr schön.
Und vielleicht habe ich diese Liebe auch gebraucht.
Um zu begreifen.
Dass ich mir selbst einen wirklich guten Kerl Wert sein sollte.
Endlich.
Denn ich habe mir einen verdient!

Streitereien.
Was war das für ein Disput im letzten Herbst!
Mit einer früheren Freundin.
Unfriede schwelte an der Oberfläche.
Bis eine Kleinigkeit den Zwist eskalieren ließ.
Die Fetzen flogen.
Ich weiß noch.
Ich rächte mich mit einem bitterbösen Beitrag.
Hier in der Bohne.
Vorhin habe ich ihn wieder gelesen.
Ich musste schmunzeln deswegen.
Aber die Folge des Streits war auch Versöhnung.
Vielleicht können Frauen untereinander das manchmal besser.
Sich ausreden.
Zumindest wenn sie es wirklich wollen!
Viel hatte sich aufgestaut.
Sehr viel.
Es ging uns beiden damals nicht gut.
Aber wir waren trotzdem bereit zu reden.
Und wir pflegen wieder einen positiven Umgang miteinander.
Heute ist der Streit im Herbst abgehakt für mich.
Und ich wünsche ihr alles Gute.
Für das, was sie sich vorgenommen hat…

Das Verbindende über das Trennende.
Immer ist das nicht möglich.
Schon aufgrund der Auffassungsunterschiede.
Oder der Sprachlosigkeit des Opponenten.
Und anderen Wertvorstellungen.
Die sich immer an den eigenen reiben werden.
Anders formuliert.
Ein Pferd wird nie Bananen fressen.
Ein Affe schon…
Disharmonie und Opposition sind nie leicht zu ertragen.
Aber nicht zu beheben.
Schon gar nicht.
Wenn die Fronten verhärtet sind.
Nicht zu ändern.
Aber man muss sich nicht ärgern darüber.
Nicht pausenlos.
Das ändert nichts.
Distanz schafft da Frieden.
Man kann sich nicht mehr auf die Füße steigen.
Gegenseitig.
Und beruhigt sich wieder.
Eben weil man sich aus dem Weg geht.
Man sollte nichts erzwingen.
Vor allem, wenn einer dabei auf der Strecke bleibt.
Mit seinen Vorstellungen.
Und seinen Gefühlen.
Deshalb bleibt dann nur der Weg auseinander.
Der bessere Weg.
Der Weg der friedlichen Koexistenz.
Ohne die Kreise des anderen zu stören…
Jeder hat seinen Frieden…
Und die Wunden heilen.
Das Foto wird unscharf…

© Vivienne

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