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 Home Prosa Aus dem Hinterhof der Seele

28.08.2005, © Vivienne

Wie sag ich es ihr?

Babsi.
Meine erste Liebe.
Fast drei Jahre sind wir beisammen.
Eine schöne Zeit.
Durchaus.
Aber halt gemächlich.
Ein wenig leidenschaftslos.
Langweilig manchmal.
Wenn ich mich so erinnere…
Besonders hübsch war sie nie.
Nein.
Andere haben mir besser gefallen.
Aber Babsi war am hartnäckigsten.
Sehr hartnäckig.
Sie hat immer wieder angerufen.
Auch wenn es mich lange nicht interessiert hat.
Nicht wirklich.
Aber geschmeichelt hat es mir schon.
Dass sie so verliebt in mich war.
Und schließlich  habe ich sie mit heimgenommen.
Eines Abends.
In mein Zimmer bei meinen Eltern.
Gemeinsam sind wir auf meinem schmalen Bett gelegen.
Und wir haben geschlafen miteinander.

Ob es schön war?
Wenn ich so nachdenke.
Ich weiß nicht.
Ziemlich verkrampft halt.
Und Babsi hat geweint nachher.
Da tat sie mir leid.
Na ja.
Wir blieben halt dann beisammen.
Zuerst kam sie immer zu mir.
Dann zog ich aus von daheim.
Nach der Lehre.
Und sie zog in meine Wohnung.
Es war nett mit ihr.
Manchmal hat sie mich halt genervt.
Neulich ist es mir dann bewusst geworden.
Sie ist noch so unreif.
Mehr ein Kind als alles andere.
Manchmal habe ich mich geschämt für sie.
Wenn wir mit Freunden unterwegs waren.
Und sie Unmögliches sagte.
Peinliche Dinge.
Dann habe ich sie erst richtig angesehen.
Hübsch ist sie noch immer nicht geworden.
Nicht wirklich.
Und ich habe mich gefragt.
Will ich eigentlich mit ihr weiter leben?
Sie womöglich einmal heiraten????
Kinder haben mit ihr?

Ich gab mir selbst die Antwort.
Nein.
Ich will nicht.
Eigentlich wollte ich das nie.
Es gibt so viele Frauen, die mir besser gefallen.
Sehr viel besser.
Und Elke gefalle ich auch.
Die Schwester eines Kollegen von mir.
Sie ist so viel hübscher als Babsi.
Ihr Körper erregt mich.
Und ihr Parfüm weckt verborgene Sehnsüchte in mir…
Außerdem redet sie nicht so viel wie Babsi.

Ich  betrüge Babsi mit ihr.
Schon eine Weile.
Am Anfang hatte ich noch ein schlechtes Gewissen.
Aber mittlerweile…
Ich weiß nur nicht, wie es Babsi sagen soll.
Ich habe es mir leichter vorgestellt.
Ihr zu sagen.
Pack deine Sachen!
Ich will dich nicht mehr!
Geh!
Es ist mir egal wohin…
Ich verstehe mich selber nicht.
Sonst kann ich auch grob zu ihr sein.
Das hat mir noch nie etwas ausgemacht.
Aber wenn ich mir vorstelle:
Sie könnte wieder zu weinen beginnen…
Das macht mich krank.
Dann fühle ich mich schuldig.
Schäbig.
So wie damals.
Als ich das erste Mal mit ihr schlief.
Als sie auch zu weinen begann.
Nicht mehr aufhören wollte.
Und ich sie in den Arm nahm…

Verdammt!
Ich weiß nicht, warum es so schwer ist.
Ich liebe sie doch gar nicht.
Habe ich sie je geliebt?
Ich glaube nicht.
Und sie ist auch ganz anders wie ich.
Sie passt gar nicht zu mir.
Aber Elke passt zu mir.
Elke erregt mich.
Es macht mir Spaß mit ihr zu schlafen.
Und ihren Körper zu spüren.
Der so weiblich ist.
Und so weich.
Ich würde gerne mit ihr gemeinsam leben…
Sehr gerne.
Aber mit Babsi zu reden?
Reinen Tisch mit ihr zu machen?
Der Gedanke schon schnürt mir die Kehle zu…

Vivienne

 

 

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