Das Geständnis – Gedankensplitter

Nie hätte ich es zugegeben.
Nie.
Nicht dir gegenüber.
Deinem ironischen Lächeln ausgesetzt.
Und dem spöttischen Blick.
Aus hellblauen Augen.
Nie.
Lieber wäre ich im Boden versunken.
Ich habe dich geliebt.
Richtig.
Nicht irgendwie.
Ich wollte dich.
Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich einen Mann.
Keine Pflichtübung.
Ich wollte dich spüren.
An mir.
In mir.
Und trotzdem.
Es ist nie passiert.
Ich wollte dich.
Ich liebte dich.
Gott, ich war verrückt nach dir.
Aber ich hätte es nicht zugegeben.
Nein…

Woran lag es?
Dass ich älter war als du?
Mag sein.
Ich wollte nicht hören wie sie tuschelten.
Seht sie euch an!
Sie und dieser Bursch.
Sie könnte doch fast seine Mutter sein….
Das stimmte nicht.
Nicht wirklich.
Zehn Jahre trennten uns.
Nicht ganz.
Und außerdem.
Ich sah selber noch wie ein Kind aus.
Fast.
Wir hätten gut zusammengepasst.
Mag sein.
Man hätte wohl nicht viel getuschelt.
Nicht wirklich.
Wer wusste schon, wie alt wir wirklich waren?
Wir zwei?
Kaum jemand.
Außer uns beiden.
Und das wäre doch egal gewesen…

Nein.
Nie hätte ich es zugegeben.
Lieber wäre ich gestorben.
Ich liebte dich so sehr.
Ich träumte von dir.
Ich träumte über dich.
Mit offenen Augen.
Und so selig in meinen Gefühlen.
Aber ich hätte es dir nie gesagt.
Nein.
Ich hätte mich geschämt.
Ich war doch bald dreißig Jahre alt.
Damals.
Wie dir sagen.
Ich will dass wir zusammen sind!
Hättest du gelacht?
Über mich?
Über mein Ansinnen?
Ich weiß nicht.
Ich habe es nie erwähnt.
Ich genoss nur jede Minute mit dir.
In deiner Gegenwart.
Bis wir auseinander gerissen wurden.
Unversehens.
Plötzlich waren wir getrennt…

Ich habe geweint um dich.
Du fehltest mir so.
Und dennoch wusste ich.
Wäre dir etwas an mir gelegen.
Du wärst schon gekommen.
Ganz sicher sogar.
Aber du kamst nicht.
Und ich weinte lange.
Ich wusste es schon.
Im Grunde konnte ich nicht zu dir stehen.
Ich liebte dich so sehr.
Weil ich nie fürchten musste dir zu gehören.
Ich schämte mich für meine Liebe zu dir.
Du warst ja noch so jung!
Und wegen dieser Scham mussten sich unsere Wege trennen.
Es war gar nicht anders möglich.
Heute würde ich zu dir stehen.
Ich rede es mir zumindest ein.
Denn wir werden uns nicht mehr sehen.
Und ich bin nicht mehr jung…

Von V.J. an A.D.

Vivienne

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