Der Käfer-Kult – Geschichten aus dem Cafe Steiner

Das „Cafe Steiner“ zählt auf seine Art und Weise ganz bestimmt zu den klassischen Stammlokalen in Wien, deren Gäste oftmals – wie man mit einem Augenzwinkern sagen kann – schon fast zum Inventarium gehören. Ein Beispiel dafür ist wohl auch Josef, ein rüstiger Rentner, der nicht weit vom Cafe entfernt wohnt und gerne am Abend auf einen „weißen Spritzer“ vorbeikommt. Josef war Zeit seines Lebens beim Magistrat der Gemeinde Wien mit Verwaltungstätigkeiten betraut gewesen. Er ist mittlerweile verwitwet und seine Kinder sieht er nicht häufig, da diese in Deutschland leben. Doch durch seine umgängliche Art würde sich kaum jemand Gedanken machen, daß Josef vereinsamen könnte.

Es kommt gar nicht mal so selten vor, daß Josef mit nostalgischen Erzählungen aus vergangenen Zeiten die Gäste des „Cafe Steiner“ unterhält. Man darf sich jetzt nicht vorstellen, daß Josef zu stark mit der Vergangenheit verhaftet wäre, doch ergeben sich doch Situationen wo gewisse Rückblicke zweifellos interessant sein mögen. So ergab es sich erst kürzlich, als ein Gast uns von seinem neuen Audi A4 vorschwärmte. Selbst hatte ich nie eine Leidenschaft für ein Auto empfinden können weshalb ich das Gespräch an der Schank auch nicht wirklich mitverfolgte. Mein Interesse begann schlagartig zu steigen, als Josef sich an „frühere Zeiten“ erinnerte und von seinem VW Käfer zu erzählen begann.

Ein knallroter VW Käfer wäre Mitte der Sechsziger Jahre sein erstes Auto gewesen, erzählte Josef. Mit seinen Schwiegereltern sollte damals ein Ausflug zum Großglockner unternommen werden, doch wollte ihm damals niemand glauben, daß man eine solche Bergtour auch mit einem 34 PS starken VW Käfer bewerkstelligen könne. Er hätte keine Zweifel an den Qualitäten seines fahrbaren Untersatzes gehabt und letztlich gab es bei dem Wochenendausflug auf den Großglockner auch keinerlei Probleme, wie uns Josef durchaus stolz versicherte.

Der VW Käfer hat mit über 21,5 Millionen erzeugten Exemplaren wohl eine beinahe unvergleichliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Die ersten VW Käfer wurden 1938 hergestellt, auch wenn die Idee eines „Volkswagens“ durchaus älter ist. Aber gerade in der Nachkriegszeit konnte sich der Käfer durchsetzen und prägte das Straßenbild. Sein Nachfolger, der VW Golf wurde erst 1974 auf den Markt gebracht wobei der VW Käfer dennoch bis 1985 von Volkswagen angeboten wurde. Auch mein eigenes erstes Auto, kurz nachdem ich den Führerschein 1989 bestanden hatte, war ein VW Käfer gewesen. Auch wenn dieses Auto damals nicht viel jünger als sein Lenker war gefiel mir als 18jähriger einfach der Kult um den Käfer. Heute, mehr als 20 Jahre später, sieht man aber wirklich nur mehr äußerst selten einen gepflegten Käfer im Straßenverkehr. Letztlich kann der Kult dann zu einem unverhältnismäßig teuren Hobby werden, wenn man die notwendige Instandhaltung und Erneuerung einrechnet.

Josef hatte seine Erzählungen über die Erlebnisse mit seinem VW Käfer fortgeführt und war durchaus auf großes Interesse bei anderenr Gästen des Lokals gestoßen. Bei mir selbst hat es dazu beigetragen, daß Erinnerungen an meine ersten Fahrerlebnisse mit dem ersten eigenen Auto wieder wach wurden. Schön war es, würde ich sagen …

Pedro

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3 Gedanken zu „Der Käfer-Kult – Geschichten aus dem Cafe Steiner“

  1. „Schlaumeier“ an Pedro: Wenn „Käfer“, dann entweder 24,5 PS (Brötchen-Fenster) oder 30 PS (Chocken-Knopf) oder 34 PS (Startautomatik) oder 40 PS (Mexico-Käfer) das letzte erhältliche Neumodel (mit Katalisator)! Gruß Tommi (Käfer-Fan)

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